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Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition)

Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition)

Titel: Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marnie Schaefers
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Schnauze tief in seinen Eingeweiden. Der Mann stieß schrille Schreie aus, wand sich, doch das geistlose Gurgeln verebbte.
    Aber oh! Wie gut das tat!
    Die Schreie klangen wie eine nur für ihn hörbare Melodie und das Blut, das seinen Rachen flutete, vermochte den unbändigen Durst zu stillen. Ein tiefes Gefühl der Befriedigung erfüllte ihn und ließ ihn ein wohliges Grummeln ausstoßen.
    Wie berauscht löste er sich von der Leiche und nahm neue Witterung auf. Yve und Jayden konnte er nirgendwo entdecken, dafür fasste er die letzten Überlebenden ins Auge, von denen Myriam soeben einen durch die Luft schleuderte und dessen Aufprall ihm mit Sicherheit das Genick gebrochen hätte. 
    Bevor er jedoch auf dem Boden aufkam, sprang Vlain ihm entgegen und schnappte ihn aus der Luft. Als er sich auf allen Vieren abfing, war der Mann bereits tot und der Kopf hing ihm halb abgetrennt auf die Schulter. Gierig zerriss er ihm das Gesicht.
    Sein Dämon jaulte vor Glück und drängte ihn, sich auf den nächsten Soldaten zu stürzen, der mit dem Rücken zu ihm stand und auf seinen Gefährten starrte. Dieser trat zuckend um sich, wand sich unter dem unerbittlichen Griff eines zweiten Albtraums.
    Voller Triumph schlich er sich an den jungen Mann heran. Von unsagbarem Grausen gepackt wirbelte sein auserkorenes Opfer herum, riss die Arme nach oben und versuchte erfolglos, seinen messerscharfen Zähnen zu entkommen, die sich in Sekundenschnelle in seinen Arm gruben und ihn daran wie eine kreischende Puppe zu sich heran zogen. Fleisch, Gewebe und Knochen gaben unter seinem Biss nach und zersplitterten wie bei einer Glasfigur. Es schmeckte göttlich.
    Ganz in sein Mahl vertieft, spürte Vlain einen Luftzug. Direkt über sich.
    Wütend ob dieser Störung hob er den Kopf und beäugte skeptisch die hoch gewachsene Silhouette direkt vor ihm. Lauernd, halb geduckt und überaus bestialisch hockte sie vor ihm und musterte ihn aus rot glühenden Augen. Die dünnen Lippen in dem kalkweißen Gesicht verzogen sich zu einem Lächeln, das grausam anzusehen war, und entblößten spitze Reißzähne. Ein leises Zischen war es, das ihn schließlich von seinem Opfer ablassen ließ . »Adrian«, grollte Vlain etwas verstimmt und warf mir die Überreste des Torsos widerwillig vor die Füße.
    Ein stummes Angebot, etwas, das wir vor langer Zeit ständig getan hatten. Damals, als wir noch gemeinsam auf die Jagd gegangen waren und er sich nicht der Bande verschrieben hatte. Demnach war es, wenn es auch noch so absurd wirkte, wie Vlain feststellte, eine freundschaftliche Geste.
    »Danke«, sagte ich ungewöhnlich herablassend und kniete mich neben den leblosen Körper, beugte mich über ihn und biss zielgenau in die Halsschlagader.
    Fast ein wenig neidisch beobachtete Vlain mich, dann wandte er sich ab und leckte sich das Blut von den Lefzen.
    Suchend ließ er den Blick über den Platz schweifen, der sich in ein Meer aus Leichen verwandelt hatte. Langsam wurde sein Kopf wieder klarer und die Erinnerungen kehrten zurück.
    Plötzlich wusste er wieder, warum er sich in einem Armenviertel in Lhapata auf einem Hinterhof herumtrieb – da waren Gedanken so klar wie Eiswasser, dass es ihm unmöglich erschien, dass er sie tatsächlich vergessen haben sollte.
    Vor seinem inneren Auge sah er Crevis Gesicht und als die junge Frau ihm zulächelte, bestürmte ihn schlagartig das gesamte Ausmaß der Situation.
    Er entdeckte Myriam, die ihn stillschweigend beobachtete, und sich an den Brunnen gelehnt hatte.
    »Miri?«, räusperte sich Vlain und trottete bedächtig auf sie zu. »Wo…sind Yve und Jayden?« Fast angstvoll ließ er den Blick über die Toten schweifen, als ahne er, dass etwas nicht ganz nach Plan gelaufen sei. Er hatte sie nicht angefallen…oder doch? Manchmal war es so eine Sache mit der Erinnerung, wenn er etwas unter der Kontrolle seines Dämons tat. Oft kehrte das, was wirklich geschehen war, erst viel später zu ihm zurück, um ihn dann mit all der kalten Gewissheit in die Knie zu zwingen.
    Genauso war es damals gewesen.
    Jántre.
    » Im Brunnen«, erhielt er zu seiner Erleichterung die Antwort.
    Dennoch konnte er es nicht ganz glauben . »Wirklich?«
    » Ja«, bestätigte sie und strich sich die grauen Locken aus dem Gesicht, in dem, obwohl sie es wohl oft genug mit angesehen hatte, Abscheu geschrieben stand. »Mensch, Mensch, Mensch«, murmelte sie dann. »Ich hab euch schon lang nicht mehr so wüten sehen, Jungs.«
    Vlain blieb stehen und lauschte,

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