Bertelsmannrepublik Deutschland: Eine Stiftung macht Politik (German Edition)
Stiftung sei ein Beispiel für gelebte Demokratie. Der ehemalige Ministerpräsident von NRW, Wolfgang Clement, sagte in seiner Festrede: »Ich habe großen Respekt vor dem Anstoß, den Reinhard Mohn vor zehn Jahren gegeben hat. Mohns Initiative hat zu einer Bewegung in ganz Deutschland geführt.« Die Stiftungsmacher nannte er »Mutmacher für das Land«.
Die Feier strahlte Harmonie aus, auch weil zu ihr der Vorsitzende des Gründungskuratoriums der Stadt Stiftung, Mark Wössner, eigens aus München angereist war. Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen ließ mitteilen, die Stadt Stiftung Gütersloh habe Beispielhaftes geleistet. Bürgermeisterin Maria Unger sagte: »Hätte Reinhard Mohn die Stiftung nicht geschaffen, man müsste sie erfinden.« Die Stadt Stiftung war in zehn Jahren reich geworden. Das Kapital ist auf immerhin 4,5 Millionen Euro gewachsen. Mehrere Bürger wollen der Stiftung hohe Summen vererben. Die Stadt Stiftung kümmerte sich um dreißig Projekte, um Essensversorgung an Grundschulen und Kindergärten, veranstaltete einen Nachmittag für pflegende Angehörige und Ähnliches mehr.
Ist der Verdacht, die Stadt Stiftung sei der verlängerte Arm der Bertelsmann AG oder der Bertelsmann Stiftung gerechtfertigt? Wixforth gibt zu, dass Bertelsmann anfangs als zu einflussreich wahrgenommen worden sei. »Aber jetzt ist das kein Thema mehr«, versichert er. Jetzt habe man genügend Distanz. Im Vorstand, der die Geschäfte führt, die Stiftung vertritt und die Projekte durchsetzt, sitzen drei Leute: Anette Singenstroth, die Leiterin der Abteilung Buchhaltung und Steuern der Bertelsmann Stiftung, außerdem seit 1996 als Geschäftsführer Michael Jacobi, ein ehemaliger leitender Manager der Drucksparte Mohndruck der Bertelsmann AG, und Gerd Wixforth, der sich selbst als »Freund und Nachbar von Liz Mohn« bezeichnet.
Jacobi schied nicht im besten Einvernehmen von Mohndruck, aber das wusste ja niemand, als er von Wössner im Auftrag von Mohn angesprochen wurde. Von außen wird Jacobi als Bertelsmann-Import wahrgenommen. Förderlich war sicher auch, dass seine Frau Clubmeisterin im Golfclub war und unter den reichen Güterslohern gut vernetzt ist. Dazu muss man wissen, dass der Golfclub Treffpunkt der reichen Gütersloher sowie ein Sammelpunkt für leitende und ehemals leitende Bertelsmann-Manager und ihre Frauen ist. Gerd Wixforth schließlich war Stadtdirektor von Gütersloh und hatte einst Liz und Reinhard Mohn getraut. Seine Frau war früher mit Mark Wössner verheiratet gewesen, dem ehemaligen Chef der Bertelsmann AG und der Bertelsmann Stiftung.
Wixforth selbst bezog, wie bereits angesprochen, nach seiner Pensionierung ein Büro in der Bertelsmann Stiftung und arbeitete dort bis 2004 zum Thema Reform der Verwaltung. Als er siebzig wurde und ausschied, veranstaltete die Stiftung ein Symposium zum Thema »Innovation und Region«, bei dem Wolfgang Clement, Ministerpräsident Peer Steinbrück, Unternehmensberater Roland Berger, Liz Mohn, Bertelsmann-Chef Gunter Thielen und der Chef der Bertelsmann Stiftung, Heribert Meffert, Vorträge hielten. Wixforth selbst sieht sich allerdings nicht als jemand, der der Bertelsmann Stiftung zu nahe stehe, und betont: »Ich bin unabhängig.«
Aber er sagt auch, dass Immanuel Hermreck nicht mit Bertelsmann in Verbindung gebracht werden könne, sondern als Gütersloher Bürger in der Stadt Stiftung engagiert sei. Hermreck sitzt heute im Kuratorium der Stadt Stiftung, dem Gremium, das über die Einhaltung der Stiftungszwecke wacht. Hermreck ist im Hauptberuf Konzernpersonalchef und damit einer der bekanntesten und wichtigsten Manager der Bertelsmann AG. Weiter sitzt im Kuratorium Liz Mohn als Vertreterin der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe. Die Stadt Stiftung nennt sie auf ihrer Website nur in dieser Funktion. Das ist eigenartig, denn in Gütersloh weiß freilich jeder, dass sie die Chefin der Bertelsmann Stiftung ist. Weiter führt die Stadt Stiftung als Kuratoriumsmitglied mit Jimmy A. Schmied eine »sozial engagierte Bürgerin« auf. Liz Mohn bezeichnet Jimmy A. Schmied als ihre beste Freundin. Ihre Tochter Alexandra Schmied und ihr Schwiegersohn Peter Walkenhorst sind beide in der Bertelsmann Stiftung angestellt und betreuen dort das Thema Bürgerstiftungen. Weiterhin ist Mark Wössner im Kuratorium vertreten, der ehemalige Vorstandsvorsitzende der Bertelsmann Stiftung.
Im Beirat, der Kuratorium und Vorstand bei der Umsetzung der Stiftungsziele berät, sitzt
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