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Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition)

Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition)

Titel: Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marnie Schaefers
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sich nah zu ihr heran, so dass er einen Blick auf das Schreiben erhaschen konnte. Sie stieß ihn zurück. »Lass das! Das ist persönlich.«
    » Schon gut.« Gekränkt zuckte er mit den Schultern. »Ich kann sowieso nicht lesen. Ich dachte nur, dass ein bisschen viel drauf steht, um nur so wenig Informationen zu enthalten.«
    » Ach so.« Schon wieder kam sie sich wie eine Idiotin vor.
    » Wir sollten aufbrechen. Pack deine Sachen zusammen, ich warte nebenan.«
    Er entfernte sich von ihr , ohne ein weiteres Wort.
    Befangen schau te Crevi ihm einen Moment nach. Dann huschte sie durch eine Nebentür, die vom Arbeitszimmer direkt in ihr Schlafzimmer führte. Sie suchte sich eine Baumwollhose und eine einfache schmucklose Bluse heraus. Nachdem sie sich umgezogen hatte, schlüpfte sie in ein Paar alter Stiefel, die sie früher immer zum Wandern getragen hatte.
    Sie dachte an den Rucksack, den Vlain bei sich trug.
    Umständlich zog sie einen Lederrucksack unter ihrem Bett hervor. Sie entschied sich schließlich für ein Hemd und eine Hose zum Wechseln sowie einen Umhang mit Kapuze. In der Küche fügte sie einige der Heilkräuter, die ihr geblieben waren, und ein Stück Seife hinzu. Ein wenig Trockenfleisch, ein paar Zutaten aus denen man Suppe kochen konnte, Nadel und Faden. Sie war sich sicher, die Hälfte zu vergessen. 
    Zuletzt wollte sie den Brief einstecken, da fiel ihr auf, dass sich noch etwas im Umschlag befand. Neugierig zog sie ein dünnes Stück Papier hervor . »Du meine Güte…«, entfuhr es ihr. »So viel Geld.« Es handelte sich um eine Quittung, die sie bei jeder Bank – sogar im Norden – einlösen konnte. Somit hätte sie sofortigen Zugriff auf das gesamte Vermögen ihres Vaters; und das war nicht gering. Sie lächelte.
    » Crevi? Kommst du?«, hörte sie Vlains Stimme aus einiger Entfernung.
    » Bin unterwegs.« Sicher verstaute sie das Papier in einer Innentasche ihres Rucksacks, dann schloss sie die Laschen und setzte ihn sich auf die Schultern.
    » Sieht gut aus«, gab ihr neuer Reisegefährte seine Meinung kund, als sie um die Ecke kam.
    » Danke.«
    » Ich würde es nicht sagen, wenn es nicht stimmen würde«, fügte er hinzu. »Ich sage grundsätzlich immer was ich denke.«
    » Oh, das habe ich schon bemerkt.« Sie zwinkerte ihm zu.
    Vlain Moore grinste frech zurück. Ganz wie es seine Art war. Und sie lief an ihm vorbei die Treppe hinunter.

II . Ral’is Dosht

4. Der verbotene Stadtrundgang
     
    Yve duckte sich in den Schatten einer Kapelle. Sie versuchte, mit dem Gebäude zu verschmelzen und die Luft anzuhalten, bis der Soldat vorüber war, dann atmete sie langsam aus. Erschauerte sogleich in der kühlen Nachtluft und schlang die Arme enger um die klammen Schultern.
    Das nasse Haar hing ihr noch immer in die Stirn und der nasse Stoff ihres Hemdes und der Hose scheuerte bei jeder Bewegung gegen ihre Haut. Sie kam nur mühsam voran.
    Wie ein Sack Lumpen , dachte sie. So fühlte sie sich.
    Sie huschte wieder vorwärts. Von einer Nische zur nächsten. Ihre Stiefel drückte sie einer Kostbarkeit gleich an sich, ihre nackten Füße verursachten auf den Steinen kein Geräusch. Noch immer pumpte das Adrenalin durch ihre Adern.
    Sie hatte es geschafft!
    Sie war auf der anderen Seite der Mauer. Im Äußeren Ring von Ral’is Dosht. Im Wachbezirk. So richtig konnte Yve das gar nicht glauben. Wie lange hatte sie doch darauf hingearbeitet! Ein Zufall, das war es. Eine glückliche Fügung des Schicksals.
    Das Klappern von Rüstungen ließ sie erstarren. Gerade noch rechtzeitig sprang sie in einen Hauseingang, da rauschte die Patrouille schon an ihr vorüber. Laute Männerstimmen, gemurmelte Flüche. Wortfetzen drangen an ihre Ohren: »Verstärkung«, »die Widerliche«, »Versteck gefunden«.
    Kaum waren die milchigen Lichter ihrer Laternen in der Dunkelheit verschwunden, löste Yve sich aus ihrem Versteck und hockte sich in der gegenüberliegenden Gasse zwischen zwei Mülltonnen. Langsam, nur langsam, ließ der Schock der Erkenntnis nach.
    »Sie suchen nach mir«, sagte sie zu sich selbst, um die volle Bedeutung dessen zu begreifen. Sicherlich, das war kein Wunder. Immerhin hatte man Yve mitten in der Nacht im Hause ihres Freundes Ferzo, der ihr Unterschlupf gewährt hatte, ausfindig gemacht, sie aus dem Bett geworfen und zur Flucht gezwungen. Hals über Kopf war sie die Treppen hinuntergestolpert, auf den Hinterhof und über den Zaun geklettert. Am Fluss entlang gerannt. Mehrmals stürzte sie, blind

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