Bertelsmannrepublik Deutschland: Eine Stiftung macht Politik (German Edition)
Brademas, ein ehemaliges Mitglied des amerikanischen Kongress, Shepard Forman, Direktor des internationalen Programms der einflussreichen Ford Foundation in New York, John J. Deeney von der Chinese University of Hong Kong, Akira Iriyama, Präsident der Sasakawa Peace Foundation in Tokio.
Viele der Anwesenden waren, so bedeutsam ihre Namen und die Institutionen, die sie vertreten, klingen, nur Eingeweihten bekannt. Warum beispielsweise Mrs Randolph Hearst, Geschäftsführerin des New Yorker Buchverlags Hearst Books, teilnahm, bleibt Geheimnis der Organisatoren und ließ bei manchem Teilnehmer insgeheim den Eindruck entstehen, solche Veranstaltungen dienten vielleicht nicht nur Stiftungszwecken. Andererseits ist durchaus möglich, dass es der Stiftung schlicht um Kontakte ging – um Networking. Der amerikanische Stiftungsexperte Joel L. Fleishman war immer besorgt, dass die Stiftung sich vom Unternehmen instrumentalisieren lasse, erinnert sich Graf Strachwitz an entsprechende Gespräche. 1 Eine Person aber ragte aus der Liste der Anwesenden heraus. Es ist Bundespräsident Roman Herzog. Dass er ein besonderer Gast für die Stiftung war, zeigte sich daran, dass er nach Werner Weidenfeld und Reinhard Mohn den Hauptvortrag hielt. Herzog sprach über die »Bedeutung von Stiftungen in unserer Zeit«. Natürlich war auch dieses Thema mit Mohn abgesprochen.
Reinhard Mohn legte in seiner Rede einmal mehr dar, was ihn zur Gründung der Stiftung veranlasst hatte. Er erwähnte, dass er nach dem Krieg nicht studieren konnte, aber schnell viel lernen musste und dass er lernte, »den Kontakt zu den Besten« zu suchen und sie nach Lösungen zu fragen. Was hat die Besten zu dem gemacht, was sie sind? Mohn sprach von seinem »Wunsch, bei der Besserung der Dinge behilflich zu sein«, von »der Verpflichtung, in der jeder von uns gegenüber der Gemeinschaft steht«. Er benannte »Schwachpunkte unserer gesellschaftlichen Ordnungsstrukturen«, die die operative Stiftungsarbeit notwendig machten. Er benutzte Redewendungen wie »im Dienste gesellschaftlicher Innovation« und »aus Gründen der Gemeinschaftsverpflichtung und der Unternehmenskontinuität«. Die Botschaft seiner Rede brachte er wie folgt auf den Punkt: »Aus dem Gefühl der Verpflichtung gegenüber der Gemeinschaft habe ich vor zwei Jahrzehnten die Bertelsmann Stiftung gegründet.«
Vermutlich war den Anwesenden längst klar geworden, dass diese Tagung Mohns Handschrift trug, spätestens als er sagte: »Im Sommer dieses Jahres feiere ich einen besonderen Geburtstag, zu dem ich mir als nützliches und wertvolles Geschenk die Veranstaltung dieses Symposiums gewünscht habe.« Er schloss: »So danke ich Ihnen für Ihre Teilnahme und Mitwirkung. – Ich danke Ihnen persönlich ganz herzlich für dieses wunderbare Geburtstagsgeschenk.« Die Kosten dafür übernahmen freilich weder die Teilnehmer, die Mohn angeblich das Geschenk machten, noch Familie Mohn oder Bertelsmann. Die Kosten trug die Stiftung – und damit zum großen Teil die Allgemeinheit. Sie schenkte Mohn auf seinen Wunsch hin das Symposium. Nur weiß die Allgemeinheit nichts davon.
Höhepunkt und Abschluss der Konferenz war die Rede des Bundespräsidenten. Man könne Mohn »nicht besser gerecht werden als dadurch, dass man über die beiden Eigenschaften nachdenkt, die sich in diesem Mann vereinigen: unternehmerische Dynamik und Dienst am Gemeinwohl«, sagte Herzog. Mit der ihm eigenen Ironie spielte er auf das magere Budget seines eigenen Amtes an und sagte, ihn interessiere das Thema operative Stiftungen, aber der Bundespräsident könne mit einer solchen konzeptionellen Konferenz »nicht konkurrieren« und deshalb habe er sich entschlossen, nach Gütersloh zu kommen: » If you can’t beat them, join them .« Mit anderen Worten: auch der Bundespräsident muss sich den finanziellen Gegebenheiten beugen. Wer das als leise Distanzierung versteht, täuscht sich. Herzog hielt, was Mohn und die Stiftung sich von seiner präsidialen Geburtstagsglückwunschrede versprochen hatten. Er nannte die beiden Eigenschaften, die er Mohn zuschrieb, also unternehmerische Dynamik und Dienst am Gemeinwohl, »Blut in den Adern der freiheitlichen Bürgergesellschaft, Quelle ihrer Lebensfähigkeit, Bedingung ihrer Existenz«.
Der Bundespräsident sagte außerdem: »Operative Stiftungen sind gewiss nicht der Deus ex machina , der alle Probleme unserer Zeit mit einem Schlage löst. Aber sie sind ein Signal dafür, dass es auch anders
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