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Bertelsmannrepublik Deutschland: Eine Stiftung macht Politik (German Edition)

Bertelsmannrepublik Deutschland: Eine Stiftung macht Politik (German Edition)

Titel: Bertelsmannrepublik Deutschland: Eine Stiftung macht Politik (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Schuler
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neben Gerd Wixforth Heinz Generotzky, der Direktor der Commerzbank AG in Gütersloh. Auch er und seine Bank sind eng mit Bertelsmann verbunden, weil sie die Ausgabe und den Rückkauf der Genussscheine der Bertelsmann AG bearbeitet – für die Bank ein wichtiges Geschäft.
    Wer diese personellen Verflechtungen kennt – und Gütersloh ist zu klein, als dass man sie nicht kennen würde –, den muss erstaunen, dass man denken könnte, die Stadt Stiftung sei nicht von Bertelsmann und der Bertelsmann Stiftung dominiert. Bezeichnend ist vor allem, dass ausschließlich ehemalige und amtierende Mitarbeiter von Bertelsmann und der Bertelsmann Stiftung die Geschäfte führen – darunter seit 2006 die Buchhalterin der Stiftung, Anette Singenstroth, die für Finanz- und Steuerfragen zuständig ist. Enger könnte die Kontrolle kaum sein. Einige Gremienmitglieder haben nichts mit Bertelsmann zu tun, aber Bertelsmann dominiert.
    Die Stadt Stiftung gilt als einzige Bürgerstiftung in Deutschland, die top-down, also von oben herab, gegründet wurde. Sie ist – darin liegt die Ironie – eine Stiftung, die den Bürgern verordnet worden ist. Eine Erfolgsgeschichte sicher, denn sie hat genügend Geld, um ihre Projekte zu finanzieren. Aber gelebte Demokratie? Eher das Gegenteil oder zumindest verordnete Demokratie. Sie ist die einzige Bürgerstiftung, die diesen Namen nicht trägt. Mohn, der immerzu von Gemeinschaft sprach, verordnete den Namen Stadt und ließ die Bürger, um die es ihm doch angeblich ging, somit außen vor. Der Name Stadt Stiftung hat sich nicht durchgesetzt, mehr noch: ihre Konzeption hat sich in Deutschland nicht durchgesetzt.
    Um sich, wie Wixforth sagt, bewusst von Bertelsmann abzugrenzen, nannte sich die Stadt Stiftung im Sommer 2010 um in Bürgerstiftung. Die Namensumbenennung markiert einen Bruch mit der Tradition. Ein Zeichen, dass sie sich endgültig von ihrem Gründer Reinhard Mohn löst? Die Namensgebung, die auf Reinhard Mohn zurückgeht, sei immer etwas missverständlich gewesen, sagt Wixforth. »Viele glaubten nicht zu Unrecht, dass die Stadt Stiftung mit der Stadt zu tun hat und von ihr kontrolliert oder finanziert werde. Das ist falsch. Der Eindruck mag aber auch durch meine Person entstanden sein, weil ich ja davor als Stadtdirektor amtierte. Auch wir haben uns schwer damit getan und lange gebraucht, bis wir uns jetzt zu der Änderung durchgerungen haben.«
    Weiterhin löse sich Liz Mohn von ihrem Gremienposten und habe zugestimmt, ihren Platz freizumachen. Werden nun die Bürger entscheiden, wer ihr nachfolgt? Wird ein »normaler« Bürger ihren Platz einnehmen? Jemand, der nichts mit Bertelsmann zu tun hat? Wandelt sich die Stadt Stiftung nun zu einer echten Bürgerstiftung? Nicht wirklich. Liz Mohn entschied, dass ihr Sohn Christoph ihren Platz einnehmen soll. Die Verantwortlichen der Stadt Stiftung stimmten dem Vorschlag freudig zu. Schließlich würde man ungern auf ein Mitglied der Familie Mohn verzichten.

13. »Licht aus« im Showroom der Reichen? Der Druck von innen und außen steigt
    Wiebke Priehn wunderte sich zu Beginn ihres Jurastudiums an der Hamburger Universität über all die Reformen, die an der Universität durchgeführt wurden. »Ich hab’ mich gefragt, wie kommt das eigentlich zustande«, sagte sie und fing an zu recherchieren. Sie »durchleuchtet die einzelnen Akteure« in den verschiedenen Gremien, wie sie dem Bayerischen Rundfunk im Februar 2010 sagte, und sie fragte nach den dahinter stehenden Interessen. Sie kam zu dem Ergebnis, »dass Bertelsmann die Spinne im Netz ist«.
    2005 organisierte Wiebke Priehn den ersten Anti-Bertelsmann-Kongress. Aus den E-Mails der Teilnehmer fertigte sie eine Anti-B-Mailingliste. Später baute sie einen Internetauftritt und initiierte weitere Kongresse. Priehn avancierte damit zu einer der eifrigsten Kritikerinnen, die sich zum Stachel im Fleisch der Bertelsmann Stiftung entwickeln. Priehn sammelte in wenigen Monaten zahlreiche Mitstreiter um sich. Sie sagt: »Was ich an Bertelsmann kritisiere, ist, dass da ein Medienkonzern dahinter steht, was eine ziemlich einmalige Konstellation ist, dass so eine Beratungseinrichtung Europas größten Medienkonzern im Rücken hat.« Damit übe Bertelsmann einen gewaltigen Druck auf alle aus, die mit der Stiftung zu tun haben. Dass Fachbereiche und Universitäten nun aus dem Ranking des CHE aussteigen, sieht Priehn auch als den Erfolg ihrer Arbeit an.
    Wissen und Kompetenz der Kritiker sind sehr

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