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Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition)

Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition)

Titel: Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marnie Schaefers
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spielend leicht wieder auf die Beine. Ungläubig starrte der Professor zwischen dem leeren Stuhl und mir hin und her. »Unbegreiflich, was?«, fasste ich seine Miene in Worte und schlug ihn gleich darauf nieder. »Sehen Sie gefälligst mich an, wenn ich mit Ihnen spreche!«
    » Machen Sie lieber keine blöden Fehler mehr«, säuselte Vlain und trat neben mich. »Glauben Sie mir, Sie wollen Adrian nicht wirklich verärgern.«
    Wie aus dem Nichts tauchten diverse Erinnerungen vor Vlains innerem Auge auf, die er längst vergessen geglaubt hatte. Es war nicht das erste Mal, dass wir uns ein Spiel wie dieses erlaubten. Keinesfalls!
    Nur, wusste er plötzlich wieder, warum er mir stets den größeren Anteil der Beute überließ. Ich war ihm früher bei Aufträgen, die er für die Bande zu erfüllen hatte, oft zur Hand gegangen. Nur hatten wir mein Mitwirken geheim gehalten, weil sich im Nachhinein niemand mehr daran erinnern konnte. Die einzige Erklärung, die Vlain dafür hatte, war, dass ich ein Seelendieb war. Ein Seelendieb, der sämtliche Erinnerungen ausradierte und manipulierte? Einschließlich Vlains und…die eigenen? Tatsache war, dass ich unter der Kontrolle meines menschlichen Verstandes nie ein Wort darüber verlor… Darüber, und dass es in Wahrheit ich war, der ihm den Titel >Meister< verdient hatte.
    » Mein Gott, warte mal!«, stieß Vlain aufgeregt hervor.
    » Was?«
    Er stellte fest, dass ich den Professor an seinen Mantelaufschlägen gepackt hielt. Panisch schnappte Irrwig nach Luft, versuchte , sich loszureißen und trat ebenso hilf- wie erfolglos um sich. »Lass ihn los, sonst erstickt er noch.«
    Etwas unwillig kam ich der Aufforderung nach . »Könntest du bitte ein bisschen mehr Professionalität beweisen?«
    » Nein, ich…« Ein Blick aus den roten Augen genügte und er verstummte. So sehr Vlain sich auch bemühte, sein Kopf war leer. Als hätte er alles, was ihm soeben in den Sinn gekommen war, schlagartig und unwiderruflich vergessen.
    » Es tut mir leid«, flüsterte ich, »aber es ist besser so.«
    » Sie sind doch völlig krank im Kopf!«, hustete Irrwig, der sich auf dem Teppichboden rückwärts schob und versuchte, Abstand zwischen uns und ihn zu bringen. »Sie beide! Ich werde Sie anzeigen, sollte ich das hier überleben, das schwöre ich Ihnen!«
    » Warum verwandeln Sie sich dann nicht? Wenn Sie so sicher sind, heute zu sterben?«, höhnte ich.
    » Zwei Irre in einem Raum genügen und ich möchte nicht riskieren, meinen Verstand von meiner zweiten Hälfte zermartern zu lassen. Nicht seitdem…« Er hielt abrupt inne. Stieß dann kläglich die Luft aus, als verlasse ihn der Verstand. Resignation erfasste seine Züge, er zog die Beine an, schlang die Arme darum und begann sich vor und zurückzuwiegen, wobei er immer wieder einen einzigen Namen murmelte: »Joanna, Joanna, Joanna…« Und dann völlig überraschend: »Ich hätte sie nie fortgeben dürfen. Nicht ihren Engel…oh, Crevi.«
    Der Name fiel schwer in die Stille.
    Vlain glaubte, sein Herz setze einen Schlag aus. Sämtliche Benommenheit fiel schlagartig von ihm ab. Und er sah wieder klar.
    Der Dämon war fort.
    »Adrian?«, fragte er vorsichtig.
    » Hm?« Ich sah ziemlich durcheinander aus, war allerdings eindeutig wieder Herr meiner Vernunft und meines Dämons.
    » Bist du genauso durcheinander wie ich?«
    » …mir ist verdammt schwindelig.« Ich musste mich setzen.
    Vlain bemerkte, dass Willem Irrwig schweigend vor dem Schreibtisch hockte und mit wildem Blick, wie schon öfters in den letzten Minuten, zwischen uns und hin und her schaute. Dann flüsterte er : »Was wollen Sie nun von mir?«
    Vlain war klar, dass ich in meinem gegenwärtigen Zustand kaum dazu taugte, mich ernsthaft mit unserem >Gastgeber< zu befassen, also tat er es selbst . »Wissen Sie das denn nicht mehr?«, erkundigte er sich sanft und schenkte dem verwirrten Mann sogar ein kurzes Lächeln.
    » Ich weiß wirklich nicht, wovon Sie reden…«
    » Ich verstehe.« Und erst jetzt wurde ihm bewusst, dass er zum ersten Mal wirklich verstand. Vlain musste nur an Crevis wunderbares Lächeln, ihr leuchtendes Haar und ihre funkelnden Augen denken und schon kehrten die Ereignisse und Erkenntnisse der letzten Minuten erschreckend deutlich zu ihm zurück. »Sie haben Crevi erwähnt. Wen meinen Sie damit?«
    » Sie war meine Tochter. Bis ich sie ins Heim gab.«
    » Ah. Was würden Sie sagen, wenn ich Ihnen mitteilte, dass Joseph Sullivan sie adoptiert und sie zu seiner

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