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Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition)

Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition)

Titel: Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marnie Schaefers
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soll. Manchmal…kehren nicht alle von ihnen zurück und diejenigen, die wohlbehalten heimkehren, wissen von allerlei unglaublichen Vorkommnissen zu berichten.«
    Wieder traf mich ein unauffälliger Hab-ich-es-doch-gesagt-Blick. Typisch, typisch.
    »Und was wären das für Vorkommnisse?«
    Die junge Frau zuckte mit den Schultern . »Reichlich Unsinn, der gebildeten Männern wie Ihnen«, sie blickte unsicher zwischen dem Dieb und mir hin und her, »vermutlich allenfalls ein Schmunzeln entlocken wird. Ich glaube nicht, dass…«
    » Nur zu«, bat ich sie freundlich.
    » Es heißt, einigen von ihnen sei eine silberne«, sie hüstelte, »und unbekleidete Frau erschienen, die wie aus dem Nichts aufgetaucht wäre. Wer sie einmal erblickt hätte, wäre  ihrer Stimme gefolgt und wie vom Erdboden verschwunden. Wen ihre körperlichen Reize nicht für sich einnehmen konnten, denen versprach sie unermesslichen Reichtum und Höhlen voller Gold. Andere sagen, es wäre der Berg selbst gewesen, der seine Opfer fordere, indem er sie einfach in sich aufsauge und für immer verschlucke. An den Herdfeuern spricht man von der Eishexe der hohen Höhen.« Die Befragte senkte den Blick. »Das ist schon alles. M’lords.«
    » Weißt du, wo genau sich dieser Ort, an dem die Eishexe spuken soll, befindet?«, bohrte Ennyd noch ein wenig tiefer.
    » Sie wollen doch nicht wirklich dort hinauf?«
    » Ich verrate dir ein Geheimnis«, flötete er offenbar bester Laune und beugte sich verschwörerisch zu ihr vor. »Wir sind Geisterjäger und gekommen, um euer Dorf von dem Schrecken der Hexe zu befreien. Aber psst, erzähl bloß niemandem davon, ansonsten könnte die Hexe selbst Verdacht schöpfen und wäre auf unser Kommen vorbereitet. Also, meine Kleine, wo befindet sich der Sitz des Übels?«
    Das Mädchen fühlte sich ob seiner plötzlichen Nähe sichtlich unwohl und trat einen Schritt zurück . »Es gibt da diesen Pass, aber ich kenne seinen Namen nicht.« Damit fuhr sie abrupt herum und lief davon.
    » Jetzt hast du sie verschreckt«, sagte ich nur. Ich schloss die oberen Knöpfe meines Flickenmantels, als ein eisiger Wind mir das Haar durcheinander wirbelte.
    Ich betrachtete aus zusammengekniffenen Augen die Umgebung. Die unbekümmerten Menschen, die ihrem Tagwerk nachgingen. Die Jäger und Bauern, die lauthals ihre Waren priesen. Die herumtollenden Kinder, die zwischen den Beinen der Erwachsenen hindurch liefen.
    Ein idyllisches Bauerndorf, ganz wie aus dem Bilderbuch.
    Zu Beginn des vorigen Jahrhunderts waren Orte wie dieser keine Seltenheit gewesen. Heute waren sie äußerst rar und galten als hinterwäldlerisch. Es bekümmerte mich, zu sehen wie sich Dinge im Laufe der Zeit doch ändern konnten.
    » Du kannst von Glück reden, wenn das Mädchen nicht soeben dabei ist, ihrem Vater oder ihren Brüdern davon zu berichten, wie zwei Fremde sie belästigt haben«, bemerkte ich mit undeutbarer Miene. 
    Der Dieb seufzte . »Mal wieder werden meine guten Absichten völlig missverstanden. Womit habe ich das verdient, Adrian?«
    Ja, womit? , wiederholte ich stumm. Denn genau darüber grübelte ich bereits seit unserer letzten Lagebesprechung.
    » Machen wir, dass wir hier weg kommen.«
    Das ließ sich Ennyd nicht zweimal sagen. Ich brauchte nicht zu betonen, dass ich äußerst gereizt war und es aus zweierlei Gründen kaum erwarten konnte, zurück zu den anderen drei zu stoßen. Manchmal kam mir die Unterwürfigkeit des Diebes, gemischt mit einer ordentlichen Portion Zerknirschtheit fast verräterisch vor.
    Um ehrlich zu sein, hatte es mir überhaupt nicht gefallen, Crevi unbeaufsichtigt mit Yve und Jayden alleine zu lassen. Da ich so genau wusste, was die Rebellin vorhatte. Doch hatte ich mir mein Unwohlsein selbstverständlich nicht anmerken lassen. Es gab nichts Kontraproduktiveres, als den Feind wissen zu lassen, dass man ihn durchschaut hatte, wenn man noch nicht bereit war, ihn zu überführen. Soviel war sicher.
    Seit Vlain aufgebrochen war, um der Schlange die fehlende Perle zu stehlen, hielt ich mich zu ständiger Wachsamkeit an. 
    Und es gab drei Dinge, die mich mehr als nur ein bisschen aus der Ruhe brachten. 
    Erstens, Yve zeigte keinerlei Anzeichen, dass sie von ihrem Vorhaben, Crevi zu verraten, absehen würde.
    Zweitens, ihre vergleichsweise gute Beziehung zu Jayden, die zwar in ihrer Tiefe etwas zweifelhaft war, ihn jedoch als eventuellen Mitverschwörer in den Vordergrund rückte.
    Und drittens, mir war völlig unersichtlich,

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