Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition)
einhundertvierunddreißig Jahre alt.«
» Und Vlain, Noah und…dein Schatten? Seid ihr alle so alt?« Voller Erwartung verfolgte sie meine Reaktion.
» Nein. Die anderen sind jünger…« Es war mir ehrlich gesagt ein wenig peinlich das zuzugeben. Einen Großteil meines unsterblichen Lebens hatte ich zunächst als bloßer Dämon verbracht, bis ich erst in der zweiten Hälfte meiner bisherigen Ewigkeit an die Garde geraten war und erst danach war ich zur Uni gegangen. »Vlain ist genauso alt, wie er dir gesagt hat. Achtunddreißig. Noah ist dreiunddreißig. Und Myriam ist sechsundsechzig, wenn ich mich nicht irre.« Ich musterte sie. »Findest du es befremdlich zu wissen, dass ich so alt bin?«
» Nein, überhaupt nicht. Wieso auch? Aber das erklärt Einiges.« Crevi zwinkerte mir neckisch zu. »Wenn du weißt, was ich meine.« Dann hellten sich ihre Züge auf. »Ich glaube, ich habe…Myriam letztens kennengelernt.«
» Ach?«
» Ja.« Sie erzählte mir von der alten Frau, die Vellény die Erinnerung an die Vision genommen hatte und so rätselhaft aufgetaucht und wieder verschwunden war. »Sie sah aus wie eine Hexe«, schloss sie ihren Bericht ab. »Ist sie eine?«
» So etwas Ähnliches.« Ich schmunzelte.
» Aber sie sah viel älter aus als du. Warum?«, erinnerte sich Crevi.
Ich seufzte und erklärte ihr dann, was es mit unserer äußeren Erscheinung auf sich hatte.
»Ganz schön verrückt das alles«, war ihre abschließende Meinung. »Aber Noah, Myriam und du, ihr seid alle Seelendiebe, während Vlain ein Dämon ist. Er gehört nicht zu euch, habe ich recht?«
Ja, meine Vermutung hatte sich wieder einmal bestätigt. Sie war schlau und hatte die Ungereimtheiten rasch durchschaut . »Na ja, ich bin ja auch ein Dämon. Aber du hast Recht – Vlain gehört nicht zu uns.«
» Hm.« Es war wieder einer dieser Momente, in denen ich Crevi ansah, dass sie noch etwas sagen wollte, es aber nicht tat. Im Stillen dachte ich mir, dass es in diesem Fall vielleicht sogar besser war. »Diese Abmachung, von der du am Anfang gesprochen hast. Was genau besagt sie?«, schlug sie eilig eine andere Richtung ein, als ahne sie, was sie auf diesem Weg erwartete.
» Myriam und ich haben uns mit Liwy getroffen. – Sie gehört der Bande an und unsere Garde unterhält einige Kontakte mit diesem Zusammenschluss von Dämonen, deswegen war es nicht allzu schwer für uns, einen Termin auszumachen. Miss Bostwick«, Crevi nickte nur und mir war klar, dass sie nun durch gar nichts mehr zu überraschen war, »ist die Vermittlerin, die Neutralitätszone, die unter anderem zwischen der Garde und der Bande seit jeher kooperiert. Sie ist jemand, den man zu respektieren hat, sozusagen. Liwy hat sich äußerst stur angestellt, aber im Endeffekt musste sie sich der Entscheidung der Vermittlerin beugen. Du bist geschützt und der Bande ist es nicht erlaubt, dir Schaden zuzufügen, bis du deine Fähigkeiten als Schöpferin an einem lebenden Objekt erprobst.«
» Ach, keine Sorge. Das hatte ich bis jetzt auch nicht vor«, lachte Crevi, wurde aber schlagartig ernst, als sie meine unerschütterliche Miene gewahrte. »Tut mir leid, ich weiß, dass das alles kein Spiel ist.«
»Vielleicht solltest du sogar so weit gehen, die nächste Zeit nicht mit der Magie zu experimentieren«, meinte ich und dachte an unsere gemeinsamen Übungen. »Liwy ist da ziemlich kleinlich und wird vermutlich bei jedem Anzeichen Alarm schlagen.«
Crevi nickte fest, aber ihr war anzuhören, dass sie unsicher wurde . »Warum ist es mir denn nicht erlaubt, meine Fähigkeiten anzuwenden?«
» Sowohl die Garde als auch die Bande haben dem Schöpfer nie sonderlich positiv gegenüber gestanden. Seine Experimente und Verwandlungen von Menschen haben gegen das Gesetz, nach dem die Welt aufgebaut ist, verstoßen. So viel kann ich dir sagen.«
» Also sieht man es nicht gerne, wenn wieder Menschen verändert werden, weil es die Welt ins Wanken bringt.«
» Ja.«
Sie hatte es gut getroffen.
Die Welt geriet ins Wanken.
» Ich denke, das lässt sich machen.« Ein gerührter Ausdruck trat in ihre Züge. »Und ihr habt euch für mich eingesetzt?«
» Na ja…ein wenig.« Es war mir unangenehm, wenn Crevi so über mich sprach.
Sie lächelte versonnen . »Danke, Adrian.«
» Wofür?«
» Für die Wahrheit.«
Ich verzog das Gesicht.
»Gern geschehen«, sagte ich förmlich.
Crevi bemerkte mein Unbehagen . »Du kannst so was nicht gut haben, stimmt’s?«
Ich erwiderte nichts,
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