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Bertrams Hotel

Bertrams Hotel

Titel: Bertrams Hotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Henry. Er serviert einem Tee und Muffins – die wunderbarsten Muffins! Ein unvergessliches Erlebnis.«
    »Und Sie lieben wohl Muffins mit viel Butter, ja?« Mr Hoffmans Augen ruhten einen Augenblick missbilligend auf Vaters rundlicher Figur.
    »Das dürfte man mir ansehen«, entgegnete Vater. »Nun, ich möchte Sie nicht länger davon abhalten, sich mit weiteren günstigen Kapitalanlagen zu befassen.«
    »So schlimm ist es auch wieder nicht. Ich lasse mich von meinen Geschäften nicht auffressen. Meine Ansprüche sind bescheiden. Ich führe ein einfaches Leben voller Muße, züchte Rosen und widme mich meiner Familie, die ich sehr liebe.«
    »Klingt ja ideal«, meinte Vater. »Wünschte, ich hätte auch so ein Dasein.«
    Mr Hoffman lächelte und erhob sich etwas schwerfällig aus seinem Sessel, um sich von seinem Besucher zu verabschieden.
    »Hoffentlich finden Sie Ihren verschwundenen Geistlichen recht bald.«
    »Oh, der Fall ist schon erledigt. Es tut mir leid, wenn ich mich nicht klar ausgedrückt habe. Man hat ihn gefunden – eigentlich eine enttäuschende Angelegenheit. Autounfall und Gehirnerschütterung – weiter nichts.«
    Vater ging zur Tür. Dort drehte er sich noch einmal um und fragte:
    »Gehört Lady Sedgwick übrigens auch zum Aufsichtsrat Ihrer Gesellschaft?«
    »Lady Sedgwick?« Hoffman nahm sich Zeit. »Nein. Wie kommen Sie darauf?«
    »Nun ja, man hört so manches… Also nur Aktionärin?«
    »Ich… ja.«
    »Na, leben Sie wohl, Mr Hoffman. Vielen Dank.«
    Vater kehrte zum Yard zurück und suchte sofort den Vize auf. »Die beiden Brüder Hoffman stehen finanziell hinter Bertrams Hotel.«
    »Was? Diese Schurken?«, fragte Sir Ronald.
    »Ja.«
    »Das haben sie aber gut geheim gehalten.«
    »Ja – und Robert Hoffman war durchaus nicht erbaut darüber, dass wir dahinter gekommen sind. Es war geradezu ein Schock für ihn.«
    »Was hat er denn gesagt?«
    »Oh, es ging alles sehr formell und höflich über die Bühne. Er versuchte taktvoll zu erfahren, wie ich es herausbekommen hatte.«
    »Und diese Information haben Sie ihm vorenthalten, nehme ich an.«
    »Aber gewiss doch.«
    »Welchen Vorwand haben Sie ihm für Ihren Besuch genannt?«
    »Überhaupt keinen.«
    »Hielt er das nicht für etwas merkwürdig?«
    »Vermutlich. Jedenfalls fiel niemand aus der Rolle.«
    »Wenn die Hoffmans hinter der ganzen Geschichte stecken, lässt sich manches erklären. Sie sind niemals persönlich in eine Gaunerei verwickelt – o nein! Sie organisieren kein Verbrechen – sie finanzieren es aber! Wilhelm erledigt die Bankgeschichten von der Schweiz aus. Er steckte hinter dieser Devisenschiebung kurz nach dem Krieg. Wir wussten es, konnten es aber nicht beweisen. Diese beiden Brüder haben sehr viel Geld zur Verfügung und benutzen es, um alle möglichen Unternehmungen zu finanzieren – manche davon legal, manche nicht. Aber sie sind vorsichtig, kennen alle Schliche und Kniffe. Roberts Diamantenhandel ist sicher astrein – aber das Bild rundet sich ab, Diamanten, Bankinteressen, Grundbesitz, Clubs, kulturelle Stiftungen, Bürogebäude, Restaurants, Hotels – alles anscheinend in anderen Händen.«
    »Sie glauben also nicht, dass Hoffman die Pläne für diese organisierten Raubüberfälle ausarbeitet?«, fragte Vater.
    »Nein, die beiden befassen sich nur mit der finanziellen Seite. Ihren Partner müssen Sie schon woanders suchen. Irgendwo ist ein erstklassiger Stratege am Werk.«

20
     
    N ebel hatte sich an diesem Abend plötzlich auf London herabgesenkt. Chefinspektor Davy schlug seinen Mantelkragen hoch und bog in die Pond Street ein. Er schlenderte langsam dahin wie ein Mann, der mit seinen Gedanken woanders ist. Pond Street war an diesem Abend ruhig. Wenige Autos waren zu sehen. Anfangs war es nur stellenweise neblig gewesen, dann hatte es aufgeklart, und jetzt hatte sich der Nebel wieder verdichtet. Der Verkehrslärm der Park Lane klang so gedämpft herüber, dass man glaubte, in einer vorstädtischen Nebenstraße zu sein. Die meisten Busse hatten den Verkehr eingestellt. Nur Personenwagen kamen von Zeit zu Zeit vorbei. Chefinspektor Davy bog in eine Sackgasse ein, ging bis ans Ende und kehrte wieder um. Er schlug erst die eine Richtung ein, dann eine andere – wanderte offenbar ziellos umher. Aber er handelte nicht ziellos. In Wirklichkeit schlich er um ein besonderes Gebäude herum. Bertrams Hotel. Er stellte sorgfältig fest, was im Osten, im Westen, im Norden und im Süden des Hauses lag. Er prüfte die

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