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Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition)

Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition)

Titel: Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marnie Schaefers
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aber außer dem schmatzenden Geräusch, war nichts zu vernehmen. Der Dämon, der kurz bevor die Wachen aufgetaucht waren, auf dem Dachfirst gesessen hatte, war fort. Er konnte keinen fremden Geruch mehr feststellen . »Habt ihr ihn auch gesehen?«, vergewisserte er sich dennoch, dass er sich die Kreatur mit den weißen Augen nicht nur eingebildet hatte.
    » Ja«, antwortete Myriam und schauderte, gab dann zögernd zu: »Ich kann es wirklich nicht haben, wenn ich einen fremden Dämon in der Nähe weiß.« Sie musterte erst Vlain, dann mich, der eben von der Leiche abgelassen hatte. »Ich schätze, das muss ich nicht weiter erklären.«
    » Nein, musst du nicht.« Langsam erhob ich mich, entfernte mich von meinem Opfer und wischte mir die frischen Blutspritzer mit dem Handrücken ab. Schlenderte geschmeidig auf ihn und meinen Schatten zu.
    Die Hexe, wenn Miri es auch ablehnte, als solche bezeichnet zu werden, warf einen Blick in den dunklen Brunnenschacht . »Folgen wir den anderen?«
    » Natürlich.«
    » Was denn sonst?« Vlain funkelte sie geringschätzig an, was sie dazu brachte ein wenig vor ihm zurückzuweichen. Er entschuldigte sich rasch.
    Dann warf er den Kopf in den Nacken und schloss die Augen, stellte sich auf die Hinterläufe und sammelte sich. Auf gewohnte Art und Weise griff er nach dem dunklen Teil seiner Seele, der sich wie ein dickes Geschwür in seinem Geist ausbreitete, und schloss ihn behelfsmäßig in einer imaginären Truhe ein. Kaum war der Deckel zugefallen, spürte er, wie ihn die Schmerzen durchfuhren, die seine Glieder schrumpfen ließen und seine Knochen verformten.
    Wieder in seinem menschlichen Körper bemächtigte er sich hastig einiger Kleidungsstücke der Toten, dann nickte er Myriam und mir zu. Auch ich hatte meinen inneren Teufel zurück hinter die Barriere gesperrt und das Animalische war aus meinen Zügen verschwunden, als wäre es nie dort gewesen.
    Ohne länger auf uns zu warten sprang Myriam in den Brunnen und kurz darauf vernahmen wir ihren Aufprall . »Nach dir«, bat ich mit einem schiefen Lächeln, das gleichzeitig Entschuldigung für mein vorheriges Verhalten war. 
    » Na, gut«, gab Vlain sich geschlagen und folgte der Frau in die Tiefe.
    Er fiel schnell. Dunkel und kalt schossen die Wände des Brunnenschachtes an ihm vorbei. Sein Magen rebellierte, aber da umschlossen ihn schon die gierigen Wassermassen und drohten ihn von allen Seiten unter sich zu begraben.
    Panik keimte in ihm auf, die wohl von der Erinnerung an die Vision herrühren musste. Wild um sich schlagend paddelte er an die Oberfläche und prustend spuckte er das brackige Brunnenwasser wieder aus.
    » Schön hier unten, wie ich finde«, hörte er Myriams ironische Äußerung dicht neben sich und fast hätte er lächeln müssen, wenn ihn nicht im nächsten Moment eine eisig kalte Welle ins Gesicht getroffen hätte.
    Kurz darauf tauchte auch der letzte im Bunde aus den Fluten auf und sah sich um.
    Über uns befand sich in einiger Entfernung ein runder Einschnitt in der Höhle, durch den schwach die weit entfernten Sterne funkelten. Viel mehr konnte man in der Dunkelheit nicht erkennen, selbst dann nicht, wenn Vlain sich seiner übermenschlichen Sinne bediente.
    » Und jetzt?«, fragte er.
    Myriam stieß geräuschvoll die Luft aus und entgegnete schnippisch : »Ich hatte gehofft, ihr könntet so etwas wie eine Fährte aufnehmen. Andernfalls hätte ich vorhin etwas mehr gedrängt und euch bei eurem Mahl unterbrochen.«
    » Das«, brummte ich, »ist dank des Wassers nur leider nicht ganz so einfach.«
    » Vlain, sag nicht, dass es dir genauso geht. Du bist schließlich unser Spürhund, warst du schon immer. Du machst das doch mit links! Anders als unser Blutsauger.«
    Ich schnaubte gespielt empört . »Hör mal, gleich werde ich wirklich böse!«
    » Da bekomme ich aber Angst…«
    Vlain kniff die Augen zusammen und konzentrierte sich, blendete die Streiterei seiner Freunde aus. Er rief sich Crevis ganz besonderen Geruch ins Gedächtnis, ihr unvergleichliches Aroma, wenn er sich ganz dicht neben ihr befand und sog die Luft ein. Dann musste er lächeln . »Ich hab etwas. Sie sind in diese Richtung«, teilte er mir und Myriam mit. Er deutete in einen Tunnel, in dem der Wasserspiegel absank und von einer schwachen Strömung ergriffen wurde.
    » Sicher?«
    » Ja, verehrte Hexe!«
    Sie schnaubte.
    Ohne sie eines weiteren Blickes zu würdigen, stieß Vlain sich von der Höhlenwand ab und schwamm auf die Stromschnelle

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