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Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition)

Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition)

Titel: Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marnie Schaefers
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aber das war Antwort genug.
    Schweigend standen wir uns gegenüber und keiner von uns wusste so Recht, was er sagen sollte. Da erklang das muntere Glöckchen der Ladentür und kündigte einen Besucher an. In diesem Fall war es eine Besucherin. Die alte Frau mit den lockigen grauen Haaren in dem beigefarbenen Mantel lächelte mir fröhlich zu. »Ah, Master Ravent«, grinste sie.
    » Ravent?« Crevi zupfte fragend an meinem Ärmel.
    » Mein Deckname. Wenn man eigentlich schon tot sein müsste, ist es manchmal notwendig den Namen zu ändern. Die meisten Menschen kennen mich als Adrian Ravent, da der Name auch gleichzeitig meine adelige Abstammung verschleiert«, resümierte ich unter dem belustigten Blick der Besucherin. Ich griff nach Crevis Hand und beschloss, die Vorstellung zu übernehmen. »Crevi, das ist Myriam Haydon. Miri, das ist Crevi Sullivan.«
    Die beiden Frauen schüttelten sich die Hände.
    »Ich habe schon Einiges von Ihnen gehört«, sagte mein Schützling schüchtern, aber mit einem Lächeln.
    » Lassen wir doch die Förmlichkeiten«, schlug Myriam vor. »Ich kenne dich ohnehin schon so gut wie meine eigene Tochter. Du weißt ja jetzt, was es bedeutet, von uns auserwählt zu sein.«
    Crevi verstand auf Anhieb und nickte.
    »Ich habe gute Neuigkeiten!«, fuhr mein Schatten beschwingt fort und drängte uns beide hinüber zu einem der langen Tische im hinteren Bereich des Buchladens. »Noah hat die Karten entdeckt.« Sie griff in einen großen Rucksack und holte einen dicken Folianten heraus. Schnell blätterte sie ein paar Seiten um, bis sie die gesuchte Karte wiederfand und sie in unsere Richtung drehte. »Da! Seht selbst.«
    Mein Schützling und ich beugten uns gleichermaßen neugierig vor, um zu sehen, was Myriam uns zeigen wollte. Der Grundriss der inneren Stadt war zu erkennen, wie sie vielleicht vor hundert Jahren ausgesehen haben mochte. In diesem Bereich waren unterirdische Gänge, die Trinkwasserversorgungsanlagen, eingezeichnet und dazu die jeweiligen Brunnenschächte. Es waren nur drei an der Zahl. Damals, kam es mir in den Sinn, war die Stadt eben noch nicht sonderlich groß gewesen. In den vergangenen Jahren erst hatte der Boom eingesetzt.
    »Drei Brunnen nur?«, fragte Crevi hoffnungsvoll. »Kann das wirklich sein?«
    » Sieht ganz danach aus.« Ich merkte, dass ich lächelte.
    » Wo bleibt der überschwängliche Dank?«, verlangte Myriam grinsend.
    Ich warf ihr einen vorwurfsvollen Blick zu . »Noah hat doch die ganze Arbeit gemacht.«
    » Tsss.« Beleidigt verschränkte sie die Arme und tat, als schmolle sie.
    » Aber was ist, wenn mein Vater sich in Wirklichkeit doch für einen neueren Brunnen entschieden hat?«, schlichen sich schließlich Zweifel ein. 
    Mein Schatten schüttelte den Kopf . »Ich habe deinen Vater gekannt, Crevi. Ich glaube, es passt zu ihm. Er war immer jemand, der die guten alten Zeiten geliebt hat. Es sähe ihm gar nicht ähnlich, sich für ein neues Modell zu entscheiden.«
    » Sie…du hast ihn gekannt?«
    » Ja.« Myriam kicherte. »Damals, als ich noch jung war.«
    » Miri, das ist nicht der passende Moment für Humor«, stellte ich tadelnd fest. Ich wandte mich wieder an Crevi. »Du solltest die anderen von deinem Fund unterrichten. Drei Brunnen abzusuchen sollte möglich sein.«
    Sie stimmte mir stumm nickend zu . »Nur was soll ich ihnen sagen, wie ich an die Karte gekommen bin?«
    » Sag, dass du mit Noah darüber gesprochen hättest. Und die Sache ist erledigt«, war Myriams Vorschlag.
    » Na gut. Ich werde mir etwas einfallen lassen.«
    Sie erhob sich und sah mich fragend an.
    »Ich bringe dich noch zur Tür.« Ich nahm den Folianten mit der Karte und klemmte ihn mir unter den Arm.
    Gemeinsam schlenderten wir durch den Buchladen. Voller Neugier musterte Crevi währenddessen die Einbände und überflog deren Namen. »Es ist wie im Paradies«, meinte sie lächelnd. »Ich glaube, ich habe mich noch nie auf Anhieb an einem Ort so wohl gefühlt.« Ich nahm es zur Kenntnis und folgte ihren Blicken schweigend. Ihr Gang, ihre Art sich zu bewegen und sich auszudrücken, all das zog mich in ihren Bann, wie es bisher nur eine einzige Frau vermocht hatte. Plötzlich blieb sie stehen und zeigte in Richtung eines aufgeschlagenen Buches, neben dem ein Tintenfässchen stand, das ich auf einem einsamen Pult im Raum hatte stehen und liegen lassen. »Schreibst du?«, wollte sie voller Bewunderung wissen.
    » Ja. Gelegentlich.« Das stimmte nicht ganz, wenn ich ehrlich zu mir

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