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Beruehre meine Seele

Beruehre meine Seele

Titel: Beruehre meine Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Vincent
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daraus ein paar brauchbare Teile zusammenzusuchen. „Wer?“, fragte ich schließlich. „Wen haben sie auf mich angesetzt? Libby?“
    Libitina war die dunkle Reaperin – eine der ältesten ihrer Gattung –, die Addisons Tod vollendet und ihr den Dämonenatem entzogen hatte, der sie anstelle ihrer verkauften Seele am Leben erhielt. Libby hatte getan, was sie konnte, um uns zu helfen, Addys Seele zurückzuholen, aber am Ende war sie ihrer Pflicht nachgekommen. Sie hatte Addisons Leben ausgehaucht und damit ihre körperlose Seele zu ewiger Folter verdammt.
    Bei Libitina stünden meine Chancen auf Ermessensspielraum eher gering.
    „Weiß ich nicht“, antwortete Todd. „Wenn schon einer ausgewählt wurde, habe ich nichts davon gehört.“
    Zumindest musste ich mir keine Sorgen darüber machen, von Todd ins Jenseits geschickt zu werden. Irgendwie komisch, für welche Dinge man schon dankbar war, wenn einem das Wasser bis zum Hals stand.
    „Wie?“ Ich stellte die feuchte Coladose auf den Tisch und klemmte beide Hände fest zwischen die Knie, damit sie aufhörten zu zittern. „Weißt du, wie es passieren wird?“, fragte ich, obwohl ich mir nicht sicher war, ob ich es wirklich wissen wollte. Zu viel Wissen führte leicht dazu, dass man Verfolgungswahn entwickelte. Am Ende würde ich noch ständig nach oben schielend durch die Gegend laufen, weil ich damit rechnete, es könnte plötzlich ein Amboss vom Himmel fallen und mich erschlagen.
    Doch Todd schüttelte den Kopf. „Das ist nie so genau festgelegt, es kommt immer drauf an. Wenn’s geht, wird der Hergang einfach dem Offensichtlichen angepasst, zum Beispiel bei einem alten Menschen, der ein schwaches Herz hat. Dann lässt der Reaper es seinen letzten Schlag tun, und das war’s, Herzinfarkt. Bei jungen Leuten ist es meistens ein Unfall, eine Überdosis oder so was in der Art, falls sie keine potenziell tödliche Krankheit haben. Wir arbeiten mit dem, was wir haben. Es ist leichter für die Familien und Ärzte, wenn sie irgendeine plausible Erklärung finden können.“
    „Wow. Bei dir klingt der Tod wie eine ganz sachliche Angelegenheit.“
    Todd seufzte. „Du weißt genauso gut wie ich, dass er das nicht ist.“
    Ja, richtig. Wusste ich.
    „Tja …“ Ich starrte auf den Boden zwischen meinen Füßen und brachte es nicht fertig, mein linkes Bein ruhig zu halten, während ich mich zu der Frage durchrang, um die ich mich jetzt lange genug gedrückt hatte. „Und wann? Steht auf dieser blöden Liste wenigstens, wie viel Zeit mir noch bleibt?“
    Ich wich dem Blick meines Vaters aus – meine eigene Angst war im Moment schwer genug zu ertragen –, aber ich konnte aus dem Augenwinkel sehen, dass er nicht mich, sondern Todd ansah und ebenso angespannt auf die Antwort wartete wie ich.
    Todd räusperte sich. Und schwieg.
    „Todd …?“ Die Stimme meines Vaters war kaum hörbar, ein beinahe tonloses Flüstern.
    „Nächsten Donnerstag“, rückte Todd schließlich widerwillig mit der Wahrheit heraus, wobei er mir direkt in die Augen sah. In seinen tobte ein wilder Sturm aus Schmerz und Kummer, und ich war mir ziemlich sicher, dass er in meinen gerade dasselbe chaotische Tosen sah. „In sechs Tagen.“

3. KAPITEL
    Ich stand so schnell auf, dass sich alles um mich herum zu drehen begann und ich das Gefühl hatte, mein Kopf müsste jeden Moment explodieren.
    Ist das etwa der Auslöser meines Abtretens? Ein Schlaganfall mitten in unserem Wohnzimmer, weil der Stress um das Wissen meines baldigen Endes zu viel für mich wurde? Konnte die Kenntnis darüber womöglich genau dazu führen? Zu meinem Tod? Und falls ja, wäre es dann Levis Schuld? Oder Todds? Oder die meines Vaters, der zugelassen hatte, dass Todd es mir erzählte?
    In Wahrheit war niemand dafür verantwortlich, keinen traf irgendeine Schuld. Ich hatte schlicht und einfach die Gastfreundschaft des Lebens überstrapaziert, und jetzt kam der Tod mit dreizehn Jahren Verspätung, um mich endlich abzuholen. Es war der völlig natürliche, notwendige und einzige Weg, wie all dies enden konnte. Aber das machte es nicht leichter, dies zu akzeptieren. Im Gegenteil, etwas in mir wollte wütend mit den Füßen aufstampfen, die Fäuste ballen und schreien, so ohrenbetäubend laut, wie es mit meinen Banshee-Lungen nur ging: Das ist nicht fair!
    „Kaylee …?“ Todd musterte mich besorgt.
    Sechs Tage …
    Ich lief den Flur hinunter und in mein Zimmer, wo ich mir den Pullover über den Kopf zog, ohne daran zu denken,

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