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Beruehre meine Seele

Beruehre meine Seele

Titel: Beruehre meine Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Vincent
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wie in einem Albtraum, aus dem ich einfach nicht aufwache.“
    „Da bist du nicht allein. Verkorkst scheint mein normaler Zustand zu sein. Aber vielleicht tröstet es dich ja ein bisschen, dass Max voll hinter dir steht und den Lästermäulern sagt, dass du gar nicht schwanger gewesen sein kannst, weil ihr zwei noch nie …“ Ich ließ meinen Satz unbeendet, denn es war ja klar, was ich meinte, und Danicas Augen füllten sich erneut mit Tränen.
    Ich fühlte mich schlecht dabei, ihr etwas vorzumachen. Das tat ich wirklich. Aber ich konnte ihr doch nicht sagen, was ich wusste. Dass die Gerüchte stimmten. Denn dann würde sie wissen wollen, woher ich es wusste. Also musste ich sie dazu bringen, es mir selbst zu erzählen.
    „Zwischen Max und mir ist es aus.“ Sie schniefte. „Er hat mich nach der Schule besucht und … was hätte ich denn machen sollen … mir blieb ja nichts weiter übrig, als ihm die Wahrheit zu sagen.“ Noch ein Schniefen, und dieses Mal fummelte sie ein Taschentuch aus der Box auf dem Nachttisch und schnäuzte sich die Nase.
    „Die Wahrheit?“ Ich hielt den Atem an. Sie würde es mir nicht erzählen. Ich meine, ich selbst hätte es mir nicht erzählt, wenn ich an ihrer Stelle gewesen wäre. Schließlich war ich die letzte Person, der sie eine Erklärung schuldete, wir kannten uns ja kaum.
    „Ich war schwanger, ja. Aber das Baby war nicht von ihm.“
    Diese Offenheit war so überraschend, dass ich mich verstohlen im Zimmer umblickte, auf der Suche nach etwaigen Beweisen für eine schlampig arbeitende Krankenschwester, die Danica versehentlich mit starken, bewusstseinsverändernden Schmerzmitteln vollgepumpt hatte. Doch dann bemerkte ich, wie Danica mich beobachtete. Und ihr Gesichtsausdruck sagte mir, dass sie keinesfalls unter dem Einfluss irgendwelcher Tabletten stand. Sie brauchte einfach bloß einen Freund, irgendjemanden, mit dem sie reden konnte.
    „Oh Mann.“ Das war alles, was mir als Antwort einfiel. Plötzlich fühlte ich mich furchtbar schuldig dafür, sie so gedankenlos ausgefragt zu haben, nur um mich von meinem unaufhaltsam näher rückenden Verfallsdatum abzulenken, während sie nur jemanden zum Zuhören brauchte. „Und … wie hat er es aufgenommen?“
    Ruhig bleiben, Kaylee, du kriegst das schon hin . Eigentlich musste ich mich ja gar nicht für eine Taktik entscheiden, richtig? Ich konnte ihr einerseits mein Ohr leihen, wie eine Freundin, und dabei trotzdem versuchen, ein paar Antworten zu bekommen, wie … ähm … ein vom Schicksal gebeutelter Amateurdetektiv, der seinen letzten Fall lösen will, bevor er ins sprichwörtliche Gras beißt. Das müsste doch gehen, nicht?
    Danica zerknüllte das Taschentuch in ihrer Hand und ließ es in den Schoß fallen. „Zuerst hat er mich nur angesehen, als ob er sich verhört hätte. Aber eine Sekunde später bekam er diesen Ausdruck in den Augen, als wäre er plötzlich völlig am Boden zerstört. Er hat mich angestarrt, als hätte ich ihm gesagt, dass ich seinen Hund umgebracht habe. Dann hat er sich umgedreht und ist gegangen. Ohne ein Wort.“ Sie seufzte und warf das Taschentuchknäuel in Richtung des Mülleimers in der gegenüberliegenden Zimmerecke, verfehlte ihn aber um gut fünfzig Zentimeter. „Er war der einzige Besuch, den ich außer dir bis jetzt hatte, und er stürmte gleich wieder raus und hasst mich jetzt wahrscheinlich. Aber na ja, das habe ich wohl auch verdient.“
    Ihr einziger Besuch? „Sind deine Eltern denn heute nicht hier gewesen?“
    „Meine Mom ist … krank. Und mein Vater will mich nicht mehr sehen. Als der Arzt ihm erzählt hat, was passiert ist, ist er gar nicht erst in mein Zimmer gekommen, um wenigstens Hallo zu sagen oder so. Schande ist nämlich hoch ansteckend, weißt du. Nicht, dass er sich noch was einfängt.“ Für einen Augenblick überdeckte ihr beißender Sarkasmus die offenkundige Verletztheit in ihrer Stimme, und ich ertappte mich dabei, wie ich ihren Vater innerlich als mieses Arschloch abstempelte. Einen Mann, den ich überhaupt nicht kannte. „Und jetzt will Max auch nichts mehr mit mir zu tun haben. Dabei weiß ich nicht mal, wie das überhaupt passieren konnte!“
    „Du weißt nicht …?“, begann ich und zog fragend die Augenbrauen hoch.
    Doch Danica verdrehte sofort ihre vom Weinen rot geränderten Augen. „Doch, natürlich. Ich meine, ich weiß, wie es passiert ist. Ich kann mir bloß nicht erklären, weshalb . An meinen Ausrutscher erinnere ich mich leider sogar noch

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