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Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition)

Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition)

Titel: Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marnie Schaefers
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erreicht.
    Vlain warf noch einen Blick auf den Hof und stieß einen leisen Fluch aus.
    » Was ist?«, hakte sie sofort nach.
    » Der Alarm des Hundes wurde bemerkt.«
    » Und das weißt du woher…?«
    » Egal!« Geschwind stieg er auf das leere Fass vor dem Zaun und machte einen gewagten Satz über das Tor, den wohl kein normaler Mensch hätte vollführen können. Yve fiel auf, dass er seit einigen Tagen unruhig war. Selbst wenn er sich außerordentlich Mühe gab, so konnte er vor ihren geschulten Augen dennoch nicht verbergen, dass er ein Tier in sich trug. Der Vollmond nahte, das war unabänderlich.
    Tatsächlich hörte Yve wie eine Tür aufgerissen wurde und Stimmen laut wurden.
    »Verschwinden wir!«
    Dem gab es nichts hinzuzufügen.
    Kopflos rannten sie los und tauchten ein in das Gewirr der unendlichen Gassen. Denn genau das war Lhapata. Die Stadt der Unendlichkeit. Unscharf flogen die Häuser an ihnen vorbei. »Folgt uns jemand?«, fragte Crevi.
    Yve warf einen Blick zurück.
    Zwei dunkle Gestalten in wehenden Mänteln hoben sich im schwachen Licht der Laternen hinter ihnen ab und holten stetig auf. An ihrer Seite lief der Boxer, der zu seinem Mut zurückgefunden hatte. Er überholte seine Besitzer und würde sie bald eingeholt haben.
    »Anscheinend«, grummelte Vlain.
    » Na toll!«
    Jayden befand sich dicht an ihrer Seite, was Yve selbst in der gegenwärtigen Situation beruhigte . »Bleibt nur zu hoffen«, stieß er hervor, »dass niemand die Wache verständigt hat.«
    Dem stimmte sie wortlos zu. Es war kein besonders ermutigender Gedanke, wenn sie sich ausmalte, wie schon bald eine nicht zu unterschätzende Meute hinter ihnen her wäre.
    Aber daran wollte sie eigentlich gar nicht denken.
    Also konzentrierte sie sich ganz darauf, einen Fuß vor den anderen zu setzen, nicht an Geschwindigkeit zu verlieren.
    Sie mussten sie nur lange genug auf Trab halten. Irgendwann würden sie es müde werden den Unbekannten nachzustellen. Allenfalls würden sie sich bei Tage an die Wache wenden, doch finden würden sie sie nicht mehr.
    Daran klammerte Yve ihre Hoffnung, während ihr der kalte Wind um die Nase pfiff und ihre Ohren schmerzen ließ.
    Sie verließen die Wohngegend und gelangten in die Innenstadt, wo selbst um diese Zeit noch Restaurants und Lokale geöffnet hatten. Dunkle Kutschen fuhren an ihnen vorbei und kündigten von unerwünschten Passanten . »Wohin?« Es war Crevi, die die alles entscheidende Frage stellte.
    Das Licht eines Cafés erhellte geisterhaft ihre Gesichter und ließ den Nebel, den ihr Atem bildete, deutlich sichtbar werden.
    Wie kalt es schon in der Nacht wird , kam es Yve in den Sinn. Dabei war es erst Herbst!
    Instinktiv zog sie ihre kurze Lederjacke enger und blies in ihre eisigen Hände. Als sie das Anwesen der McDares gegen die frühen Abendstunden verlassen hatten, war es noch merklich wärmer gewesen.
    »Wir trennen uns«, war Vlains Antwort, die keinen Zweifel duldete. »Wir alle wissen, wo unser nächstes Ziel liegt. Dort treffen wir uns.«
    Yve dachte an die zwielichtige Gegend in den ärmeren Vierteln. Es war kein Ort, den man allein in der Nacht aufsuchen wollte. Mit Sicherheit gab es dort Halsabschneider und Halunken, die nur auf leichte Beute, wie sie es waren, warteten.
    Der Siebte Kreis der Hölle , dachte sie und ein eiskalter Schauer lief ihr den Rücken hinunter.
    » Los!« Vlain stieß Yve und Crevi in Richtung der Raynestation.
    » Wir sollten zusammen bleiben«, begehrte Erstere auf. Ihr gefiel die Entwicklung der Ereignisse überhaupt nicht.
    Das Schnüffeln des Jagdhundes, der ihnen auf der Fährte war, war nun so nah, dass selbst sie es über das Rauschen des Windes hinweg hören konnte.
    War das denn die Möglichkeit!
    » Mann!«, fluchte Yve, gab sich geschlagen und packte Crevi bei der Hand. Mit einem letzten bösen Blick in Vlains Richtung zerrte sie seine Schutzbefohlene an der Haltestelle vorbei in die Finsternis einer anderen Straße, wo sie sich im nächsten Hauseingang verbargen. 
    Vlain und Jayden lockten die beiden Männer auf ihre Fährte. Denn nur wenige Sekunden später vernahmen sie, wie sich die trippelnden Krallen des Hundes entfernten. 
    »Sie sind nicht länger hinter uns her«, sagte Crevi erleichtert und löste sich aus dem Schatten des Vordaches. 
    Wie nebenbei erkannte Yve die verdreckten Winkel des Unterstandes, die Spinnenweben, die sich über ihren Köpfen spannten und die alte verrostete Klinke, die matt schimmerte. In gewisser Weise war

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