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Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition)

Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition)

Titel: Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marnie Schaefers
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Entschuldige. Das wollte ich nicht.« Sie ließ sich nichts von ihrer Unsicherheit anmerken. Innerlich aber zerriss es sie, ihre Freundin leiden zu sehen.
    » Zur Hölle mit dir, Yvena Catah! Der Teufel soll dich holen!«, heulte die Frau auf, als Yve den Druck noch ein klein wenig verstärkte.
    » Vielleicht mag das eines Tages eintreten. Aber dich holt er zuerst.«
    Mit diesen Worten stieß sie der Frau die Klinge direkt durch die Kehle. Es brauchte nur wenige Augenblicke, bis die Pupillen der anderen stumpf wurden.
    Nun zitterte Yve fast so stark wie kurz nach dem Aufstehen.
    Mit letzter Kraft zog sie den Degen zurück. Ließ ihn achtlos fallen.
    Sina rutschte an der Druckmaschine hinunter und blieb in einer verqueren, sehr unnatürlich aussehenden Pose liegen.
    Ein paar Minuten betrachtete sie die Leiche. Dann die Halle.
    Schweren Herzens legte sie die Hand auf die Druckmaschine. »Jetzt sind nur noch wir beide da.«
    Als sie sich zum Gehen wandte, waren ihre Wangen feucht.

2. Genau nach Plan
     
    Manchmal sind die Dinge doch nicht so unbedeutend, wie sie zunächst scheinen. Das erfuhr auch ich, als mir bewusst wurde, dass etwas im Kommen war.
    Unversehens erscheinen Mitspieler auf der Bühne, die zuvor nicht eingeplant waren. Unerwartete Figuren, derer man nicht habhaft werden kann und deren Absichten man nur schwer durchschaut. Spieler, die sich unverfroren in Angelegenheiten einmischen, die sie nichts angehen und das Rampenlicht für sich beanspruchen.
    An diesem Morgen hatte ich das Gefühl, eine solche Figur entdeckt zu haben.
    Denn ich bin stets wachsam und es ist meine Aufgabe, die Wege meiner Auserwählten zu beobachten.
     
     
    Ungeduldig  wanderten Vlain Moores Augen durch den Raum. Ihm blieb nicht mehr viel Zeit und ausgerechnet jetzt war die Schneiderin damit beschäftigt, einen aufmüpfigen Kunden zu beraten, der nicht zu wissen schien, was sich gehörte. Ihm war klar, dass er sich an eine Boutique hätte wenden sollen, um derlei Gesindel zu umgehen, doch dafür hatte erstens die Zeit und zweitens sein Geld nicht ausgereicht.
    Das Schlimmste aber war, dass vor ihm eine weitere Kundin an der Reihe war. 
    Dabei musste er pünktlich auf der Beerdigung erscheinen! Andernfalls bestand das Risiko, seine Zielperson zu verpassen. Immer habe ausgerechnet ich Pech.
    Er biss die Zähne aufeinander, als der begriffsstutzige alte Mann die Schneiderin mit weiteren Fragen bedrängte, ungeachtet der Schlange, die sich hinter ihm bildete.
    »Sind Sie genauso verärgert wie ich?«, fragte ihn die junge Frau in der Reihe vor ihm unerwartet. Ihre Haut hatte die Farbe von Vollmilchschokolade, was darauf hinwies, dass ihre Vorfahren nicht aus Elenyria stammten. Im Süden keine Seltenheit. Im Norden schon. Ihr Haar war schwärzer als Ebenholz und ihre Zähne, schöne gerade Zähne, strahlendweiß. Sie sprach akzentfreies Hoch-Elenyrisch.
    » Wer wäre das nicht?« Vlain kam eine Idee. »Worauf warten Sie?«
    » Ein Festtagskleid. Und Sie?«
    » Wofür das? Ich auf einen Anzug. Für eine Beerdigung. »
    » Das Erntedankfest in einem Monat. Noch nie davon gehört?«
    » Ich bin nicht von hier. Ich komme aus Lhapata. »
    » Ein Mann aus dem Norden also.« Sie zwinkerte ihm zu.
    » Würde es Ihnen etwas ausmachen, mich vorzulassen?« Vlain warf einen raschen Blick durch das Schaufenster, durch das man in einiger Entfernung die Uhr eines Glockenturms erkennen konnte. »In fünfzehn Minuten beginnt die Beerdigung und ich würde wirklich ungern erst zum Ende erscheinen.«
    » Was bekomme ich dafür?«, wollte sie wissen.  
    Das gefiel Vlain ganz und gar nicht. Für derartige Spielchen hatte er im Moment wirklich keinen Nerv.
    »Was wollen Sie denn?«
    » Ein Abendessen? Zu zweit. Sie und ich.«
    Fast hätte er die Augen verdreht, schaffte es gerade noch, den Impuls zu unterdrücken.
    »Schätze, das lässt sich machen.«
    Sie lächelte hinter vorgehaltener Hand . »Wo und wann?«
    Vielleicht hätte er ihr sagen sollen, dass er gegen Abend nicht mehr in der Stadt sein würde. Wenn alles gut ging, hätte er schon einen Sicherheitsabstand zwischen sich und Linelle Falah gebracht. Aber das brauchte er ihr ja nicht zu verraten. Sie würde es schon noch bemerken . »Heute Abend. Entscheiden Sie sich für ein Restaurant, ich bezahle.« Nach dem Anzug wäre er vermutlich pleite.
    » Gegen acht? Im Springenden Lachs ?«
    Unverschämtes Luder. Er wusste, dass es sich bei dem Lokal um eines der teuersten der Stadt handelte. Früher

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