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Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition)

Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition)

Titel: Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marnie Schaefers
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selbst war. Ich schrieb regelmäßig, um nichts zu vergessen.
    » Worüber?«
    » Na ja, ich halte die Geschichten meiner Auserwählten fest.«
    Wie gesagt, bezeichneten uns die meisten Menschen als Seelendiebe. Da mich diese Tatsache noch nie ganz kalt gelassen hatte, war mir die Idee gekommen, die Erinnerungen nicht einfach zu nutzen, sondern sie festzuhalten, um unseren Auserwählten zumindest eine gewisse Ehre zu erweisen. Wenn wir sie schon bestahlen, wollte ich das, was ich mir zu Eigen machte, wenigstens für einen guten Zweck nutzen. Also hielt ich ihr Leben in Büchern fest, damit sie nicht vergessen wurden. Ich weiß noch genau, wie ich damit begann die Geschichte eines Mädchens namens Nirlif aufzuschreiben, denn sie brachte mich durch ihre eigene Vorliebe fürs Geschichten schreiben, auf diesen Gedanken. Seitdem blieb nichts, was ich den Seelen meiner Schützlinge entnahm, unerwähnt.
    »Dann hast du auch etwas über mich geschrieben«, brachte Crevi es auf den Punkt. Hatte ich angenommen, sie stände dem nicht allzu positiv gegenüber, bewies sie mir nun das Gegenteil, indem sie schlicht gerührt wirkte.
    » Ja, schon…«
    » Aber mein Leben hat wohl kaum Qualität, um in einem Buch festgehalten zu werden«, behauptete sie verschmitzt.
    » Nicht?«
    » Nicht«, beharrte sie.
    » Du wärst erstaunt, wie gut sich die meisten Geschichten meiner Schützlinge dafür eignen. Und deine macht da keine Ausnahme.« Ich zog sie sanft weiter, damit sie nicht neugierig wie sie war, auf die Idee kam etwas davon lesen zu wollen.
    » Wenn du meinst.«
    Wir hatten die Glastür erreicht.
    Ohne ein Wort überreichte ich ihr den Folianten, den sie sich wie ihren wertvollsten Besitz vor die Brust drückte und beide Arme darum schloss. »Wir werden uns doch wiedersehen?«, wagte sie eine letzte Frage zu äußern.
    » Natürlich.«
    » Gut.« Crevi schielte kurz zu Myriam hinüber, die uns hier nicht mehr sehen konnte, und zog mich behutsam, aber nachdrücklich, zu sich herunter. Ich ließ es geschehen und verfolgte, wie sie sich verschwörerisch zu mir vorbeugte, als wolle sie mir etwas ins Ohr flüstern. Stattdessen aber drückte sie mir kurzerhand einen Kuss auf die Wange.
    Einfach so .
    » Bis bald, Adrian«, sagte sie nur und wandte sich zum Gehen, ehe ich meiner Verblüffung Worte verleihen konnte. Klingelnd fiel die Tür hinter ihr ins Schloss.
    Sprachlos sah ich ihr nach. Meine Haut kribbelte noch immer unter der Berührung ihrer Lippen und verursachte ein wohliges Gefühl.
    Aber halt. Das war falsch.
    Crevi gehörte zu Vlain, nicht zu mir. Es war so eindeutig, dass sie nicht einmal in Erwägung gezogen hatte, ich könnte derart auf ihre kleine Geste reagieren. Also was dachte ich da?
    Adrian McBehyl hatte seine Aimee, wenn wir auch getrennte Wege gingen. Ich liebte sie noch immer, darin bestand kein Zweifel. Aber wie lange war ich schon jemand anders als der junge unschuldige Mann, der sich in das Mädchen mit den roten Locken verliebt hatte?
    Viel, viel, viel zu lange.
    Was war mit Adrian Ravent? Wäre er dazu verurteilt die Ewigkeit allein zu durchleben?
    Eilig fuhr ich auf dem Absatz herum und kehrte zu Myriam zurück.
    Es gab wichtigere Dinge, denen ich meine Aufmerksamkeit widmen sollte.
    Nur leider wollte mir im Augenblick nicht ein einziges einfallen.

18. Verkettung unglücklicher Umstände
     
    Yve steckte den Kopf in den Brunnenschacht und spähte angestrengt in die Dunkelheit hinein. Sie konnte nichts Besonderes erkennen außer dem widerlichen Geruch nach Urin, der ihr stechend in die Nase fuhr. Sie ließ sich von Jayden die Laterne reichen und leuchtete die Wände aus, ohne auf etwas zu stoßen, das ihr vielversprechend erschien. Außerdem war der Brunnen nur knappe drei Meter tief, dann war er verschüttet und am Grund mit einer dicken Schicht Unrat bedeckt. »Ich glaube, das hier ist er auch nicht«, sagte sie und blickte von Vlain zu Jayden und von Jayden zu Crevi. Der Dämon überzeugte sich selbst von ihrer Annahme und nickte.
    » Sieht ganz so aus.«
    » Bleibt nur noch ein Brunnen übrig«, fasste Crevi ihren nächsten Schritt ins Auge.
    Bis jetzt war alles erstaunlich gut verlaufen. Yve war im Stillen sogar mehr als verwundert darüber, dass sich das Problem bezüglich des Rätsels so einfach gelöst hatte. Es machte sie sogar ein bisschen argwöhnisch, dass der Herr ihrer momentanen Unterkunft – Noah McDare – sich als äußerst nützlicher Gehilfe in ihrer Angelegenheit erwiesen hatte. Woher

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