Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition)
Effekt bewirken, aber da diese Gefühlslage äußerst selten vorkommt, suchen wir uns meist die Trostlosen aus.« Ich hob eine Hand, bevor sie etwas sagen konnte. »Das klingt alles sehr…kalt. Ich weiß. Als wären die Menschen nur Gegenstände, die wir für unsere eigenen Zwecke benutzen. Aber so ist es nicht! Wir fühlen mit unseren Auserwählten und manchmal helfen wir ihnen. – Deswegen nennen wir sie auch unsere Schützlinge.«
» Also war ich ein x-beliebiger Mensch unter denen, die reiche Beute versprachen.« Crevi sagte das, als würde ich nicht mit Herz und Verstand an ihr hängen.
Denn so war es. Nie hatte ich mich seit meiner Entmenschlichung so sehr zu einem sterblichen Wesen hingezogen gefühlt. Ich wusste nicht, von welcher Art meine Zuneigung war. Sie war mir schlichtweg unendlich wichtig geworden.
»Nein. Du warst nie ein x-beliebiger Mensch.« Schnell räusperte ich mich, als ich merkte, wie heiser ich plötzlich klang. »Nicht für mich.«
» Was soll das wieder heißen?« Fragend hob sie eine Augenbraue und fast hätte ihre Frage böse geklungen, wenn sie dabei nicht so bezaubernd gelächelt hätte.
» Es ist alles andere als normal, dass wir uns unseren Schützlingen zu erkennen geben. Eigentlich sind wir die agierende Macht im Hintergrund und wenn wir uns einmal offen zeigen, vergessen unsere Auserwählten es gleich danach wieder, als hätte sich nie etwas in ihrem Leben geändert. – Aber du hast mich nicht vergessen. Deswegen blieb mir keine andere Wahl, als einige Dinge klar zu stellen. Ich musste dich wieder sehen und das mit…Folgen.«
» Welche Folgen?« Ihre Haltung drückte Unruhe aus.
» Ich habe angefangen…dir eine gewisse Zuneigung entgegen zu bringen. Nicht das, was du jetzt vielleicht denkst. Aber Gefühle, ganz zweifelsohne. Normalerweise sollen wir uns nicht mit Normalsterblichen einlassen, weil dies stets unschöne Ergebnisse mit sich bringen kann.« Ich holte tief Luft. »Haben wir uns einmal für diesen anderen Weg entschieden, so ist unsere Seele auf immer unrettbar verloren, was so viel bedeutet wie, das wir uns nicht wieder aus diesem Spiel lösen können. Es verfolgt uns, holt uns ein und steht bisweilen einem normalen Leben ziemlich im Wege. Deswegen sollten wir uns von den Sterblichen fernhalten und distanzieren, wie es unserem Wesen gebührt.«
» Aber ich habe dir förmlich keine andere Wahl gelassen«, traf Crevi den Nagel auf den Kopf und konnte sich eines Lächelns nicht erwehren. »Ist das schlecht?«
» Wie meinst du das?«
» Hätte es nicht passieren dürfen, dass einer von euch sich einer Sterblichen offenbart?«
Bange Erwartung erfüllte die Luft zwischen uns.
»Offenbaren ist eine andere Sache, aber normalerweise wird es nicht geahndet, wenn man eine Beziehung zu einem Sterblichen aufbaut. Manchen von uns gelingt es gelegentlich, ein größtenteils normales Leben zu führen.« Ich zögerte kurz, entschied mich dann aber auch, diese ihrer Vermutungen zu bestätigen. »Noah McDare zum Beispiel. Er hat sich ein Leben aufgebaut, wie es nur wenigen von uns vergönnt ist.«
» Ich habe es doch gewusst!«, rief sie aus und grinste breit. »Er hat mich an dich erinnert. Dann ist er auch einer von euch?«
» Ja, wenn er auch nicht aktiv im Dienst ist.«
» Ihr kennt euch persönlich?«
Diese Nachfrage überraschte mich ein wenig . »Aber, ja. Wir waren früher gute Freunde. Er, mein Schatten, ich und…« Ich stoppte. Ah, man kann auch zu viel verraten! Dies war eine Information, die ich ihr vielleicht lieber hätte vorenthalten sollen. Aber dafür war es jetzt wohl zu spät…
» Und wer?«
» Und Vlain.«
» Nein! Wirklich?« Völlig erstaunt starrte Crevi mich an. »Aber er ist doch kein…Seelendieb?«
» Nein, ist er nicht«, kühlte ich ihre Vermutung schnell ab. »Wir haben uns an der Universität von Gynster Marbelle kennen gelernt, einem mehr oder weniger geheimen Institut für…Nichtmenschen.« Um ein wenig Normalität beizusteuern, fügte ich hinzu: »Vor etwa dreizehn Jahren.«
» Aber…« Sie schüttelte den Kopf. »Entschuldige, ich bin gerade etwas verwirrt.«
» Warum?« Ich konnte nicht leugnen, dass ich dies im Augenblick etwas amüsant fand.
» Wie alt bist du?«
» Das hast du mich schon mal gefragt.«
» Ja, und da hast du mir keine vernünftige Antwort gegeben.« Gespielt verärgert funkelte Crevi mich an. »Ich hätte aber gerne eine.«
» Hm. Na, gut.« Ich grinste ein wenig verschlagen. »Ich bin
Weitere Kostenlose Bücher