Beruf - Herzensbrecher
Hotelzimmerabrechnung gesetzt.“ Er machte eine kleine Pause und verschränkte dann die Arme, sein schwarzer Anzug spannte sich über seinen Schultern, und seine Worte klangen doppeldeutig: „Als ob sich jemand ins System gehackt hätte, um mir seine Rechnung anzuhängen.“
Hunter schien beinahe wieder zu lächeln. „Hier gibt es eine Menge Hacker, die nichts als Unfug im Kopf haben.“
Pete nickte gespielt heuchelnd: „Ja, und ihr vom FBI seid immer die Opfer.“
„Die Rechnung hat es in sich“, fügte Terry humorlos hinzu. „Wir reden hier von Hunderten von Dollars.“
„Und das bei deinem mageren Gehalt“, schloss Hunter.
„Da muss wohl jemand auf deine Kosten Partys schmeißen“, meinte Pete.
„Wahrscheinlich dir zu Ehren“, sagte Hunter. Die Laune des FBI-Agenten wurde von Minute zu Minute schlechter. „Auf den Partys hieß es immer, die Kosten seien von einem anonymen Spender übernommen worden.“
„Ja“, sagte Terry leise, und seine Augen blickten Hunter vorwurfsvoll an. „So oder so ist das Ganze auf jeden Fall illegal.“ Er schaute abwechselnd zu Hunter und zu Pete, als ob er hoffte, ihnen die Schuld ansehen zu können. „Wenn ich den Schuldigen je erwische, dann gnade ihm Gott.“
„Bleib locker, Terry“, erwiderte Pete und schlug ihm lachend auf die Schulter. „Das sind doch sicher nur ein paar Freaks, die sich auf deine Kosten amüsieren.“ Petes Lachen wurde noch lauter. „Natürlich werden die sich bei deinen dürftigen IT-Kenntnissen keine Sorgen zu machen brauchen.“
Die Beleidigung lag in der Luft, und für eine Weile schwelte Schweigen.
„Ein paar von uns treffen sich heute Abend an der Bar.“ Terry wandte sich wieder Carly zu. „Wenn jemand von euch über alte Zeiten plaudern möchte, kommt einfach vorbei.“ Er nickte ihr höflich zu und verschwand in der Menge.
Carly drehte sich der Kopf. Das waren zu viele neue Informationen auf einmal. Sie hatte so viele Fragen, dass sie nicht wusste, welche sie zuerst stellen sollte. Wie war das mit der Journalistin? Woher rührte die offensichtliche Feindschaft der drei Männer? Und wer manipulierte das Hotelsystem so, dass alle Kosten auf Terrys Zimmer gebucht wurden?
Doch als sie sich umdrehte, um Hunter zu fragen, war er auf einmal verschwunden.
Hunter saß in einem Sessel in einer Ecke des Hotelzimmers. Bis auf einen Streifen Abendsonne, der durch die dicken Vorhänge fiel, war das Zimmer völlig dunkel. Nachdem er sich ziellos den lauten und heißen Vegas Strip entlang hatte treiben lassen, war die Stille des Hotelzimmers erholsam. Unterwegs war er drei Mal Elvis, vier Superhelden und einem goldenen Midas über den Weg gelaufen. Carly hätte sie alle geliebt. Er hätte sie nicht so stehen lassen sollen, doch er hatte Zeit gebraucht, um sich wieder unter Kontrolle zu kriegen.
Er hatte immer noch das gleiche Glas Bourbon in der Hand, das er sich vor einer Stunde eingegossen hatte, und starrte finster in die edle Penthousesuite. Als er noch beim FBI gewesen war, hatte man ihn immer in einem der billigsten Zimmer im Erdgeschoss untergebracht. Nun konnte er sich das Beste vom Besten leisten. Einen riesigen Raum, verschwenderisch ausgestattet mit noblen Möbelstücken, dickem Teppich und einer Bar, die jemand mit mehr Lust zum Trinken verdient hätte. Seit seinem Saufgelage, nachdem Mandy ihn sitzen gelassen hatte, war ihm nicht mehr oft danach.
Terry in die Arme zu laufen hatte in ihm eine Lawine an Gefühlen losgetreten, die Hunter seit acht Jahren unterdrückt hatte. Früher einmal hätte er sich als Sieger gefühlt, als er sich über Terrys Gehalt lustig gemacht hatte. Doch nun konnte er sich davon nichts kaufen. Hunter hatten die kleinen Zimmer oder die ihm zugewiesenen Kleinwagen nie etwas ausgemacht. Die Genugtuung, das Richtige zu tun, war Belohnung genug gewesen. Seine Berufung. Und sich mit Ganoven messen zu dürfen war das Beste daran gewesen.
Bis man seine Integrität bezweifelt hatte.
Die Erinnerungen schmerzten – die Scham, der Frust, die Erniedrigung, die er jeden Tag während der Untersuchung gespürt hatte, als ihm die Kommission auf den Fersen gewesen war. Ihn selbst wie einen Verbrecher behandelt hatte.
Er hielt das mittlerweile lauwarme Glas fest in seiner Hand. Die Verbitterung ließ ihn einfach nicht los.
Draußen vor der Tür rührte sich etwas. In Hunter spannte sich alles an. Er war noch nicht bereit, wieder unter Menschen zu gehen. Doch die Tür piepte erbarmungslos, als jemand sie
Weitere Kostenlose Bücher