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Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition)

Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition)

Titel: Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marnie Schaefers
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sein – ein Motto, das ich mir von meinem Schützling Yve abgeschaut hatte.
    »Niemand hier weiß davon.« Myriam war meine Reaktion nicht entgangen. Sie war schon immer ein sehr aufmerksamer Mensch gewesen.
    So fuhren wir voller Ungewissheit vom Ratteneck über die Raleehen-Straße, durch das Arbeiterviertel Dreadslope bis in den Siebten Kreis der Hölle, Lhapatas Zwielichtsviertel, das man mitten in der Nacht als vorsichtiger Wanderer lieber meiden sollte. Allerlei Abschaum treibt sich dort herum, sobald die Sonne hinter der Stadtmauer versunken ist. Üble Gesellen, die aus ihren Löchern gekrochen kommen und darauf hoffen, ein nichts ahnender Adeliger verirre sich hierher. So ist es schon immer gewesen und wird es immer bleiben.
    Dennoch stiegen Myriam und ich an dieser Haltestelle aus. Einige der Fahrgäste verfolgten skeptisch, wie wir an diesem unheiligen Ort die Rayne verließen, aber niemand wagte es, uns darauf anzusprechen. Die Freudenhäuser, Spielhöllen, Drogenhöhlen und weitere ähnliche Etablissements, in denen man seine Seele zweifellos dem Teufel anvertraute, blieben schnell in unserem Rücken zurück. So fanden wir uns schon bald in einer menschenleeren Gasse wieder, die wir raschen Schrittes entlang liefen. Myriam verlangte fast mütterlich, ich solle mit unter ihren Schirm kommen und so nahm ich ihn widerwillig und versuchte erfolglos, dafür zu sorgen, dass wir beide unter dem viel zu kleinen tragbaren Dach Schutz fanden.
    Glücklicherweise war es von der Haltestelle bis zum verabredeten Zielort nicht weit und das Schild einer vermutlich ebenfalls nicht ganz reinen Spelunke tauchte nur wenige Straßen weiter vor uns auf.
    Am Eingang verlangte ein fettleibiger Türsteher barsch nach unseren Namen. Ohne zu zögern nannten wir sie ihm, woraufhin er uns Einlass gewährte und auf eine Tür in der hintersten Ecke verwies, hinter der uns unsere Verabredung erwarten würde – hoffentlich. 
    Die Luft war erfüllt von Rauch und Tabak, so dass ich unwillkürlich husten musste. Zielstrebig schoben wir uns an den betrunkenen Gestalten vorbei, auf die andere Seite der Schänke, und in den Raum dahinter.
    Kaum hatte mein Schatten die Tür hinter uns geschlossen, wurden wir von einer melodiösen Frauenstimme auf Alt-Elenyrisch begrüßt . »Ihr seid spät.«
    Ich erkannte eine blonde, gut aussehende Frau, etwa um die zwanzig. Sie trug einen dunklen Gehrock, der ihr das Aussehen eines Jünglings aus gutem Hause verlieh und ihre Figur touchierte. »Aber dennoch sollt ihr mir willkommen sein, Myriam Haydon, Adrian Ravent. Meine Begleitung und ich haben beschlossen die Unterhaltung auf rein menschlicher Ebene zu führen, von daher…« Sie stand auf und reichte zuerst Myriam, dann mir ihre makellos weiche Hand. »Ich bin Liwy Venom«, fügte sie um der Etikette willen hinzu – obwohl wir uns bekannt waren. Lächelnd zog Liwy uns in den Raum hinein und bedeutete uns, auf den mit rotem Samt bezogenen Stühlen Platz zunehmen.
    Nun erst bemerkten wir die zweite Frau, die mit strengem Blick jede unserer Bewegungen verfolgte. Es sah aus, als hätten ihre kalten Augen soeben über uns geurteilt und ihre Meinung schien nicht sonderlich positiv für uns ausgefallen zu sein . »Darf ich vorstellen: Die ehrwürdige Miss Bostwick.«
    Myriam und ich tauschten einen verblüfften Blick. Die Frau war uns beiden wohl bekannt. Schon damals, als ich in die Lehren der Garde eingeführt worden war, hatte es sie gegeben – und das war bereits Jahre vor Myriams Geburt gewesen. Damals hatte sie genauso ausgesehen wie heute und auch damals schon war sie genauso unberechenbar erschienen.
    Sowohl mein Schatten als auch ich, hatten sie als Lehrerin an der Universität in Gynster Marbelle kennen gelernt. Wir waren uns augenblicklich einig, dass auch sie sich noch an uns erinnern musste.
    Und dies war der Moment, in dem unser gesamter Plan über den Haufen geworfen wurde.
    »Wir kennen uns«, sagte Myriam nur.
    » Das tun wir, in der Tat.« Miss Bostwicks Mundwinkel zuckten nicht einmal. »Ihr beide seid älter geworden, wie ich feststelle. Aber ihr seid noch im Geschäft?«
    » Wir teilen unseren Profit.« Das sollte genügen, wie ich fand.
    » Nun gut.«
    » Was tun Sie hier?«, wollte mein Schatten wissen. Sie hatte ihre Neugierde nie sonderlich gut zurückhalten können.
    » Liwy hielt es für angebracht, mich an den Unterredungen teilhaben zu lassen. Schließlich habe ich unseren Problemfall bereits zu Gesicht bekommen.«
    »

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