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Bertrams Hotel

Bertrams Hotel

Titel: Bertrams Hotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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also sagen: Die Sache hat nichts zu bedeuten. Aber wissen Sie, wie seine Nummer lautet? CMG 265. Ziemlich ähnlich, wie? Gerade die Zahlen, die man leicht verwechselt, wenn man sich an eine Autonummer erinnern will.«
    »Tut mir leid«, sagte Sir Ronald, »aber ich verstehe nicht ganz…«
    »Es gibt eigentlich auch nichts zu verstehen«, unterbrach ihn Chefinspektor Davy. »Nur war die Zahl der tatsächlichen Autonummer sehr ähnlich, ja? 265 – 256 CMC Wirklich ein bemerkenswerter Zufall, dass ein Morris Oxford der gesuchten Farbe zur Stelle war, mit einer etwas verdrehten Nummer und einem Fahrer, der dem Eigentümer des Wagens aufs Haar glich.«
    »Meinen Sie…«
    »Nur eine kleine Verschiebung der Zahlen. Ein Beispiel für einen ›absichtlichen Fehler‹. Fast scheint es so.«
    »Tut mir leid, Davy. Ich komme immer noch nicht dahinter.«
    »Vielleicht steckt auch nichts dahinter. Wir haben da einen Morris Oxford, CMG 256, der zweieinhalb Minuten nach dem Banküberfall die Straße entlangfährt, und darin erkennt der Bewährungshelfer Richter Ludgrove.«
    »Wollen Sie damit andeuten, dass es tatsächlich Richter Ludgrove war? Na, hören Sie mal, Davy.«
    »Nein, ich behaupte nicht, dass es Richter Ludgrove war und dass er sich an einem Banküberfall beteiligte. Er wohnte in Bertrams Hotel in der Pond Street und war zur gleichen Zeit im Gerichtshof. Alles eindeutig bewiesen. Ich sage nur: Die Autonummer, der Autotyp und die Identifizierung durch einen Bewährungshelfer, der den alten Ludgrove ziemlich gut vom Sehen kennt, stellen eine Art Zufall dar, der eigentlich etwas bedeuten sollte. Offenbar hat es aber nichts zu sagen. Schade.«
    Comstock räusperte sich, ein wenig beklommen.
    »Dies erinnert mich an eine ähnliche Episode im Zusammenhang mit dem Juwelenraub in Brighton. Es handelte sich dabei um irgendeinen alten Admiral. Sein Name ist mir entfallen. Eine Frau behauptete mit Bestimmtheit, ihn als eine der Personen am Tatort erkannt zu haben.«
    »Und er war es nicht?«
    »Nein, er hat sich an dem Abend in London aufgehalten. Nahm an einem Festessen der Marine teil, glaube ich.«
    »Übernachtete er in seinem Klub?«
    »Nein, er verbrachte die Nacht in einem Hotel – glaube, es war dasselbe, das Sie gerade erwähnten, Vater. Bertrams, nicht wahr? Ruhiges Haus. Viele alte Käuze aus der Armee und der Marine verkehren dort, glaube ich.«
    »Bertrams Hotel«, murmelte Chefinspektor Davy nachdenklich vor sich hin.

5
     
    M iss Marple erwachte früh, weil sie es so gewohnt war, nicht, weil sie ihr Bett schlecht fand. Es war sogar höchst bequem.
    Sie trippelte zum Fenster und zog die Vorhänge auf, und ein wenig blasses Londoner Tageslicht fiel herein. Vorsorglich knipste sie das elektrische Licht an. Ein sehr hübsches Zimmer hatte man ihr gegeben, wiederum ganz im Stil des Bertrams. Eine Tapete mit Rosenmuster, eine große, auf Hochglanz polierte Mahagonikommode und ein dazu passender Ankleidetisch. Zwei Stühle und ein Sessel. Eine Verbindungstür führte ins Badezimmer, das zwar modern war, aber rosengemusterte Fliesen hatte und so den Eindruck unterkühlter Hygiene vermied.
    Miss Marple stieg wieder ins Bett, schüttelte die Kissen zurecht und warf einen Blick auf ihre Uhr – halb acht. Sie nahm das kleine Erbauungsbuch zur Hand, das sie immer auf Reisen begleitete, und las wie üblich die dem Tag gewidmeten anderthalb Seiten. Dann griff sie nach ihrem Strickzeug und begann zu stricken. Zunächst langsam, da ihre rheumatischen Finger kurz nach dem Aufwachen noch steif waren. Aber bald steigerte sie das Tempo, und ihre Finger lockerten sich.
    »Ein neuer Tag«, sagte Miss Marple vor sich hin und begrüßte diese Tatsache wie immer mit heiterer Gelassenheit. Ein neuer Tag – und wer wusste, was er bringen würde?
    Sie lehnte sich zurück und ließ das Strickzeug sinken, während sie müßig ihren Gedanken nachhing… Selina Hazy… was für ein hübsches Häuschen sie doch in St Mary Mead bewohnt hatte – und jetzt hatte es jemand mit einem hässlichen grünen Dach verschandelt. Muffins… mit verschwenderisch viel Butter… aber sehr gut. Und man stelle sich bloß vor: Altmodischer Kümmelkuchen wurde noch gereicht! Sie hatte ja niemals – auch nicht einen Augenblick lang – erwartet, dass alles noch so wie in früheren Zeiten wäre… denn schließlich stand die Zeit ja nicht still… und die Zeit zum Stillstand zu bringen, musste wirklich eine Menge Geld gekostet haben. Kein Stück aus Plastik im

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