Beruehre meine Seele
hinter mir die Tür zu schließen. Mein Vater und Todd kamen mir hinterher. Doch als Dad sah, dass ich mich gerade umzog, schob er geistesgegenwärtig einen sehr körperlichen Todd vor sich her an meiner Zimmertür vorbei.
„Kaylee, sag doch was“, rief der mir über die Schulter meines Dads zu, doch ich konnte nicht. Seine Stimme drang kaum bis in mein Bewusstsein vor. Alles, was ich hörte, war dieses panische Kreischen in meinem eigenen Kopf, das mir befahl, etwas zu unternehmen – irgendetwas –, um mich abzulenken. Davon, dass ich nicht mal mehr eine Woche zu leben hatte.
Ade, Abschlussjahr .
Ich knöpfte meine Arbeitshose auf, ließ sie bis zu meinen Knöcheln runterrutschen, nahm meine Jeans, die quer über dem Bett lag, und schlüpfte hinein.
Ade, Highschool-Abschluss .
Danach öffnete ich die mittlere Schublade meiner Kommode und wühlte mich durch den Inhalt, bis ich mein Lieblings-T-Shirt gefunden hatte.
Kein College .
Nachdem ich es auseinandergefaltet hatte. streifte ich das Shirt über, zog meine Haare aus dem Kragen und schlüpfte dann in meine Turnschuhe.
Keine Karriere. Keine Familie. Kein gar nichts . Zumindest nicht mehr nach … was auch immer für eine Katastrophe darauf wartete, mir nächsten Donnerstag den Garaus zu machen.
„Kaylee, wo willst du hin?“, wollte mein Vater wissen, als ich an ihm und Todd vorbei auf die Haustür zuging.
„Weg.“ Ich drehte mich zu den beiden um, während ich meine Autoschlüssel aus der Süßigkeitenschale angelte, und die Angst, die ich in den Augen meines Dads sah, hätte ein exaktes Spiegelbild meiner eigenen sein können. „Tut mir leid. Ich muss einfach. Ich kann darüber jetzt nicht nachdenken, sonst drehe ich durch, okay? Und ich habe nicht vor, meine letzten Tage auf Erden in einer Zwangsjacke zu verbringen. Ich komme zurück, versprochen. Würdest du bitte Styx für mich füttern?“
Ohne eine Antwort abzuwarten, öffnete ich die Tür und lief zu meinem Auto. Einen Moment später fuhr ich rückwärts aus der Auffahrt und warf von der Straße aus einen kurzen Blick durch die Seitenscheibe zu unserem Haus, wo mein Vater und Todd auf der Veranda standen und mir verwirrt hinterherblickten.
Wie sich herausstellte, konnte man dem Tod weder davonlaufen noch -fahren. Egal, wie stark man aufs Gaspedal trat, nicht einmal die Gedanken an ihn ließen sich abhängen, wenn man erst mal wusste, dass er einem auf den Fersen war. Hatte Addy sich auch so gefühlt? War für sie auch jeder Atemzug plötzlich eine Qual gewesen, weil sie wusste, dass sie schon bald ihren letzten tun würde?
Ich fuhr fast vierzig Minuten ziellos durch die Gegend, das Radio voll aufgedreht, in der Hoffnung, auf diese Weise meine trüben Gedanken loszuwerden oder wenigstens zu übertönen. Aber nichts davon funktionierte. Als ich schließlich wieder in heimische Gefilde zurückkam, war mir jedoch zumindest klar geworden, dass es nur einen Weg gab, mich von meinen Problemen abzulenken. Ich musste mich mit denen von jemand anderem beschäftigen.
Als ich mich umblickte, wurde mir bewusst, dass ich mich nur wenige Blocks vom Krankenhaus befand, als hätte mein Unterbewusstsein mich dorthin geführt.
Ich fand problemlos einen Parkplatz in vorderster Reihe, denn die normale Besuchszeit war schon um. Die Dame an der Rezeption nannte mir zwar Danica Sussmans Zimmernummer, erklärte mir aber, dass ich heute nicht mehr zu ihr könne, es sei zu spät am Abend. Ich bedankte mich bei ihr und ging zurück zum Parkplatz – wo ich einen Haken schlug und nach einem Nebeneingang Ausschau hielt. Es dauerte nicht lange, bis ich einen entdeckt hatte, uns es gab sogar einen Fahrstuhl, der mich ungesehen in den dritten Stock brachte.
Die Station war nur mit einer Schwester besetzt, an der ich mich leicht vorbeischmuggeln konnte, als sie aufstand, um sich einen frischen Kaffee zu holen. Das Zimmer Nummer 324 befand sich hinter der nächsten Ecke, die vierte Tür auf der rechten Seite eines ziemlich langen Flurs. Ich blieb davor stehen und zögerte einige Minuten, während ich versuchte, meinen Mut zusammenzunehmen und mir etwas einfallen zu lassen, das ich Danica sagen könnte. Sie sollte meinen Besuch nicht falsch verstehen und womöglich denken, dass ich nur neugierig oder sensationsgeil wäre. Doch dann riss mich das näher kommende Geräusch von quietschenden Schuhen aus meinen Überlegungen, und ich zog hastig die Tür auf und schlüpfte hindurch.
Was konnte mir denn auch im schlimmsten
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