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Beruf Philosophin oder Die Liebe zur Welt Die Lebensgeschichte der Hannah Arendt

Beruf Philosophin oder Die Liebe zur Welt Die Lebensgeschichte der Hannah Arendt

Titel: Beruf Philosophin oder Die Liebe zur Welt Die Lebensgeschichte der Hannah Arendt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alois Prinz
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hielt er eine kleine Ansprache über seine Definition der Ehe, die da lautet: »Die Ehe verdoppelt alles«.
    Heinrich, inzwischen einundfünfzig Jahre alt, hat noch immer keinen Beruf, in dem er seine rednerischen und pädagogischen Talente richtig entfalten könnte. Seine Versuche, eine passende Stelle zu finden, verliefen bisher alle glücklos. »Manchmal komme ich mir vor wie ein Pestkranker«, klagt er Hannah.
    Immerhin hat sich ganz unvermutet eine Perspektive für ihn aufgetan. Bei einer Veranstaltung im Künstlerklub »The Club« in Greenwich Village erschienen die Referenten nicht. In der Not bat man Heinrich, der unter den Gästen war, einzuspringen. Und Heinrich hielt aus dem Stegreif einen Vortrag, der alle mitriss. Es war ein »überwältigender Erfolg«. Und nun will man ihn für weitere Vorträge in ganz Amerika verpflichten.
    Die Entwicklung, die Hannah Arendt in Deutschland und Europa erlebt hat, wirkt sich auch auf das politische Klima in den Vereinigten Staaten aus. Es herrscht der Kalte Krieg zwischen den Westmächten und den Staaten des Ostblocks, eine Konfrontation, die auf der ganzen Welt zu Konflikten führt. In Korea, das, wie Berlin, gespalten ist, versucht im Juni 1950 der kommunistische Nordteil den amerikanisch beeinflussten Südteil zu erobern. Es kommt zum Krieg, der letztlich an der Teilung des Landes nichts ändert, aber die Gefahr eines neuerlichen Weltkrieges heraufbeschwört und in den USA mit beiträgt zu einer Furcht vor kommunistischer Unterwanderung.
    Im Jahr 1951 erscheint Hannah Arendts The Origins of Totalitarianism. Das Buch wird begeistert aufgenommen. Hannah kann sich sogar als »Cover-girl« auf der Frontseite einer Zeitschrift sehen, in der ihr Buch ausführlich besprochen wird.
    Im gleichen Jahr erhält Hannah die amerikanische Staatsbürgerschaft. Nach siebzehn Jahren Flucht und Emigration ist sie nun keine Staatenlose mehr.

XVI. Vom Wunder des Anfangs
»Was wir tun, wenn wir tätig sind.«
    Auf den Tag genau ein Jahr nach der Preisverleihung an Jaspers in der Frankfurter Paulskirche, am 28. September 1959, wird in Hamburg der Lessing-Preis an Hannah Arendt verliehen. Die Festansprache hält sie selbst. Damals, in der Paulskirche, redete sie über die Öffentlichkeit als gemeinsame Welt. Nun fragt sie, was mit dieser gemeinsamen Welt geschieht in »finsteren Zeiten«, wenn also, wie im Dritten Reich, keine Möglichkeit besteht, frei am öffentlichen Leben teilzunehmen.
    Für Hannah Arendt ist es ein fataler Irrtum, zu meinen, man könnte in »finsteren Zeiten« die Menschlichkeit retten, wenn man sich in die »Wärme« zwischenmenschlicher Beziehungen rettet. Diese Form von Innerlichkeit hält sie nicht nur für weltlos, sondern auch für »unmenschlich«. Menschlich könne ein solcher Rückzug nur bleiben, wenn dabei immer noch die Welt im Auge behalten wird, und das heißt, wenn die Wirklichkeit der Gegenstand des Gesprächs bleibt. Die Menschlichkeit, so das Resümee ihrer Gedanken, geht also verloren in der abstandslosen Intimität. Und sie bleibt nur erhalten, wenn man seinen Mitmenschen für würdig erachtet, »sich mit ihm an der Welt und der Natur und dem Kosmos zu erfreuen«. 1
    Hannah bleibt nach der Preisverleihung noch in Deutschland. Sie hat schon seit Jahren vor, vom deutschen Staat eine Wiedergutmachung zu verlangen, und darauf will sie jetzt einen Antrag stellen. Nach einem Gesetz von 1953 hat jeder Anspruch auf Entschädigung, der unter dem Nationalsozialismus verfolgt worden ist »und hierdurch Schaden an Leben, Körper, Gesundheit, Freiheit, Eigentum, Vermögen oder seinem beruflichen Fortkommen erlitten hat«. Hannah ist der Meinung, dass durch die Nazis ihre berufliche Karriere in Deutschland zerstört worden ist. Das hat sie sich auch von Karls Jaspers in einem Gutachten bestätigen lassen. Darin schreibt Jaspers, er halte es für »äußerst wahrscheinlich, dass ihr unter den vor 1933 bestehenden Bedingungen eine akademische Laufbahn, obgleich sie eine Frau ist, geglückt wäre«. 2 Hannah wendet sich an das Entschädigungsamt in Berlin, wo man ihr zu ihrer Überraschung gleich eine Abfindung von 45 000 DM in Aussicht stellt.
    Die sicher geglaubte Entschädigung bekommt Hannah dann doch nicht. Ihr Antrag wird letztendlich abgelehnt, daran kann auch Jaspers’ Fürsprache nichts ändern. Sie wird es 1971, mit mehr Erfolg, noch einmal versuchen.
    Im November 1959 kehrt Hannah von ihrer Europareise, die sie auch nach Italien und in die Schweiz

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