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Bertrams Hotel

Bertrams Hotel

Titel: Bertrams Hotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Kamin und beobachtete, wie er sich ihr näherte.
    »Sie sind also noch immer hier, Miss Marple. Das freut mich.«
    »Ich reise morgen ab«, sagte Miss Marple. »Meine vierzehn Tage Ferien sind zu Ende.«
    »Sie haben sie hoffentlich genossen.«
    Miss Marple antwortete nicht gleich.
    »In einer Hinsicht – ja – « Sie brach ab.
    »Und in anderer Hinsicht, nein?«
    »Es ist schwierig zu erklären, was ich meine…«
    »Sitzen Sie nicht vielleicht ein wenig zu nahe am Feuer? Ziemlich heiß hier. Möchten Sie sich nicht lieber woandershin setzen – vielleicht an den Ecktisch da drüben?«
    Miss Marple betrachtete die angedeutete Sitzgruppe, dann den Chefinspektor.
    »Ich glaube, Sie haben Recht«, meinte sie.
    Er half ihr beim Aufstehen, trug ihre Handtasche und ihr Buch und machte es ihr in der von ihm gewählten ruhigen Ecke bequem.
    »So besser?«
    »Bedeutend besser.«
    »Sie wissen, warum ich diesen Vorschlag machte?«
    »Sie nahmen an – ein sehr freundlicher Gedanke –, dass es für mich zu heiß sei am Feuer. Außerdem«, fügte sie langsam hinzu, »kann unsere Unterhaltung hier wohl nicht belauscht werden.«
    »Haben Sie etwas auf dem Herzen, was Sie mir erzählen möchten, Miss Marple?«
    »Wie kommen Sie darauf?«
    »Ich habe es Ihnen angesehen.«
    »Es tut mir leid, dass ich es so deutlich gezeigt habe. Das lag nicht in meiner Absicht.«
    »Na, wie war’s denn?«
    »Ich weiß nicht recht, ob ich darüber sprechen soll. Bitte, glauben Sie mir, Inspektor, dass ich mich wirklich nicht gern in fremde Angelegenheiten mische. Ich bin durchaus dagegen. Selbst wenn eine solche Einmischung gut gemeint ist, kann sie großes Unheil anrichten.«
    »Aha, darum geht es also. Ja, ich verstehe, es stellt ein ziemliches Problem für Sie dar.«
    »Manchmal beobachtet man, dass Menschen etwas tun, was einem unklug – ja sogar gefährlich erscheint. Hat man aber das Recht, sich einzumischen? Meistens wohl nicht.«
    »Geht es eigentlich um Kanonikus Pennyfather?«
    »Kanonikus Pennyfather?« Miss Marple schien erstaunt. »O nein. Lieber Himmel, nein, es hat überhaupt nichts mit ihm zu tun. Es betrifft – ein junges Mädchen.«
    »Ein Mädchen? Was Sie nicht sagen! Und Sie dachten, ich könnte helfen?«
    »Ich weiß nicht«, erwiderte Miss Marple. »Ich weiß es wirklich nicht. Aber ich mache mir Sorgen, große Sorgen.«
    Vater drängte nicht. Er ließ ihr Zeit. Sie hatte sich bemüht, ihn zu unterstützen, und er war durchaus bereit, ihr nach Kräften zu helfen. Er war nicht besonders interessiert. Andererseits konnte man nie wissen…
    »Man liest oft in den Zeitungen«, fuhr Miss Marple mit leiser klarer Stimme fort, »Berichte über Gerichtsverhandlungen; von Kindern oder Jugendlichen, die ›schutz- und pflegebedürftig‹ sind. Es ist wohl nur ein juristischer Ausdruck, aber er könnte auch eine wirkliche Bedeutung haben.«
    »Und Sie haben das Gefühl, dass diese junge Dame, die Sie erwähnten, schütz- und pflegebedürftig sei?«
    »Ja. Ja, wirklich.«
    »Steht sie allein auf der Welt?«
    »O nein. Ganz und gar nicht. Allem äußeren Anschein nach ist sie wohl beschützt und genießt die beste Pflege.«
    »Klingt ja spannend«, meinte Vater.
    »Sie wohnte in diesem Hotel«, sagte Miss Marple, »in Begleitung einer gewissen Mrs Carpenter. Den Namen habe ich im Gästebuch nachgeschlagen. Das Mädchen heißt Elvira Blake.«
    Vater blickte mit plötzlicher Anteilnahme auf.
    »Sie ist reizend. Sehr jung und, wie ich schon sagte, wohl behütet und umsorgt. Ihr Vormund ist ein Colonel Luscombe, ein sehr netter Mann. Durchaus charmant. Schon etwas älter natürlich und, ich fürchte, schrecklich naiv.«
    »Der Vormund oder das Mädchen?«
    »Ich meinte den Vormund«, erwiderte Miss Marple. »Wie es in dieser Hinsicht um das Mädchen steht, ist mir nicht bekannt. Aber ich glaube allen Ernstes, dass sie in Gefahr schwebt. Ich habe sie vor Kurzem ganz zufällig im Battersea Park gesehen. Sie saß dort mit einem jungen Mann in einem Teegarten.«
    »Aha, da liegt der Hund begraben«, sagte Vater. »Unerwünschter Typ wahrscheinlich. Ein Taugenichts – Gammler – Rowdy –?«
    »Ein sehr gut aussehender Mann«, sagte Miss Marple. »Nicht so sehr jung. Über dreißig. Ein Mann, der auf Frauen sehr anziehend wirkt, möchte ich sagen. Aber sein Gesicht ist das Gesicht eines schlechten Menschen. Grausam, habichtartig, raubgierig.«
    »Vielleicht ist er nicht so übel, wie er aussieht«, meinte Vater besänftigend.
    »Eher noch

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