Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition)
das, was mit unseren Gefährten passiert war. Schließlich erreichten wir das Ziel. Ich spürte, dass Will der Gier unterliegen würde. Ich kannte ihn mittlerweile gut genug, um dies beurteilen zu können, und mein Gefühl täuschte mich nicht.
Der Unhold war überaus gereizt und plötzlich griff er mich an! Verstehe es wer will, Tatsache war, dass Edd mich im letzten Moment bei Seite stieß. Edd, der Edd, dem ich nicht mehr vertraute, den ich meine Verachtung ob seines Verrates hatte spüren lassen. War er der Einzige, der jemals wirklich hinter mir gestanden hatte?
Irgendwie schaffte der Dämon es, den Unhold zurückzudrängen. Anna war auf Wills Seite, Edd und ich auf der anderen und kurzzeitig glaubte ich, dass auch wir uns gegenseitig den Tod bringen würden.
Bevor es jedoch dazu kommen konnte, erklangen die tobsüchtigen Schreie des Wächters.
Mit Not und Mühe nahm ich einen winzigen Teil des Gegenmittels mit mir, dann rannten wir um unser Leben. Wir konnten entkommen, doch vor dem Ende noch, entwand mir Will einen Teil des Heilmittels, das er für sich behielt, jedoch unfähig, es jemals ohne meine Hilfe zu benutzen.
Wir waren gescheitert. Der Weg zum Gegenmittel war versperrt, verschlossen aufgrund unserer kopflosen Flucht. Wir hatten versagt.
Ich hatte versagt!
Edd und ich kehrten zurück nach Ganien. Dort wurde mein bester Freund, der der einzige war, der diesen Titel verdient hatte, überschwänglich von Mirlinda, der jungen Frau, die all die Monate auf ihn gewartet hatte, empfangen.
Selbstverständlich freute ich mich für die beiden, doch musste ich oft an Anna denken. Das Glück der beiden Liebenden zu sehen…tat weh. Doch wollte ich natürlich nicht missgünstig erscheinen! Schließlich war zumindest einem von uns es vergönnt, eine glückliche Familie zu gründen. Die beiden nahmen Mirlindas Nichte Yvena bei sich auf und nur wenige Jahre später gebar Mirlinda ein eigenes Kind, einen kleinen Jungen.
Ich dagegen blieb allein. All die Jahre über. Aufgrund meiner und Edds Nachforschungen erfuhr ich schließlich von Annas und Wills Hochzeit, Anna hätte ihren Mädchennamen Sullivan hinter sich gelassen und in die Familie der Irrwigs eingeheiratet. Schon bald vernahm ich die Nachricht von einer Tochter, die das Licht der Welt erblickt hätte.
Dieses Kind, Kleines, warst Du.
Ja, Du bist Joannas und Willems Tochter.
Als Crevi Irrwig wurdest Du geboren.
Jedoch kam es, dass – aus einem Grund, der mir unbekannt ist – ein vermutlich heftiger Streit zwischen Anna und Will entbrannte. Ein Streit, in dessen Verlauf Will die Kontrolle über seinen inneren Unhold verloren haben muss, denn eines Tages fand man Annas Leiche in der Wohnung.
Will hat es bereut, so viel konnte ich in Erfahrung bringen. Dennoch brachte er es nicht übers Herz, Dich länger zu behalten und gab Dich mit zweieinhalb Jahren in ein Waisenhaus, das Edd und ich nur wenig später ausfindig machten.
Ich erinnerte mich der Worte, die Anna einmal zu mir gesagt hatte, als die Welt um uns und zwischen uns noch in Ordnung gewesen war. Sie hatte mir anvertraut, dass sie, solle sie eines Tages Mutter werden, alles in ihrer Macht stehende dafür tun würde, ihren Kindern eine glückliche Kindheit zu bescheren, da ihr selbst keine vergönnt gewesen war. Dies hatte sie sich fest vorgenommen.
Ein halbes Jahr lebtest Du im Waisenhaus, bis ich Dich endlich gefunden hatte. Ich wollte Annas Andenken wahren und ihr den Wunsch erfüllen, ihrer Tochter das zu geben, wonach sie selbst sich stets so sehr gesehnt hatte.
Inzwischen hatte ich einen neuen Namen angenommen, denn der Aufruhr um die Suche nach dem Gegenmittel erlaubte es mir nicht länger meinen alten Namen beizubehalten. Daher hatte ich mich für »Sullivan« entschieden, Joannas Mädchennamen, den ich so in Ehren halten wollte.
Nachdem ich Dich schließlich entdeckt hatte, adoptierte ich Dich und nahm Dich bei mir auf. Du wurdest zu meiner Tochter.
Crevi Sullivan.
Zu meiner Tochter und der Tochter, der Frau die ich liebte.
Das ist es, was ich Dir all die Jahre verschwiegen habe.
Das, was ich mich nie getraut habe, Dir zu sagen.
Jetzt weißt Du es.
Es tut mir unsäglich leid, dass Du es auf diesem Wege erfahren musstest.
Dies ist die Wahrheit, wie sie sich wirklich zugetragen hat.
Deine Eltern wurden keinesfalls durch Dämonen getötet, wie man Dir immer hat Glauben machen wollen.
Dennoch muss ich Dich bitten, etwas zu tun, das Dir nach dieser Offenbarung mit
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