Bernsteinaugen und Zinnsoldaten

gute Kopie mehr, was?“ Siamang ließ die Kamera fallen und trat mit dem Stiefel auf das zerbrechliche Objektiv. Er hob sie wieder auf und gab sie ihm zurück. „Zu dumm, daß Ihre Kamera bei Ihrem Sturz zerstört worden ist. Aber wir drehen einem Mann keinen Strick aus seinem Unglück, solange er sich kooperativ zeigt. Ich bin sicher, ich kann auf Ihre Zusammenarbeit vertrauen – bei entsprechender Gegenleistung, versteht sich?“
    Dartagnan bemühte sich, seine Stimme in die Gewalt zu bekommen. „Ist … ist er wirklich tot?“ Keine Gesellschaft würde einen Mord riskieren, hatte Sekka-Olefin gesagt …
    Siamang nickte, seine Hände bewegten sich unmerklich. Dartagnan sah den dunklen Schimmer von Metall. Siamang war bewaffnet. Eine Hochdruckpistole, nicht nachweisbares Gift. „Ich kann doch darauf vertrauen, nicht wahr, Red? Ich würde das gerne klären.“
    „Ich bin Ihr Mann, Boß“, flüsterte Dartagnan, ohne zu denken. „Mit Leib und Seele.“ Doch er dachte: Dafür wirst du in der Hölle schmoren, und wenn es das letzte ist, was ich tue.
    „Das dachte ich mir schon … Es war ein Unfall, er ist gestürzt. Er war zu anfällig, er hat sich schon zu lange im Raum aufgehalten. Ich habe ihn nicht töten wollen. Aber unter den gegenwärtigen Umständen spielt das ohnehin keine große Rolle. Wir werden einfach sagen, er lebte noch, als wir ihn verließen. Der Körper hier wird einfrieren, niemand wird mehr sagen können, ob er erst nach unserer Abreise herabfiel – wenn sich überhaupt jemand die Mühe einer Untersuchung macht. Und jeder kann sehen, daß er zuviel getrunken hatte.“
    „Ja … jeder.“ Der Wind zerrte wieder stärker an Dartagnans Gestalt, der Staub wirbelte unter seinen Füßen und nahm ihm die Stabilität.
    „Ich bin sicher, Sie können auch ohne Film einen bewegenden Bericht über unsere Mission abliefern – ein Porträt in Worten, wie dankbar der alte Mann war, vom erfolgreichen Abschluß unserer geschäftlichen Transaktion …“ Siamang strich über den Metallcontainer, den er an seinem Gürtel befestigt hatte. „Wenn Sie Ihre Arbeit überzeugend durchführen, werde ich Sie mehr als reichlich dafür belohnen.“ Dartagnan spürte die Augen des Aggressivlings mehr auf sich gerichtet, als er sie sah, da Siamangs Gesicht hinter dem Helmvisier verborgen war. „Was ist Ihr sehnlichster Wunsch, Red? Chef unserer Medienabteilung zu sein? Pilot der Gesellschaft? Vielleicht ein eigenes Schiff? Sagen Sie, es gehört Ihnen.“
    „Ein Schiff“, murmelte er verblüfft. „Ich möchte ein Schiff.“ Er dachte: Der kluge Geschäftsmann kennt seinen Kunden …
    „Abgemacht.“ Siamang beugte sich förmlich vor ihm und bot ihm eine behandschuhte Hand. Chaim nahm die Hand und schüttelte sie.
    Siamangs Fuß trat heftig gegen seine Krücke, und sie flog weg. Dartagnan landete flach auf dem Rücken im Staub.
    „Vergessen Sie nur nicht Ihre Position, Red. Und kommen Sie mir nicht auf dumme Ideen.“ Siamang wandte sich um und ging über die leblose Ebene wieder zu ihrem eigenen Schiff.
     
    Dartagnan rutschte auf dem Bauch in die Luftschleuse, wo er lange Sekunden keuchend liegenblieb, bevor er sich wieder aufrappeln konnte. Er legte den Anzug ab, nahm seine Krücke und trat hinter Siamang in den Kontrollraum. Das Bild von Mythili Fukinuki formte sich wie eine zerbrechliche Blüte in der Einsamkeit seines Verstandes. Er zwang sein Gesicht zu dankbarer Ausdruckslosigkeit und hoffte, es würde halten, als aus dem Bild Wirklichkeit wurde.
    Sie stand an der Konsole, hatte die Arme überkreuzt und hörte sich Siamangs flinke Lügen kommentarlos an. Chaim betrat die überfüllte Kabine. Sie sah ihn an, während Siamang sagte: „War es nicht so, Red?“
    „Schätze schon, Boß.“ Er nickte, war aber nicht sicher, was er gerade bekräftigt hatte. Er blieb sorgsam balancierend stehen, während ihr Blick ihn wie ein Schlag traf.
    „Ich befürchte, es war nicht ganz so, Demarchos Siamang.“ Mythili entfernte sich von der Konsole, und ihr Blick unversöhnlichen Hasses begegnete dem verständnislosen Blinzeln Siamangs. Plötzlich glitzerte ein winziges Messer in ihrer Hand. „Da wäre zum Beispiel noch Mord.“ Sie erhielt die Befriedigung, Siamangs Selbstbewußtsein bröckeln zu sehen. „Mir gefiel nicht, was Sie mit Ihrem Vater besprochen haben, daher habe ich Ihren Helmfunk überwacht. Ich habe alles gehört …“ Sie sah wieder zu Dartagnan und dann weg. „Und ich werde alles enthüllen, wenn