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Bertelsmannrepublik Deutschland: Eine Stiftung macht Politik (German Edition)

Bertelsmannrepublik Deutschland: Eine Stiftung macht Politik (German Edition)

Titel: Bertelsmannrepublik Deutschland: Eine Stiftung macht Politik (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Schuler
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Spenden zurück. Als Wössner zwei Jahre später im Dezember 1999 der Neuen Westfälischen ausführlich Rede und Antwort stand, sagte er: »Es ist eine Gütersloher Tugend, sparsam zu sein. Wir haben nicht genügend Patenschaften verkaufen können.« Statt den erzielten fünfzehn Patenschaften habe er auf fünfzig gehofft. Das Ziel, innerhalb von fünf Jahren 10 Millionen Mark als Mindestkapital zu sammeln, werde man nicht erreichen.
    War es ein Fehler, die Stadt Stiftung in den Räumlichkeiten der Bertelsmann Stiftung unterzubringen? Ist die Nähe zum bestimmenden Unternehmen am Ort problematisch und hält das Engagement von Bürgern ab? Wössner hielt die Nähe für unproblematisch: »Die Stadt Stiftung wäre anders nicht zustande gekommen.« Die Stadt Stiftung gebe sich große Mühe, volksnah zu bleiben. Wössner meinte, keines der Projekte sei abgehoben, und fand es ungerecht, Bertelsmann negativ zu assoziieren. Er verstehe aber auch »die Berührungsängste mit dem Glaspalast und der Bertelsmann Stiftung, von der man hört, dass alle Staatsmänner dort verkehren. Da geht natürlich der normale Bürger nicht so gerne hin.« Aber mit einem Umzug in die Stadt wolle man die Herzen der Bürger erobern.
    Doch ausgerechnet wenige Monate später stand die Stadt Stiftung in der Kritik; es ging um die Folgen einer Spende von Mark Wössner. Er hatte 1998 zu seinem 60. Geburtstag 1,3 Millionen Mark gespendet – 300 000 für den Umbau des Wasserturms zu einem Jugendzentrum und eine Million für Jugendprojekte. Im März 2000 genehmigten die Stadträte einen Zuschuss für den Betrieb eines Jugendcafés nur widerwillig, weil der Träger 60 000 Mark Zuschuss von der Stadt forderte – sonst könne er den Betrieb nicht aufrechterhalten. Volker Richter (SPD) beklagte, es könne nicht sein, dass die Stadt Stiftung eigenmächtig Jugendpolitik betreibe, sich mit dem Erreichten »im Rampenlicht der Öffentlichkeit schmücke« und die Stadt dann vor vollendete Tatsachen stelle. Das Geld werde auch in anderen Stadtteilen dringend gebraucht.
    Michael Vormann (CDU) verursachte das Vorgehen der Stadt Stiftung »erhebliche Bauchschmerzen« und er sagte: »Wenn ein Privatmann stiften will oder sich selbst ein Denkmal setzen möchte, ist dagegen natürlich nichts einzuwenden, wenn es der Stadt nützt. Aber erst zu schenken und dann mit einem Bollerwagen hinterher zu kommen und die Hand aufzuhalten, ist äußerst fragwürdig.« Dabei hatte Wössner nur getan, was Mohn auch immer tat: anstoßen und anfinanzieren – dann müssen die anderen sehen, wie sie damit zurechtkommen.

Der Streit um die Bürgerbank
    Heute hat die Stadt Stiftung ihre Geschäftsstelle am Alten Kirchplatz. Einst wohnte auch Carl Bertelsmann – der Gründer des Unternehmens – an diesem Platz. Sein Haus brannte nieder. Gerettet wurde nur ein Balken, der heute die Hauptverwaltung des Unternehmens schmückt. Der Alte Kirchplatz vor der Apostelkirche liegt im Zentrum von Gütersloh. Es ist nicht der schönste Fleck in der Stadt, aber ein historischer Platz und als ehemaliger Friedhof strahlt er Ruhe und Besinnung aus. Ein Ort zum Innehalten und wie geschaffen für eine Bank. Im Jahr 2006 beauftragte die Stadt Stiftung den Künstler Jürgen Pukies, eine Installation für diesen Platz zu schaffen. Die Stadt Stiftung feierte 2006 ihr 10-jähriges Bestehen und wollte mit einer symbolischen Sitzgelegenheit die Verbundenheit mit den Bürgern und der Bürger untereinander zum Ausdruck bringen. Es war ein »Geschenk« der Stiftung an die Stadt und ihre Bürger und deshalb drang von den Plänen zunächst nichts an die Öffentlichkeit. Es sollte eine Überraschung sein.
    Pukies reiste im April 2006 nach Gütersloh und nahm den Platz in Augenschein. Pukies ist Medienkünstler und seine Installation sollte keine gewöhnliche Bank werden. Er schafft Objekte, die Ideen sichtbar machen. Er sprach von einem »Sitzobjekt«. An einem schlichten anthrazitfarbenen Betonsockel sollten 220 Edelstahllamellen, von Spendern für je 500 Euro erworben, nach und nach die Sitzflächen ergeben. Die Bank würde vollendet sein, sobald alle Lamellen verkauft wurden. Das Kapital der Stiftung würde dann um 110 000 Euro aufgestockt sein.
    Die Stadt Stiftung wollte damit ein Symbol schaffen, das ins Auge fällt, und sieht dahinter die Gemeinschaft. Aber was sieht die Gemeinschaft? Was sehen die Bürger? Wessen Idee ist die Bürgerbank? Als die Pläne für die Skulptur öffentlich wurden, fühlten sich viele

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