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Bertelsmannrepublik Deutschland: Eine Stiftung macht Politik (German Edition)

Bertelsmannrepublik Deutschland: Eine Stiftung macht Politik (German Edition)

Titel: Bertelsmannrepublik Deutschland: Eine Stiftung macht Politik (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Schuler
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Bürger überrannt. Sie kritisierten später, dass sie selbst nicht gefragt wurden. Das sei ein Fehler gewesen, sagt Pukies heute. 4 »Die Stadt Stiftung hat zu wenig kommuniziert.« Pukies wurde in Bielefeld geboren und lebt in Detmold. Im Jahr 2000 gestaltete er im Auftrag von Bertelsmann die Eröffnungsveranstaltung auf der Weltausstellung Expo in Hannover künstlerisch. Sonst verbindet ihn kaum etwas mit Bertelsmann.
    Für die erste Präsentation der Stadt Stiftung fertigte Pukies ein kleines Stück Bank. Liz Mohn war eine der Ersten, die eine Lamelle kaufte und so 500 Euro stiftete. Mehr als 100 Bürger folgten ihrem Beispiel, sodass am Ende rund die Hälfte der 220 Lamellen verkauft worden waren und die Stiftung immerhin rund 50 000 Euro eingenommen hatte. Die Bertelsmann Stiftung veröffentlichte ein Bild von der öffentlichen Präsentation der Idee der Bürgerbank in ihrem Jahresrückblick 2006, als habe sie besonderen Anteil daran, dass es zu dieser Idee der Bürgerbank kam. Warum nicht? Tatsächlich hatte sie einigen Anteil daran. Ohne Reinhard Mohn und die Bertelsmann Stiftung gäbe es schließlich keine Stadt Stiftung in Gütersloh.
    Wahrscheinlich fragten sich etliche Bürger, ob die Bürgerbank vielleicht auch eine dieser segensreichen Ideen der Bertelsmann Stiftung war, eines dieser Geschenke, gegen die sich die Stadt kaum zur Wehr zu setzen traut. Zu mächtig, zu wichtig, zu einflussreich und zu gut vernetzt ist die Bertelsmann Stiftung in Gütersloh. Und viele sehen in der Stadt Stiftung nicht ganz zu Unrecht einen Wurmfortsatz der Bertelsmann Stiftung. Hatte sie nicht nach ihrer Gründung jahrelang aus dem Gebäude der Bertelsmann Stiftung heraus operiert? Beschäftigt sie nicht ehemalige Mitarbeiter der Stiftung? War es nicht ein Pilot- und Vorzeigeprojekt von Reinhard Mohn, mit dem er die Überlegenheit seines Ansatzes, den Import von Ideen aus dem Ausland – er nennt es Lösungen – demonstrieren wollte?
    Eine Überraschung war die Installation tatsächlich – vor allem für die Nachbarn, die sich übergangen fühlten. Die Interessengemeinschaft Historischer Stadtkern wusste bis zur feierlichen Enthüllung des Modells am 7. Dezember 2006 nichts von der 15 Meter langen Idee. In der Interessengemeinschaft (IG) Historischer Stadtkern hatten sich dreißig Anlieger zusammengeschlossen, die seit Jahren für die Beruhigung der Kirchstraße kämpften und sich nun übergangen fühlten. Sie hatten seit Jahren einen eigenen Gestaltungsplan für den Kirchplatz in der Schublade liegen und kritisierten das kühle Material, die eckigen Form und die überdimensionierte Länge des geplanten Sitzobjekts. Das alles passe nicht zu dem Platz.
    Doch über den Standort wollte die Stadt Stiftung nicht verhandeln, wie ihr Geschäftsführer Michael Jacobi sagte. »Die Bürgerbank als Symbol für die Arbeit der Stadt Stiftung steht am Alten Kirchplatz. Dort nahm die Stadtentwicklung ihren Anfang und aus diesem historischen Zentrum heraus wollen wir die Zukunft der Stadt mitgestalten«, hieß es in einer Werbebroschüre. Vom Vorschlag, die Bank in einer anderen Form zu gestalten und sie in mehreren Elementen auf dem Platz zu verteilen, wollte die Stiftung nichts wissen, weil »das Kunstwerk als Einheit zerstört« wäre, wie Jacobi sagte. Zudem seien bereits 105 Lamellen verkauft und die ersten Namensgravuren der Spender in Auftrag gegeben. Von den Plänen der IG, den Platz zu einer »Oase der Innenstadt« umzugestalten, habe man nichts gewusst, bedauerte Jacobi. Das Projekt sei mit der Kirchengemeinde als Grundstücksinhaberin abgesprochen worden, auch der Gestaltungsbeirat habe zugestimmt. »Insofern war aus unserer Sicht alles getan.«
    Sechs Monate suchte die Stadt Stiftung nach einem Kompromiss. Am Ende beschloss sie, die Bank dort aufzustellen, wo sie ursprünglich hin sollte. Das empfanden viele Bürger als dreist. Es gab Proteste und erboste Leserbriefe. Wochenlang ging der Streit hin und her. Am Ende gab die Stadt Stiftung entnervt auf. Statt ein Gefühl der Gemeinschaft zu erzeugen, hatte sie die Bürger entzweit. Die Bank war »ein sehr modernes Kunstwerk«, wie der Chef der Stiftung, Gerd Wixforth, heute sagt. Wixforth befand, dass man die Bank zwar rechtlich durchsetzen könnte, dann aber bei den Bürgern verlieren würde. »Die Stiftung stand die ganze Zeit in der Diskussion«, sagt Wixforth. »Das war nicht gut. Sie sollte nicht in der Diskussion sein.«
    Der Künstler Jürgen Pukies hat die Skulptur nie

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