Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition)
handeln.
Es dauerte noch einige Minuten, bis die Uniformierten ihre Arbeit vollendet hatten.
Sie beobachtete, wie sie sich bei ihren Schmieden bedankten, dann stieg die kleine Patrouille auf den Wagen und ließ den Ochsen anlaufen. Der Karren polterte die Straße entlang, direkt an Yve vorüber, die in eben diesem Moment im Laden verschwand.
Drinnen schauten eine Frau und ein Mädchen sie irritiert an, doch sie schüttelte nur den Kopf und lächelte. Damit war es getan. Niemand stellte Fragen und das war auch gut so.
Yve war sich nicht sicher, ob sie im Augenblick in der Lage gewesen wäre, diese ruhig und beherrscht zu beantworten.
Ihre Geduld war am Ende und ihre Wut war entfesse lt. Und wenn es etwas gab, das man verhindern sollte, dann war es Yves Zorn auf sich zu ziehen, denn für diesen war sie berüchtigt.
Mit langen, selbstbewussten Schritten näherte sie sich nun ihrer Fabrik. Vielleicht sollte sie bereits das Wort ehemalige davor stellen.
Die Lage war eindeutig.
Die Schmiede hatten sich bereits ins Innere zurückgezogen.
Kurz vor dem Eingang stoppte sie. Würde sie sich gegen eine Übermacht behaupten können? Anscheinend hatte ihr niemand jemals so nahe gestanden, dass er nun zögern würde , sie zu durchbohren oder ihren Kopf den Wachen auszuliefern. Immerhin hatten sie eben dies mit ihrer Fabrik getan. Mit ihrer Fabrik, die sie sich unter Mühen erarbeitet und aufgebaut hatte.
Sie spürte einen stechenden Schmerz in der Brust. Am liebsten wäre sie zusammengebrochen und hätte geweint. Sie sehnte sich so sehr danach, sich ihre Schwächen einzugestehen. Je härter sie sich jeden Tag gab, desto weicher wurde sie im Inneren. Sie glaubte beinahe, es nicht mehr auszuhalten. Konnte das denn überhaupt wahr sein?
All ihre Arbeit konnte unmöglich soeben davongetragen worden sein.
Meine Druckmaschine ist noch da , überlegte sie voller Gram. Vielleicht hatten die Wachen einen ganz anderen Grund hierher zu kommen…
Yve schluckte den Klos in ihrem Hals hinunter. Sieh den Tatsachen ins Gesicht!
Und damit schob sie ihre Bedenken bei Seite.
Mit beiden Händen wuchtete sie die schwere Tür aus dem Weg.
Eine dunkle Silhouette vor dem hellen Tageslicht. Geschmeidig zog sie ihren Degen aus der Scheide und schritt ins Halbdunkel der Halle.
Die Waffe hielt sie so an ihrer Seite, dass sie auf den ersten Blick nicht zu erkennen war.
» Hey, wo seid ihr denn alle? Ist hier niemand an der Arbeit?«
Sie hörte, wie überraschte, verwirrte – und vor allem panische – Stimmen laut wurden.
Das gefiel ihr. Immerhin hatten die Verräter ein schlechtes Gewissen.
Nun auf der Hut machte sie sich auf in den hinteren Teil, in den eigentlichen Bereich mit den Schmieden. Die Hitze schlug ihr entgegen, obwohl niemand mehr arbeitete.
Als sie im Türrahmen erschien, schauten sie zwanzig verängstigte Gesichter an.
» Was ist denn los?«, wiederholte sie ihre Frage.
» Miss Catah«, begann einer ihrer Arbeiter. Sie glaubte Daylon zu erkennen. Er war der oberste Aufseher ihrer Schmiede und ihr eigentlich stets ein guter Berater gewesen. »Wir können das erklären…«
» Was erklären? Wieso arbeitet ihr nicht?« Yve schaute sich in der Schmiede um. »Wo sind eure Werkzeuge?«
» Wir haben sie verkauft.« Daylon schien Mut gefasst zu haben.
» Verkauft? An wen?«
» Die Stadtwache«, sagte ein anderer, als wäre es etwas ganz Ehrenwertes, das er soeben Verrat an seiner einstigen Dienstherrin begangen hatte. »Sie haben uns Geld gegeben, dafür dass wir dein Versteck enthüllt haben, Miss Catah.«
» Viel Geld«, säuselte ein Dritter mit großen Augen.
Männer , dachte Yve. Hätte ich das nicht ahnen können?
» Was macht ihr dann noch hier?«, fuhr sie sie unerwartet an.
Daylon zuckte ebenso wie die anderen zusammen . »Wir…wollten gleich aufbrechen…«
» Wieso tut ihr es dann nicht gleich?« Ihre Stimme wurde schneidend.
» Aber, Miss Catah, wir wollten dich nicht verärgern…«
Sie widerstand dem Drang auf Daylon loszuzugehen und ihn augenblicklich zu erstechen. Derlei sinnloses Geschwätz sollte verboten werden! Ihre Rechte schloss sich schmerzhaft um den Griff ihres Degens.
» Nicht verärgern? Dann habt ihr euer Ziel leider mächtig verfehlt.«
Sie wusste, dass sich Daylon nicht durch besondere Intelligenz auszeichnete. Deswegen hatte sie ihn auch zum Anführer ihrer Truppe ernannt, da sie angenommen hatte, er wäre nicht fähig, Intrigen gegen sie zu spinnen. Ein Fehler.
»Aber wir
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