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Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition)

Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition)

Titel: Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marnie Schaefers
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spürte sie noch immer Vlains Griff um ihren Unterarm, erinnerte sich des Rucks, mit dem er sie herumgerissen und sie gezwungen hatte, ihm ins Gesicht zu sehen . »Crevi, du musst mir zuhören!«
    » Habe ich nicht schon genug gehört?«
    » Ich…hatte nie vor…«
    » Ach nein?« Kühl hatte sie geklungen. Ganz anders als sonst.
    » Nein! Ich wollte…«
    » Gib es doch zu!«
    Ganz außer sich hatte er einmal tief Luft geholt . »Verdammt, du verstehst nicht…«
    » Oh, ich verstehe sehr gut. Das alles war von Anfang an nicht mehr als ein Spiel für dich. Habe ich nicht recht? Du solltest dir doch lediglich mein Vertrauen erschwindeln…«
    Sie hatte die Tatsache nicht beim Namen nennen können. Dafür hatte es in ihrem Kopf geschrien. All die unausgesprochenen Gedanken. Ihre Knie hatten gezittert, ihr war danach gewesen, sich augenblicklich zu übergeben.
    Hatte der Mann, dem sie ihr Herz und so viel mehr anvertraut hatte, in Wahrheit nur auf eine Gelegenheit gewartet, sie zu ermorden? Hatte sie sich so sehr täuschen können? Konnte man sich überhaupt so sehr in jemandem täuschen? Waren die dahin gehauchten Liebesbekundungen nicht mehr als bitterer Betrug gewesen?
    Letztendlich hatte sie ihn doch gar nicht gekannt.
    So sah es aus.
    Der Mensch, den sie geglaubt hatte zu lieben, existierte gar nicht. Nur wie konnte es dann sein, dass der Schmerz in ihrer Brust noch immer allgegenwärtig war?
    »Anfänglich«, räumte er ein, »war es so. Ich sollte dich für mich gewinnen. Aber dann…habe ich erkannt, dass ich irrte. Dass da mehr war, als nur…«
    Crevi wäre fast der Kopf geplatzt.
    » Ich will es nicht hören«, fiel sie ihm ins Wort. »Wenn ich dir auch nur irgendetwas bedeute, hör auf damit.«
    Mitten im Satz verstummte er.
    Gleicht darauf bereute sie, was sie gesagt hatte.
    Stille entstand zwischen ihnen, die von lautlosen Schreien zerrissen wurde. Fast hätte sie sich gewünscht, er würde erneut zu einer Erwiderung ansetzen. Er würde zumindest irgendetwas tun!
    Stattdessen aber sah er sie nur an. Mit diesen traurigen und stumpfen Augen, die alles Leid der Welt zu bergen schienen. Als hätte jeder Lebensfunke ihn verlassen.
    Irgendetwas tief in ihr verspürte Mitleid, vielleicht sogar Verständnis, doch war es nur ein winziger Teil, kaum von Bedeutung. Ihr Gesicht hingegen war zu einer starren Maske geworden. Bar jeder Gefühlsregung. Eiskalt war ihr, so eiskalt, wie auch ihr Blick. Die Tränen waren hinter ihren Augen erstarrt und nichts mehr als dumpfe Taubheit hatte sie verspürt.
    So waren sie auseinander gegangen.
    So gingen sie nun getrennte Wege.
    So bummelte sie mit Yve durch die Stadt, während er sich mit mir auf den Weg zur Universität begeben hatte.
    Wenn es doch nur wirklich getrennte Wege wären! Crevi hätte sich niemals vorstellen können wie unangenehm ihr die Nähe einer Person werden konnte, deren Gegenwart sie einst nicht eine Sekunde lang hätte missen wollen. Sie hätte sich endlos für ihre Milde verfluchen können. Weshalb hatte sie zugelassen, dass Vlain sie nach wie vor begleitete?
    Vielleicht, weil sie ihn – dumm wie sie war – noch immer liebte.
    Doch möglicherweise gab es da auch noch etwas anderes. Etwas, das sie nicht wahrhaben wollte. Etwas, das sie wohl oder übel zwang, ihn zu ertragen, ihn zu dulden, ihm möglicherweise sogar zu verzeihen. Wenn es nun stimmte und der Zufall ihr keinen Streich spielte...ein Kind, beim Schöpfer, ein Kind änderte alles .  
    » Das mit dem Lächeln müssen wir aber noch mal üben«, kommentierte Yve kopfschüttelnd ihr ernstes Gesicht und griff nach ihrer Hand. »Ich sehe schon, Zerstreuung ist jetzt genau das, was du brauchst.« Bevor Crevi protestieren konnte, hatte sie sie schon in eines der Geschäfte gezerrt – und dies war nur eines von vielen, denen sie die folgenden Stunden einen Besuch abstatteten.
    Modeboutiquen und Parfümerien, Antiquitätenladen und Buchhandlungen. Süßwarengeschäfte, deren Vielfalt sie bewunderten. Blumenläden, von deren Pflanzen sie sich verzaubern ließen. Kleidungsstücke aller Art probierten sie an, Röcke, Kleider, sogar geschminkt hatten sie sich und waren in Rollen geschlüpft, die ihnen gar nicht ähnlich sahen. Sie plauderten, unterhielten sich, sprachen über Schmuck, Frisuren, Schuhe und andere Belanglosigkeiten.
    Zwischendurch lauschten sie dem Flötenspiel eines jungen Straßenmusikers, dem die Passanten Münzen zusteckten und dessen beschwingte Melodie das Eis um Crevis Herz zum

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