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Berthold Beitz (German Edition)

Berthold Beitz (German Edition)

Titel: Berthold Beitz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Käppner
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Museum in Lausanne zu sammeln, das 1993 eröffnet wird. Dort brennt nun das olympische Feuer als Symbol einer jahrtausendealten Idee. Die Zeitschrift Sporthilfe macht deren Verfechter Beitz rückblickend ein schönes Kompliment: »Als hoher Funktionsträger hat er stets verstanden, nie zum Funktionär zu werden. Er wirkte, ohne sich vom Apparat schlucken zu lassen.«
    An einem wechselhaften Junitag des Jahres 2009 steht Berthold Beitz an der Kieler Förde. Es ist Kieler Woche. Am Kai liegt die 1966 in Dienst gestellte Germania VI , die schön geschwungene Segelyacht, die Alfried Krupp 1963 hat bauen lassen. Das Segeln übrigens, für den Jungen in Stralsund einst das große Abenteuer, hat Beitz erst nach Alfried Krupps Tod 1967 wieder aufgenommen. »Ich bin zusammen mit ihm auf der Germania VI gesegelt, aber nicht selbst: Man soll nie das Hobby seines Chefs haben.« Alfried habe schon immer gern »die Number One sein wollen«, und für den Firmenherrn waren die Fahrten mit den Germania- Yachten eine Weltflucht, die er gegen Ende seines Lebens immer öfter suchte.
    Beitz hängt so sehr an dem Schiff, das die Stiftung 1971 übernommen hat, dass er es praktisch neu bauen lässt, nachdem ein Sturm das Boot 1989 schwer beschädigt hat. Es ist ein gediegenes, charaktervolles Schiff, keine Luxusyacht. Viele illustre Gäste sind hier schon an Bord gewesen, russische Diplomaten, deutsche Ministerpräsidenten wie Johannes Rau und Bundeskanzler wie Helmut Schmidt. Am 13. August 2007, dem 100. Geburtstag Alfried Krupps, enthüllt Beitz eine Büste des Jubilars vor dem Gebäude des Kieler Yacht Clubs, das jetzt »Alfried Krupp-Haus« heißt. Hier hat nicht nur der traditionsreiche Segelclub seinen Sitz, sondern hier firmiert auch das renommierte Hotel »Kieler Yacht Club«. Das Gebäude ist eines der wenigen würdevollen alten Häuser, die noch an der Förde stehen, und geht zurück auf eine Krupp’sche Gründung um 1900. Es hat schwer unter Bausünden und einem langen Niedergang gelitten. Als sein Eigentümer, der Kieler Yacht Club, 2006 in eine finanzielle Schieflage gerät, hilft Beitz. Die Firma ThyssenKrupp erwirbt das Gebäude und widmet es dem Andenken an die maritimen Wurzeln der Firma und ihrer Eigentümer an der Kieler Förde. Sie lässt das Gebäude in den folgenden Jahren grundlegend sanieren. 2009 steht das Hotel nun wieder da, leuchtend weiß wie einst, und vor ihm weht die Fahne mit den drei Ringen.
    Als Regenschlieren über der Förde niedergehen und die Wellen höher schlagen, verschwinden die kleineren Boote von der Förde. Draußen ziehen die großen Windjammer vorbei, darunter die russische Sedorf, ein Viermaster, den noch die Krupp’sche Germania-Werft gebaut hat. Das Wetter wird schlechter. In Beitz’ Entourage kommt die Frage auf: Lohnt das? Wollen wir wirklich segeln? Schafft er das? Aber Beitz lacht. »Na klar«, sagt er, »wir segeln.«

Eine Art Heimkehr: Berthold Beitz und die DDR
    Der Generalsekretär ist nicht der Mann, der für sein leutseliges Wesen bekannt wäre. Aber an diesem sonnigen Spätsommertag des Jahres 1982 ist er im Rahmen seiner Möglichkeiten geradezu ausgelassen. An nichts soll es den Gästen aus dem Westen mangeln, ruft Erich Honecker: »Für Sie, meine Herren, ist etwas Schönes vorbereitet: Eine Seerundfahrt! Breschnjew hat gesagt, daß es für ihn nichts Schöneres gebe.« Am Abend strahlt das Jagdhaus Hubertusstock wie zu feudalen Zeiten, als es der preußische König Friedrich Wilhelm IV . in der Schorfheide zu Ehren seiner Münchner Gattin im altbayerischen Stil errichten ließ, mit so vielen Geweihen dekoriert, dass man um die Hirschbestände fürchten musste. Die Runde sitzt bis Mitternacht an festlich gedeckten Tischen; gereicht werden, auf Meißner Porzellan mit Weinlaubmotiven, Eier mit Lachskaviar, Gänsekeulen, Wildsteak »Hubertus«, warmer Zwiebelkuchen, Weißwein aus Meißen und Wodka aus dem großen sozialistischen Bruderland. Und so haben nun neben Berthold Beitz, von der DDR -Presse stolz aufgezählt, Stiftungskurator Hans Leussink, der ehemalige nordrhein-westfälische Ministerpräsident Heinz Kühn und Vorstandschef Scheider Platz genommen; auf der Tischseite der Gastgeber sitzen unter anderem Wirtschaftsminister und ökonomischer Chefplaner Günter Mittag, Außenhandelsminister Gerd Beil, Staatssekretär Alexander Schalck-Golodkowski – und natürlich Erich Honecker. Der Star unter den Gästen weiß die Aufmerksamkeiten zu schätzen. »Ich fühlte mich

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