Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition)
kann?«
Sie nickte.
Er zwinkerte ihr zu. »Hundertprozentig.«
» Na, schön…«
» Ich werde wieder zu euch stoßen, sobald ich die Perle in meinen Besitz gebracht habe«, versicherte er ihr. »Wartet nicht auf mich, ich werde euch schon finden.«
» In Ordnung.«
» Wirklich?«
Crevi nickte tapfer.
»Gut…«
» Ja.« Ehe er dazu kam, irgendetwas zu erwidern, warf sie sich ihm um den Hals und umarmte ihn voller Verzweiflung. »Nur, bitte, pass auf dich auf«, raunte Crevi ihm ins Ohr.
» Du aber auch«, murmelte er und fühlte sich so furchtbar hilflos dabei. Er behielt es für sich, dass sie einen weitaus gewichtigeren Grund hatte, sich in Acht zu nehmen als er und versuchte, sich einzureden, dass er die richtige Entscheidung traf und es nicht bereuen würde, sie allein gelassen zu haben.
Etwas steif löste er sich von ihr . »Ich sollte jetzt gehen.«
» Ja, am besten.«
Crevi stand da, als würde sie jeden Augenblick in Tränen ausbrechen, hielt sie jedoch zurück.
Er nahm sein Gepäck auf und schenkte ihr ein letztes Lächeln. Dann drehte er sich abrupt in Richtung Tür und ließ seine Crevi Sullivan, die er eben erst wieder gefunden hatte, alleine zurück, ohne zurückzublicken.
15. Wahre Gesichter
Die folgenden Tage verbrachten wir damit, die fehlenden Informationen zusammenzutragen.
Wir vergeudeten keine Zeit und horchten hier und da, anfänglich voller guter Hoffnung, nach alten Sagen und Legenden, doch anders, als erwartet, war das Volk der Bergmenschen entweder nur halb so einfältig, wie wir angenommen hatten, oder aber es war äußerst knauserig, was seine wundersamen Geschichten betraf.
Was zunächst ein Kinderspiel schien, entpuppte sich in der Umsetzung als hartnäckiger Brocken. Anders als wir vermutet hatten, war den meisten Einheimischen weder geläufig, dass sich etwas Wertvolles in ihrer unmittelbaren Umgebung befand, noch hatten sie auch nur die leiseste Ahnung von einer Kreatur, die durch die Berge streifte.
» Ein Schatz? Oben in den Bergen? Nie davon gehört!«
» Ein Märchen, mehr ist da nicht dran.«
» Bin nie besonders weit oben gewesen, aber bisher ist mir nichts Ungewöhnliches aufgefallen.«
» Vermisste? Nicht, dass ich wüsste. Klar fährt der kalte Tod ab und an seine Ernte ein, doch etwas Außergewöhnliches ist nicht daran.«
» Eine Goldmiene in den Bergen? Es gibt einige Wenige, die daran glauben, doch bisher ist nichts bewiesen.«
Diese nichtssagenden Hinweise – und es waren derer tausende mehr, in der ein oder anderen Abwandlung – waren es schließlich, die uns unser Vorhaben noch einmal überdenken ließen.
»Wir haben nicht mehr viel Zeit«, brachte Ennyd es nach tagelanger, erfolgloser Suche auf den Punkt. »Irgendetwas stinkt hier doch gewaltig! Es kann nicht wirklich sein, dass hier niemand weiß, wovon wir sprechen. Wenn ihr mich fragt – was natürlich mal wieder keiner tut – machen uns diese Dorftrottel etwas vor. Die nehmen uns doch auf den Arm!«
» Was sie wiederum eher weniger als Dorftrottel dastehen lassen würde.« Jayden lächelte dünn und machte es sich im Schneidersitz bequem. Dabei strahlte er eine unnatürliche Ruhe aus, um die ich ihn im Augenblick beneidete. Yve saß dicht neben ihm, den Kopf an seine Schulter gelehnt, die Lider halb geschlossen, als wäre sie nur halb bei der Sache.
» Wenn wir nicht bald an die notwendigen Informationen kommen«, präzisierte Crevi Ennyds Drängen, »wird der Schnee in den Bergen so hoch liegen, dass es reiner Selbstmord wäre, dort hinaufzugehen. Was also können wir tun?«
Dies war die alles entscheidende Frage, auf die niemand eine Antwort wusste. Also versuchten wir es weiter.
»Wir gehen nicht sehr oft dort hinauf«, teilte uns eine junge Frau auf dem Markt mit.
Ennyd schenkte ihr einen Augenaufschlag . »Könntest du das präzisieren, M’lady?«
Sichtl ich verlegen ob dieser Anrede, die ihr allzu offensichtlich nicht gebührte, rang sie die Hände. »Streng genommen, darf ich nicht darüber reden.«
Ein wissender Blick des Diebes, ließ mich ungeduldig die Augen verdreh en. Der Kerl musste auch immer recht behalten! Er wandte sich wieder dem Mädchen zu: »Worüber darfst du nicht reden?«
»Die Alten sagen es spukt dort oben. Die Männer gehen nur hinauf, um die Schneebären und Säbelzahntiger zurückzudrängen, wenn die wieder anfangen, uns Scherereien zu machen. Und auch nur dann, wenn sie vorher den Segen des Unbefleckten empfangen haben, der sie schützen
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