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Bertrams Hotel

Bertrams Hotel

Titel: Bertrams Hotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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öffnete sie die Tür und beförderte ihn mit einem sanften Schubs nach draußen. Als die Tür sich hinter ihm schloss, bemerkte Colonel Luscombe eine alte Dame, die von der Treppe her um die Ecke bog. Sie murmelte vor sich hin, während sie in ihrer Handtasche kramte.
    »Oje, oje. Ich muss es wohl in meinem Zimmer gelassen haben. Du meine Güte!« Sie ging an Colonel Luscombe vorbei, scheinbar ohne ihn besonders zu beachten. Doch als er die Treppe hinunterging, blieb Miss Marple vor ihrer Zimmertür stehen und sah ihm durchdringend nach. Dann musterte sie Bess Sedgwicks Tür. »So, so, auf ihn hat sie also gewartet«, sagte sie vor sich hin. »Ich möchte gern wissen, warum.«
     
    Durch ein gutes Frühstück gestärkt, wanderte Kanonikus Pennyfather durch die Hotelhalle und dachte sogar daran, seinen Zimmerschlüssel an der Rezeption abzugeben. Dann stieß er die Schwingtüren auf und wurde von dem irischen Portier, der eigens zu diesem Zweck angestellt war, geschickt in ein Taxi bugsiert.
    »Wohin, Sir?«
    »Oje«, sagte Kanonikus Pennyfather in plötzlicher Bestürzung. »Einen Augenblick mal – wohin wollte ich denn eigentlich?«
    Der Verkehr in der Pond Street wurde einige Minuten aufgehalten, während Kanonikus Pennyfather und der Portier dieses schwierige Problem diskutierten.
    Schließlich hatte Kanonikus Pennyfather einen Geistesblitz, und das Taxi wurde zum Britischen Museum dirigiert.
    Der Portier blieb stehen, grinsend wie ein Honigkuchenpferd, und da kein anderer Gast aufzubrechen schien, schlenderte er ein wenig an der Hotelfassade entlang, gedämpft eine alte Melodie vor sich hinpfeifend.
    Eins der Erdgeschoss-Fenster von Bertrams Hotel wurde aufgerissen – doch der Portier wandte erst den Kopf, als unerwartet eine Stimme durch das offene Fenster ertönte.
    »So, hier bist du also gelandet, Micky. Was hat dich bloß hierher geführt?«
    Betroffen drehte er sich um.
    Lady Sedgwick steckte den Kopf zum Fenster hinaus.
    »Kennst du mich nicht mehr?«, fragte sie.
    Plötzliches Erkennen zeichnete sich in den Zügen des Mannes ab.
    »Nanu, sollte das etwa die kleine Bessie sein! Sieh mal einer an! Nach all den Jahren. Die kleine Bessie.«
    »Niemand außer dir hat mich je Bessie genannt. Ein abscheulicher Name. Was hast du die ganze Zeit getrieben?«
    »Dies und jenes«, erwiderte Micky mit einiger Zurückhaltung. »Ich habe nicht im Scheinwerferlicht gestanden wie du. Von deinen Taten habe ich immer in den Zeitungen gelesen.«
    Bess Sedgwick lachte. »Jedenfalls habe ich mich besser gehalten als du«, meinte sie. »Du trinkst zu viel. Das war schon immer dein Fehler.«
    »Du hast dich gut gehalten, weil du immer im Geld schwammst.«
    »Geld hätte dir nicht viel genützt. Du hättest nur noch mehr getrunken und wärst ganz vor die Hunde gegangen. O ja, das wäre das Ende vom Lied gewesen! Aber was hat dich hierhergeführt? Das möchte ich gern wissen. Wie ist es dir überhaupt gelungen, hier unterzukommen?«
    »Ich brauchte eine Beschäftigung, und ich besaß diese…« seine Hand streifte leicht über die Reihe seiner Orden.
    »Aha, ich verstehe.« Sie wurde nachdenklich. »Und alle sogar echt, nicht wahr?«
    »Natürlich sind sie echt. Glaubst du’s etwa nicht?«
    »O doch. An Mut hat es dir nie gefehlt. Du bist immer eine Kämpfernatur gewesen. Ja, die Armee war wie geschaffen für dich. Davon bin ich überzeugt.«
    »In Kriegszeiten lasse ich mir die Armee gefallen, aber im Frieden kann ich mir etwas Besseres vorstellen.«
    »Also hast du dir diese Beschäftigung ausgesucht. Ich hatte ja nicht die leiseste Ahnung…« Sie brach ab.
    »Wovon hattest du keine Ahnung, Bess?«
    »Nichts von Bedeutung. Es ist merkwürdig, dich nach all den Jahren wieder zu sehen.«
    »Ich habe immer an die Zeit gedacht«, sagte der Mann. »Ich habe dich nie vergessen, kleine Bessie. Ah! Ein reizendes Mädchen warst du! Ein reizendes, schlankes Mädchen!«
    »Ein schrecklich törichtes Mädchen«, sagte Lady Sedgwick.
    »Das stimmt allerdings. Du hattest nicht viel Verstand. Sonst hättest du dich nicht mit mir eingelassen. Wie prächtig du mit Pferden umgehen konntest. Erinnerst du dich noch an die Stute – wie hieß sie doch gleich – Molly O’Flynn? Die hatte wirklich den Teufel im Leib.«
    »Du warst der Einzige, der sie reiten konnte«, bemerkte Lady Sedgwick.
    »Sie hätte mich am liebsten abgeworfen. Als sie merkte, dass es ihr nicht gelang, gab sie nach. Ach, es war ein schönes Tier. Aber da wir vom Reiten

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