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Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition)

Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition)

Titel: Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marnie Schaefers
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weißt, was…aus deinem Missgeschick folgt.«
    » Liwy«, wisperte sie mit bebenden Lippen.
    Er nickte und half ihr auf die Beine, stützte sie. Er zog ihr den viel zu großen Pullover, in den sie wohl nach ihrem Bad im Kanal behelfsmäßig geschlüpft war, zurecht und versuchte , eine lockere Miene aufzusetzen, die ihr eine kurze Grimasse entlockte.
    Immerhin.
    »Ennyd, kannst du uns nach draußen führen?«
    » Ich weiß zwar nicht, wo ich da hineingeraten bin, aber gut.« Der Dieb fuhr sich durch die Haare. »Ich bin dabei. Ich werde euch auf einem der schnellsten Wege hier raus bringen.«
    » Ist der wenigstens trocken?«, wollte Yve wissen.
    » Weitgehend.«
    » Na, dann. Worauf warten wir?«
     
     
    Die Dinge haben sich sehr zu meinem Leidwesen entwickelt, wie ich mir – verflucht noch mal – eingestehen muss. Ich frage mich, wie es nur so weit kommen konnte. Aber ist es nicht immer so? In all den großen Geschichten? Plötzlich steht man vor der Ruine dessen, an das man sich eben noch geklammert hat und weiß nicht mal mehr genau, was einen eigentlich in diese Situation gebracht hat. In diese Situation, der nichts als bittere Tränen beiwohnen, pure Verzweiflung, die einen sauren Nachgeschmack hinterlässt, und die letzte Hoffnung, die einem noch geblieben ist, ertränkt. 
    Aber abgesehen davon ist alles ganz klar. Und doch wieder so schrecklich undurchsichtig.
    Liwy hatte es sich offenbar zur Aufgabe gemacht, uns auszuspionieren. Mein Schatten und ich hatten bereits die Vermutung gehegt, dass die Schlange es darauf anlegen würde, Crevi nun genauestens im Auge zu behalten. Und wie es scheint, hat sich diese Vorahnung bestätigt.
    Die Soldaten der Stadtwache. Das Werk der Bande? Zweifellos. Da der Aufschub von Miss Bostwick ihnen ein direktes Eingreifen unmöglich machte, mussten sie sich anders behelfen. Und in diesem Fall hatten sie uns die Wache auf den Hals gehetzt. Die Heimtücke und die Arglist der Bande kennen wahrlich keine Grenzen.
    Ennyd Riddle, der ein bekannter Dieb und stets gesucht ist, war zum un freiwilligen Lockvogel geworden. Eine kleine, aber feine Intrige, von deren Ausgang Liwy sich vermutlich Crevis Tod erhoffte. Irgendwie war die Frau wohl hinter unsere Suche nach den Perlen gekommen und hatte den Ort des Brunnens in Erfahrung gebracht.
    Soweit so gut.
    Blieb hier nur die Frage, wieso sie Ennyd vor uns gewarnt hatte.
    Aber auch dies war im Grunde genommen gleichgültig. Im Augenblick gibt es dringlichere Probleme. Entgegen all unserer Bemühen war es letztlich doch geschehen. Ich kann meinem Schützling nicht einmal einen Vorwurf machen. Wir hätten einfach ahnen müssen, dass es früher oder später passieren würde. Es war äußerst töricht, allein auf die Abmachung zu vertrauen.
    Aber ist man im Nachhinein nicht immer schlauer?
    Während der Dieb uns durch die verworrenen Tunnel der Abwasserkanäle führte, erklärten Myriam und ich den anderen den Grund unseres Auftauchens. Wir teilten ihnen unsere Befürchtungen bezüglich Liwys Verhalten mit, gaben dem Feind – der grausamen Frau aus Jaydens Vision – ein Gesicht und offenbarten ihnen die wahren Hintergründe der Bande, die Vlain zuvor so skrupellos verschleiert hatte.
    »Wir sind die Gegenpartei. Die Garde«, hatte Myriam unseren erstaunten Zuhörern mitgeteilt und dabei ihr Hexenlächeln aufgesetzt. So erfuhren Yve, Jayden und Ennyd auch von den Menschen, die man Seelendiebe nennt und deren Existenz, folgte man dem Kodex, geheim gehalten werden musste.
    Aber außergewöhnliche Situationen, erfordern außergewöhnliche Offenbarungen.
    So hatte Myriam unseren Verstoß schön geredet.
    Und wen interessierte das überhaupt noch? Wir hatten uns ganz der Aufgabe verschrieben, für Crevis Sicherheit zu garantieren. Allein diese hatte oberste Priorität!
    Nachdem wir geendet hatten, begann – sehr zu meinem Erstaunen – Vlain den Dieb über die Suche nach dem Heilmittel aufzuklären. Yve steuerte ab und an ein paar Erläuterungen bei und schien sich dabei ganz in ihrem Element zu befinden. Fast war die düstere Stimmung, die uns über den gesamten Weg begleitete, ein wenig freundlicher, wenn sie mit leuchtenden Augen von den Möglichkeiten einer Heilung sprach.
    Im Gegenzug klärte uns Ennyd über seinen Makel auf. Wie ich bereits festgestellt hatte, war er schon vor Crevis Eingriff ein Angehöriger der Teufelskinder gewesen . »Soweit ich zurückdenken kann, war ich immer sehr flink«, begann er. »Diese Fähigkeit wollte ich

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