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Bertrams Hotel

Bertrams Hotel

Titel: Bertrams Hotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Pennyfather. »Weshalb sollte ich in einer Gegend herumfahren, die ich überhaupt nicht kenne?«
    Chefinspektor Davy war inzwischen bei ihnen angelangt.
    »Ah, da sind Sie ja, Kanonikus Pennyfather«, sagte er. »Sind Sie wieder frisch und munter?«
    »Oh, ich fühle mich jetzt ganz wohl«, entgegnete der Kanonikus, »aber ich bekomme noch sehr leicht Kopfschmerzen. Und man hat mir geraten, mich nicht zu überanstrengen. An den Vorfall kann ich mich immer noch nicht erinnern, und der Arzt meinte, es würde mir vielleicht nie wieder einfallen.«
    »Nun ja«, meinte Chefinspektor Davy, »wir dürfen die Hoffnung nicht aufgeben.« Er führte den Kanonikus von der Rezeption fort. »Ich möchte ein kleines Experiment anstellen«, sagte er, »würden Sie so freundlich sein und mir dabei helfen?«
     
    Als Chefinspektor Davy die Tür von Nummer 18 öffnete, saß Miss Marple immer noch in ihrem Sessel am Fenster.
    »Ziemlich viele Menschen auf der Straße, heute«, bemerkte sie. »Mehr als sonst.«
    »Dies ist eine Durchgangsstraße zwischen Berkeley Square und Shepherd’s Market, wissen Sie.«
    »Ich meine nicht nur die Passanten, sondern Männer, die an irgendetwas arbeiten – Straßenausbesserung, Kabelverlegung vielleicht – ich sehe einen Wagen von der Post… und einen Schlachterwagen – mehrere Privatautos…«
    »Und was schließen Sie daraus, wenn ich fragen darf?«
    »Ich habe nicht gesagt, dass ich etwas daraus schließe.«
    Vater blickte sie forschend an. Dann sagte er:
    »Ich möchte Sie bitten, mir zu helfen.«
    »Natürlich. Zu dem Zweck bin ich ja hier. Was soll ich denn tun?«
    »Rekonstruieren wir, was Sie in der Nacht vom 19. November getan haben. Sie schliefen – Sie wachten auf – möglicherweise infolge eines ungewöhnlichen Geräusches. Sie knipsten das Licht an, blickten zur Uhr, standen auf, öffneten die Tür und schauten hinaus. Können Sie die ganzen Bewegungen noch einmal wiederholen?«
    »Gewiss«, erwiderte Miss Marple. Sie erhob sich und ging hinüber zum Bett.
    »Einen Augenblick, bitte.«
    Chefinspektor Davy klopfte an die Wand des Nachbarzimmers.
    »Sie müssen viel lauter klopfen«, riet Miss Marple. »Dieses Haus ist sehr solide gebaut.«
    Der Chefinspektor hämmerte auf die Wand ein.
    »Ich habe Kanonikus Pennyfather gebeten, bis zehn zu zählen«, sagte er mit einem Blick auf seine Uhr. »Also, jetzt geht’s los.«
    Miss Marple berührte die elektrische Lampe, sah auf eine imaginäre Uhr, stand auf, ging zur Tür, öffnete sie und blickte hinaus. Zu ihrer Rechten verließ Kanonikus Pennyfather gerade sein Zimmer und schritt zur Treppe. Als er dort angelangt war und hinunterzugehen begann, hielt Miss Marple plötzlich den Atem an und trat ins Zimmer zurück.
    »Nun?«, sagte Chefinspektor Davy.
    »Der Mann, den ich in jener Nacht gesehen habe, kann nicht Kanonikus Pennyfather gewesen sein. Nicht, wenn das eben Kanonikus Pennyfather war.«
    »Sie sagten aber doch…«
    »Ich weiß. Er sah aus wie Kanonikus Pennyfather. Dasselbe Haar, dieselbe Kleidung und alles. Aber er hatte einen anderen Gang. Ich glaube – ich glaube, es muss ein jüngerer Mann gewesen sein. Es tut mir wirklich sehr leid, dass ich mich getäuscht habe, aber der Mann in jener Nacht war nicht Kanonikus Pennyfather. Davon bin ich fest überzeugt.«
    »Sind Sie diesmal Ihrer Sache wirklich ganz sicher?«
    »Ja«, erklärte Miss Marple. »Ich bedaure«, wiederholte sie, »dass ich Sie irregeführt habe.«
    »Sie hatten jedoch nicht so ganz Unrecht. Kanonikus Pennyfather ist tatsächlich in jener Nacht ins Hotel zurückgekehrt. Niemand sah ihn hereinkommen, aber das war keineswegs erstaunlich, denn es war bereits nach Mitternacht. Er ging dann die Treppe hinauf, öffnete die Tür seines Zimmers und trat ein. Was er sah oder was dann geschah, wissen wir nicht, weil er es uns nicht erzählen kann oder will. Wenn es doch nur eine Möglichkeit gäbe, ein blockiertes Gedächtnis zu befreien…«
    »Es gibt ein Wort dafür…«, sagte Miss Marple nachdenklich.
    »Ein Wort?«
    »Oje, es ist mir entfallen, aber…«
    Es klopfte an die Tür.
    »Darf ich hereinkommen?«, fragte Kanonikus Pennyfather und trat ein. »Sind Sie zufrieden?«
    »Sehr zufrieden«, antwortete Vater. »Ich erzählte Miss Marple gerade – Sie kennen Miss Marple doch?«
    »O ja«, erwiderte Kanonikus Pennyfather, obgleich er nicht ganz sicher war, ob er sie wirklich kannte.
    »Ich habe Miss Marple gerade geschildert, was sich an jenem Abend bis zu einem

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