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Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition)

Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition)

Titel: Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marnie Schaefers
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blechernen Krug gesammelt wurde, beinahe gemütlich.
    Vlain streckte sich ausgiebig und nahm einen Schluck von seinem Tee.
    Pfefferminztee.
    Kaum hatte der Dieb sich zu ihnen gesetzt, fragte er : »Ihr wurdet also vom Ministerium erwischt?«
    » Na ja, erwischt…würde ich nicht sagen«, meinte Vlain. Er genoss die Wärme, die das heiße Getränk in seinem Inneren verursachte. Er war viel zu erschöpft, um sich auf einen Streit einzulassen, andernfalls hätte er Ennyds Vorwurf vermutlich gänzlich anders kommentiert.
    Unsere nächsten Schritte mussten beschlossen werden.
    »Nein?«
    Vlain nickte . »Miss Bostwick hat was gegen mich persönlich. Ich schätze, sie hat deswegen so ein Theater gemacht. Wir wollten Irrwig kein Haar krümmen, er hat uns zu sich eingeladen und: Man sollte das Übel schließlich nicht hereinbitten.«
    » Dennoch habt ihr den Rat auf uns aufmerksam gemacht. Wenn wir Pech haben, sitzen seine Lakaien uns schon im Nacken und verfolgen eure Spuren bis hierher. Dann dürften wir uns alsbald dem Gericht gegenüber sehen«, korrigierte ihn Ennyd. »Soweit ich weiß, ist es niemals gut, vom Ministerium unter die Lupe genommen zu werden. Schon gar nicht, wenn man ein Verbrechen begeht.«
    » Verbrechen? Du meinst die drei Menschen, die wir heute umgebracht haben…?«
    » Natürlich nicht«, Ennyd schüttelte den Kopf, als wäre geradezu offensichtlich worauf er hinaus wollte. Vielleicht war es das auch.
    Vlain war einfach nur schrecklich müde . »Sondern?«
    » Alle sind wir mitschuldig. Tagein tagaus verstecken wir die Schöpferin vor den Augen der Obrigkeit, dabei wissen wir genau, dass alle nach ihr suchen. Wenn das kein Verbrechen ist? Es wäre unsere Pflicht, Crevi auszuliefern und ihrem Handeln Einhalt zu gebieten und nicht ihr dabei zu helfen«, brachte er es auf den Punkt.
    Eine Weile herrschte Stille, bis Yve murmelte : »Heißt das, man könnte uns als Verräter an diesem Rat anklagen?«
    » Vermutlich«, erklärte ihr Ennyd, »würden sie uns zuerst verhören und dann ihr Urteil sprechen und eine angemessene Strafe verhängen. Man sagt, ihre Inquisitoren wären die Besten; speziell ausgebildete Geschöpfe, deren Fähigkeiten im Geständniserzwingen besonders geschärft sind.« Er warf Crevi kurz einen traurigen Blick zu. »Es handelt sich bei ihnen angeblich um Menschen, die dazu vom Schöpfer befähigt worden sind. Solche Leute müssen im Krieg damals sehr nützlich gewesen sein.«
    » Woher weißt du das?«, erkundigte ich mich etwas misstrauisch.
    Ennyd antworte : »Ich war da. Nicht lange, aber lange genug«, er deutete mit dem Finger auf seine Augenklappe, »um das hier zu verlieren. Danach habe ich auf der Stelle gestanden. Ich kann mich glücklich schätzen, ohne Schlimmeres davon gekommen zu sein. – In diesem Bereich arbeiten der Rat und die Regierung enger zusammen, als man glauben mag.«
    Danach hakte niemand mehr nach.
    »Wie dem auch sei, wir sollten jetzt nicht darüber nachdenken, was passieren könnte, wenn man uns erwischt, sondern sehen, dass wir einen Plan für das weitere Vorgehen entwickeln«, lenkte Vlain das Gespräch wieder in die richtige Bahn.
    » Vlain hat recht«, stimmte ich ihm zu. »Wir wissen jetzt, dass Willem Irrwig die Perle besitzt und dass er nicht bereit ist, sie uns ohne Weiteres zu überlassen.«
    » Was wir aber auch wissen, sind die übrigen Strophen des Gedichts«, fügte Vlain mit einem triumphierenden Grinsen hinzu. Er holte das Pergament hervor, das Irrwig ihm gegeben hatte.
    Noch immer fand er keinen rechten Grund, warum der Professor ihm diesen Hinweis geradezu aufgedrängt hatte. Schließlich war er absolut dagegen, uns die Perle anzuvertrauen. Aber möglicherweise, so versuchte er eine Erklärung, hatte Irrwig uns auf eine andere Fährte bringen wollen, damit wir ihn in Ruhe ließen und unser Glück woanders versuchten. Denn eindeutig war sein dringender Wunsch, nichts mehr mit Joseph Sullivan und der Schöpfergeschichte zutun zu haben.
    Schließlich aber tat er diese Ungewissheit achselzuckend ab und leistete den neugierigen Blicken der anderen Folge. Er begann zu lesen:
     
     
    Perlen schimmern,
    Spiegeln gleich in der Sonne
    Reflexionen in allen Farben,
    sie sind die reinste Wonne
     
    Perlen sind Geheimnisse,
    aus den Tiefen der See
    In dunklen Fluten verborgen
    warten sie – o weh!
     
    Perlen sind Zierde,
    eine Augenweide
    Wer sie trägt ist weit fort
    Vom Hungerleide
     
    Perlen töten,
    zerstören Königreiche
    Wieder anderen,

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