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Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition)

Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition)

Titel: Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marnie Schaefers
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was.«
    » Wie lange war ich…abwesend?«
    » Ein paar Stunden.« Sie betrachtete ihn noch einmal genauer. Die dunklen Ringe unter seinen Augen, denen sonst eine unnatürliche Lebendigkeit innewohnte, zeugten davon, dass die Nacht sich dem Ende zuneigte.
    » Ich bin todmüde«, sagte sie schließlich.
    » Wenn es dir nichts ausmacht, schläfst du bei mir im Bett. Ich hab nur eins. Falls dich das aber stört, kann ich auch auf dem Sofa schlafen.« Reird rang die großen, starken Hände.
    » Mir egal«, lachte Yve – und ehe sie sich versah, hob Reird sie vom Sofa und trug sie hinüber ins Schlafzimmer. Dort legte er sie auf die Matratze, die weicher war, als alle, auf denen Yve bisher gelegen hatte. Sogleich grub sie die Finger in das Kissen, auf dem sie lag, und schloss die Augen.
    Reird krabbelte neben sie. Er rückte an sie heran und sein warmer Atem berührte ihren Nacken. Sie kuschelte sich an seine Brust und legte den Arm um ihn. Seine Wärme neben sich , schlief sie wenige Minuten darauf ein.
     
     
    Am nächsten Morgen war er nicht mehr da.
    Etwas schlaftrunken stand sie auf, zündete sich in aller Ruhe eine Pfeife an und ließ die Macht der Gefühle von ihr Besitz ergreifen. Die Trauer kehrte zurück. 
    Anschließend schaute Yve sich um.
    Was sollte sie den ganzen Tag anstellen?
    Sie durfte das Haus nicht verlassen. Eine Angehörige der Teufelskinder hatte im Wachbezirk nichts verloren. Und schon gar nicht durfte bekannt werden, dass ein Angestellter der Regierung die berühmte Gesetzlose, Yve die Widerliche, bei sich beherbergte. Und das, nachdem man ihr Quartier erfolgreich gesucht hatte – sie bedauerlicherweise jedoch entkommen war.
    Schließlich schlenderte sie eine Weile in Gedanken versunken durch die Wohnung und zog es in Erwägung, verkleidet vor die Tür zu gehen. Sie könnte sich als Reirds Freundin ausgeben. Eine verlockende Idee.
    Yve war gedanklich schon dabei ihren Plan in die Tat umzusetzen, da vernahm sie das Geräusch eines Schlüssels im Schloss. Wer ist das? Es war viel zu früh, als dass Reird bereits vom Dienst zurück sein konnte.
    Überstürzt suchte sie nach einem Versteck, fand aber keins.
    Jemand öffnete die Tür und trat mit leichten Schritten in den Raum.
    » Wer ist da?«, fragte Yve und versuchte, dabei ängstlich zu klingen.
    Der Besucher stoppte abrupt in der Bewegung.
    Yve strich sich das Hemd glatt und begab sich in den Wohnraum. Vor ihr stand ein Mädchen, etwa sechzehn Jahre alt, und blinzelte erstaunt. 
    » Wer bist du?«
    » I-ich…«, stammelte die Besucherin. »Ich bin Mr. Laines Putzfrau. Ich wollte nicht stören. Ich wusste nicht, dass jemand hier sein würde.«
    » Ich wusste auch nicht, dass er ein Putzfräulein hat.« Yve schenkte dem Mädchen ein Lächeln. Es galt, in die warmherzige Rolle einer ehrlichen Bürgerin zu schlüpfen. »Ich bin froh, dass du gekommen bist.«
    » Ich freue mich, wenn ich Ihnen Gesellschaft leisten kann.« Das Mädchen erwiderte ihr Lächeln. Stellte die Taschen, die sie bei sich trug, auf den Boden.
    » Hast du etwas eingekauft?«
    » Das sind meine Sachen. Ich habe sie auf dem Weg hierher vom Schneider abgeholt.«
    » Du lebst hier?«
    » Ja. Mein Vater ist Wachtmeister.«
    » Gott gnade dir, das muss ein schreckliches Leben sein.«
    » Sie kommen nicht von hier?«
    » Nein, ich komme von außerhalb. Aus dem Mond-Don. Ich besuche Reird nur für eine Weile.« Unauffällig beäugte Yve die Taschen. Wenn sie einen Spaziergang riskieren wollte, würde sie ein Kleid benötigen. »Bedauerlicherweise kommt mein Gepäck erst in ein paar Tagen an. Deswegen sehe ich auch ziemlich«, sie zuckte mit den Schultern, »mitgenommen aus. Du hast nicht zufällig ein Kleid dabei, das mir passen könnte? Ich wollte eigentlich einen Spaziergang unternehmen. Du könntest mich ein bisschen herumführen.«
    Bei ihren letzten Worten ging ein Strahlen über das Gesicht ihres Gegenübers. Blitzschnell waren die Hände der jungen Frau in einer der Tüten verschwunden und durchwühlten den Inhalt. Zum Vorschein kam ein dunkelrotes formloses Kleid aus feiner Seide, das, verglich man es mit jenem, das das Mädchen in goldgelb trug, außerhalb Ral’is Doshts der aktuellen Mode zu entsprechen schien. Genau das, was Yve suchte.
    »Hier, das können Sie sich ausleihen.« Eifrig überreichte das Mädchen ihr das Kleid.
    Anscheinend war es begierig, seine Pflichten zu umgehen.
    » Vielen Dank. – Du kannst ein wenig deiner Arbeit vorher verrichten. Ich werde

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