Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition)
Glieder und ließ ihn verkrampfen. Unkontrollierbar bäumte sein Körper sich auf. Seine Hacken schlugen Haken auf dem Boden.
Schaum sprudelte ihm aus dem Mund.
Jayden entfernte sich vorsichtshalber und bekreuzigte sich, nur die Hexe blieb an ihrer Seite.
Crevis Hände tasteten versunken über das Einschussloch, wo die Haut auf magische Weise zusammenwuchs. Zuvor drückte schneeweißes Gewebe etwas Spitzes an die Oberfläche.
Überall auf Ennyds Haut bildeten sich Schweißperlen, die auf wundersame Weise miteinander verschmolzen. Ein Funkeln bedeckte seinen angespannten Körper.
Er keuchte, klammerte sich voller Angst an die Armlehnen des Sessels, die zu knirschen begannen. Sein Auge huschte wild umher, dann war es, als explodiere die blaue Iris und zersetze sich in tausend kleine Eiskristalle.
Wenngleich Vlain nicht mit Bestimmtheit wusste was geschah, so hatte er plötzlich eine Vermutung – von der er inständig hoffte, dass sie nicht der Wahrheit entsprach.
Die Aura des Mannes kühlte ab, verlor das für Menschen typisch Ruhige, begann zu flimmern. Sein Dämon spürte die Veränderung ganz deutlich, darin bestand kein Zweifel.
Während Ennyd den Kopf von einer Seite auf die andere warf, wurden Strähnen seines goldenen Haares zu eisigem Silber. Seine Züge verloren sämtliche Makel. Seine Augenklappe verrutschte und darunter pellte sich ein unförmiger Klumpen aus durchsichtigem Eis hervor.
Das Schauspiel dauerte nur wenige Sekunden und dennoch erschien es wie eine Ewigkeit.
Dann war es vorbei.
Kraftlos sackte der Dieb in sich zusammen.
Auch Crevi verlor erschöpft den Halt, ließ sich benommen von Myriam auf die Beine helfen.
Vlain merkte es auf Anhieb. Ihre Aura hatte sich ebenso verändert, wie die von Ennyd. Wenn auch auf eine andere Art und Weise.
Und das konnte nur eines bedeuten…
Die Beweise sprachen eindeutig dafür.
Kaltes Grauen packte ihn und er schnappte fast unwillkürlich nach Luft.
Unmöglich!
Völlig…
Ihre Blicke trafen sich und in ihren blaugrauen Augen las er die stumme Erkenntnis, dass auch sie begriffen hatte, was soeben geschehen war.
Er wollte etwas sagen, nur wusste er nicht was.
Niemand schien zu wissen, was wir nun tun sollten.
Dann sank sie überfordert in die Knie, begann zu schluchzen.
Blitzschnell war er an ihrer Seite, fing sie auf.
Hielt sie ganz fest.
Und in seinen Armen begann Crevi wie ein kleines Kind zu weinen.
» Es tut mir so leid«, jammerte sie. »So leid…ich wollte das nicht tun! Hätte ich gewusst…es ist einfach passiert! Verdammt, es ist einfach geschehen…«
Vlain drückte ihren Kopf sachte an seine Brust und strich ihr das Haar aus dem geröteten Gesicht. »Du konntest nichts dazu…«, hauchte er in ihr Ohr. »Du wolltest ihm nur helfen.«
» Es ist passiert, das lässt sich nicht ändern«, bekannte Myriam um Fassung bemüht.
Yve löste sich aus ihrer Starre und stammelte : »Er wurde wirklich…entmenschlicht?«
» Ja und nein«, antwortete ich stockend. »Er war wohl vorher auch schon ein Teufelskind, nur hat Crevi direkt in seine Aura eingegriffen und ihn erneut zu etwas anderem gemacht…«
Die Hexe setzte einen fachkundigen Blick auf und meinte : »Sieht mir nach einem Phantom aus.«
Ennyd, der uns zuvor still und fassungslos beobachtet hatte, wiederholte mit einer Stimme, die nicht mehr die seine war : »Ich…bin jetzt ein Phantom?«
» Du bist geheilt. Sehen wir es positiv.« Miri klatschte in die Hände.
» Dann ist sie die Schöpferin«, brachte der Dieb es auf den Punkt und sah zu Crevi und Vlain hinüber.
» Ja, es ist nun offiziell. – Was bedeutet, dass wir schleunigst von hier verschwinden sollten.«
» Warum verschwinden?«, wollte Yve argwöhnisch wissen. »Was geht hier eigentlich vor? Wir scheinen nicht ganz auf demselben Stand zu sein.«
Jayden und Ennyd stimmten ihr mit einem Nicken zu.
»Dafür ist jetzt keine Zeit. Wir müssen Lhapata so schnell wie möglich verlassen.« Myriam lief hektisch auf und ab: »Der Feind wird uns schon bald aufgestöbert haben. Er weiß, dass wir hier in den Brunnen gestiegen sind und seine Diener haben nun freie Hand. Das ist es, was ihr vorerst wissen müsst.«
Dem gab es nichts hinzuzufügen.
Vlain war ehrlich gesagt ein wenig sauer auf sie, verkniff es sich aber, eine Bemerkung zu machen. Er hätte ihr doch ein wenig mehr Verständnis zugetraut! Stattdessen legte er sanft einen Finger unter Crevis Kinn und deutete ein Lächeln an. »Komm, wir müssen los. Du
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