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Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition)

Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition)

Titel: Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marnie Schaefers
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röter.
    Nur wenige Minuten später hören wir die Glocken, die das Kommen der Rayne verkünden. Schnell nutze ich sie als Vorwand, um mich von ihr abzuwenden.
    Ich atme erleichtert auf und unterdrücke ein Gähnen. Endlich geht es weiter! Warten kann in einem solchen Moment wie diesem zermürbend sein. Wer weiß schon, ob Liwy nicht bereits unsere Fährte aufgenommen hat?
    Die Befehle der Bande sind ausdrücklich. Andernfalls hätten sie uns nicht durch die Stadtwache auflauern lassen. In dieser Hinsicht sollten wir uns keinen Illusionen hingeben.
    Die Dinge sind, wie sie sind.
    Kurz frage ich mich, wie lange es wohl dauern wird, bis jemand die Leichen bemerkt und sich die Nachricht wie ein Feuer durch die Stadt verbreitet. Aber wenn alles gut geht, sind wir zu diesem Zeitpunkt längst über alle Berge.
    Quietschend kommen die Räder der Rayne zum Stehen. Crevi steht auf und lässt sich von Vlain die kleine Stufe hinaufhelfen.
    Wir anderen folgen.
    Im Inneren finden wir uns einer Reihe von argwöhnischen und abfällig dreinblickenden Gesichtern gegenüber. Es sind Menschen, die um diese Zeit den Weg zur Arbeit einschlagen, und sich vermutlich fragen, was wir im Schilde führen. Das Misstrauen kann ihnen wohl niemand verübeln. Wir sehen nicht wie die freundlichsten Gesellen aus.
    Matt lässt sich Crevi auf einen der freien Sitze fallen. Myriam nimmt mütterlich neben ihr Platz und legt ihr einen Arm um die Schulter. Auch Ennyd und Jayden lümmeln sich auf die Bank gegenüber.
    Vlain, Yve und ich bleiben stehen und halten uns, als die Rayne sich wieder in Bewegung setzt, an den Haltestangen fest.
    Es herrscht Schweigen. Nur das gelegentliche Tuscheln der anderen Fahrgäste dringt an meine Ohren. Eine der Frauen, die zu einer Gruppe Näherinnen zu gehören scheint, blickt in unsere Richtung und murmelt ihrer Nachbarin daraufhin etwas zu. Die Worte »schräg«, »fragwürdig« und »unheimlich« sind zu verstehen.
    Im Stillen muss ich der Frau Recht geben.
    Wir sind wahrlich eine illustre Gruppe.
    Crevi mit ihrer Lockenmähne in dem viel zu weiten Flickenmantel, der sie klein und zerbrechlich aussehen lässt wie ein Kind. Yve, die durch das karierte Hemd und die Mütze mehr wie ein Bursche, denn wie eine Frau auftritt. Vlain, heute besonders zerlumpt und wild, und in dessen Augen noch immer das schlecht verborgene Feuer seines Dämons lodert. Jayden in seinen Lumpen und mit dem hohlwangigen Gesicht. Ennyd in dem schicken schwarzen Jackett, das ihm aufgrund seiner Blässe und des seltsamen Huts, die Erscheinung eines gefallenen Adeligen verleiht, der auf der Flucht vor seinen Gläubigern ist. Myriam, eine alte Dame, die man viel zu leicht für eine Hexe halten kann und zu guter Letzt natürlich meine Wenigkeit; viel zu hoch gewachsen und zerzaust wie immer.
    Die Haltestellen ziehen nach und nach an uns vorbei. Die Leute steigen aus, neue steigen ein, nur wir bleiben wo wir sind und warten darauf, dass wir endlich unser Ziel erreichen. Nie werden die Blicke freundlicher, es wird gemunkelt und allerlei dummes Zeug erzählt, so dass es schon fast wieder unverschämt ist, sich so etwas überhaupt anhören zu müssen.
    Nun denn, so waren die Menschen schon immer.
    Wir gelangen nun auf öffentliche Straßen. Durch die beschlagenen Scheiben kann man die ersten Passanten sehen, die Einkäufe erledigen oder nach einer schnellen Gelegenheit zu frühstücken suchen. Wir müssen halten, um Menschen über die Straße zu lassen, wir fahren an Eltern mit ihren Kindern vorbei, die auf dem Weg zu Tageskrippen sind.
    Langsam aber sicher erwacht die Stadt und noch immer haben wir sie nicht hinter uns gelassen.
    Plötzlich bleibt meine Aufmerksamkeit an einer Gruppe dunkelgekleideter Gestalten hängen, die auf eben jene Haltestelle zusteuert, der wir uns nähern. Ich sehe in die Runde. Auch Vlain hat das Grüppchen bemerkt und wirft mir einen besorgten Blick zu.
    »Was ist?«, will Yve wissen.
    » Da«, sage ich nur und schaue möglichst unauffällig aus dem Fenster.
    » Sind das…?«
    » Verdammt, ja«, zischt Myriam und wird merklich angespannter.
    Crevi dreht sich um und schaut ebenfalls aus dem Fenster. Als sie die Fremden bemerkt wird sie noch blasser, als sie ohnehin schon ist . »Dämonen«, formt sie das Wort lautlos mit den Lippen.
    Ennyd runzelt die Stirn und Jayden tastet kaum merklich nach seinem Messer.
    Die Rayne hält, die schwarzen Gestalten haben uns erreicht und steigen im hinteren Teil des Wagons ein.
    Gar nicht gut,

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