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Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition)

Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition)

Titel: Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marnie Schaefers
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Ausrasten?«
    » Ja.« Seine Züge nahmen etwas seltsam Bedrücktes an.
    » Ich verzeihe dir.« Auch wenn sie nicht recht wusste weswegen, aber es kam ihr so vor, als hatte er genau das hören wollen. »Der Brief könnte auf die Einbrecher genauso reagiert haben.«
    » Eine Art Schutzzauber?«
    » Ja. Ich will versuchen, ob er bei mir genauso reagiert.«
    Sie streckte die Hand aus, aber er hielt sie kurzerhand fest.
    »Der Zauber könnte diesmal stärker sein.«
    » Warum sollte er? Vlain, der Brief ist für mich bestimmt.«
    » Gut, probier es aus.«
    Sie zögerte eine Sekunde, berührte dann aber ganz zurückhaltend mit der Fingerspitze ihres Zeigefingers das rote Siegel. Nichts geschah. Nun zog sie den Brief zu sich herüber und nahm ihn vom Tisch. Sie hielt ihm den Brief vors Gesicht und lächelte . »Siehst du?«
    » Öffne ihn«, verlangte Vlain. Plötzlich war seine Stimme barsch.
    Kurz hielt Crevi inne, tat aber dann, wie ihr befohlen. Nachdem sie das Siegel zerbrochen hatte, zog sie ein gefaltetes Stück Pergament hervor und klappte es mit bebenden Fingern auseinander.
     
     
    Meine liebe Crevi,
    zu Allererst: es tut mir so unendlich leid, dass ich Dir das antun musste. Bitte glaube nicht, ich hätte das gewollt! Wenn ich die Ereignisse irgendwie hätte vermeiden können, ich hätte alles dafür getan.
    Ich wollte Dich nie traurig sehen und dennoch weiß ich ohne Zweifel, dass Du die Nacht über viel geweint h ast. Ich weiß, wie hart es für Dich ist – und kann nur hoffen, dass Du meinen Tod verkraften wirst.
    Doch wichtige Dinge verlangen nach Deiner Aufmerksamkeit. Ich habe Dich zu einer Künstlerin ausgebildet, Kleines. Und ich möchte, dass Du genau das fortan sein wirst. Nicht umsonst habe ich Deine Kreativität geschult. Nicht umsonst soll all das gewesen sein, das ich Dir gegeben habe.
    Kunst ist etwas Wertvolles. Man kann Kunst in den unterschiedlichsten Farben und Formen erleben, das weißt Du. Es ist immer wieder aufregend und erregend, zu erleben,  was man auf eine Leinwand zaubern kann; was schließlich aus einem Block Marmor entsteht. Was Deine Hände aus Ton formen werden.
    Aber denke immer daran, die Gabe des Schaffens kann auch gefährlich sein!
    Und das ist allgemein bekannt. Vermutlich werden Dir schon bald Meuchler und andere Übeltäter auflauern, um Dich aus dem Verkehr zu ziehen. Sie wissen, dass Deine Fähigkeiten nichts Gutes verheißen können. Sie werden Dich jagen. Es wird nicht lange dauern und Du bist nirgends mehr sicher.
    Deswegen bitte ich Dich inständig, noch in dieser Nacht aufzubrechen. Warte meine Beerdigung nicht ab! Verlasse heimlich und unerkannt die Stadt, solange Du es noch kannst.
    Wohin Du Dich wenden sollst? Ich habe einen alten Freund im Mond-Don. Einer Stadt an der Küste. Man nennt ihn Edmund Catah. Wenn Du Dich nach dem »alten Edd« erkundigst, wird man Dir dort weiterhelfen können. Von ihm erfährst Du alles Weitere, was ich nicht wagen will, schriftlich festzuhalten.
    Sei stets wachsam. Wähle Deine Verbündeten mit Bedacht.
    Ich hab Dich lieb, Kleines. Vergiss das niemals.
    Dad
     
     
    Tränen suchten sich einen Weg aus ihren Augenwinkeln und malten ihre Wangen feucht. Zuerst versuchte Crevi, sie zurückzuhalten, aber bald liefen sie ungehindert hinab. Sie schluckte und schmeckte Salz. Oh, Dad. Das ist alles zu viel . Sie erbebte, als sich eine Hand auf ihre Schulter legte. Allein diese winzige Geste reichte aus, um sie noch heftiger Schluchzen zu lassen.
    » Danke, es geht schon wieder.«
    Ein kleines bisschen ihres Stolzes bewahrend strich sie Vlains Hand fort.
    » Wir hätten längst aufbrechen müssen. Mein Vater schreibt, dass wir den Mond-Don aufsuchen müssen. Weißt du, wie wir dort hinkommen?«
    » Wenn wir schnell reisen, sind wir in zwei Wochen dort.«
    » Zwei Wochen?«
    » Bist du noch nie gereist?«
    » Nein. Nur hier in der Umgebung.«
    Bei dem Gedanken an eine derart lange Reise wurde Crevi noch elender zumute. Sie hatte sich nie besonders wohl auf dem Rücken eines Pferdes gefühlt. Aber wenn sie sich beeilen wollten, führte daran wohl kein Weg vorbei. 
    » Das wird amüsant.«
    » Das fürchte ich leider auch.« Noch immer war ihre Kehle zugeschnürt vom Weinen und die Furcht davor, ihre Heimat zu verlassen, sorgte nicht dafür, dass sich der Kloß löste.
    » Was führt uns denn in den Mond-Don?«
    » Ein alter Freund meines Vaters lebt dort. Er wird uns alles Weitere erklären können.«
    » Mehr steht da nicht?« Vlain beugte

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