Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition)
Sonnenuntergang.«
Er drängte sie ein wenig bei Seite, als er an ihr vorbei huschte, um hastig die bereitgelegten Utensilien in seinem Rucksack zu verstauen. Feuerzeug, Seil, Taschenmesser, Proviant, Decken, … »Du willst wirklich gehen?«, hakte Crevi nach und verfolgte kritisch, wie er einen kleinen Geldbeutel, Unwetterkleidung, eine Trinkflasche und einen in ein Tuch eingewickelten Dolch zu seinem Gepäck hinzufügte.
Vlain stoppte kurz. »Es ist die einzige Möglichkeit, um in den Besitz der fehlenden Perle zu gelangen«, meinte er um größtmögliche Gelassenheit bemüht.
» Meinetwegen musst du nicht den Helden spielen«, ließ sie ihn rundheraus wissen. »Wir finden mit Sicherheit noch einen anderen Weg, wenn wir nur genauer darüber nachdenken. Wir…«
» Könnten was?« Vlain machte sich da keine Illusionen, wenngleich ihm plötzlich speiübel war und er sich hinsetzen musste.
Bei Gott, das konnte doch nicht wahr sein!
Da hatte er sie gerade erst zurück gewonnen und sogleich musste er sie wieder verlassen… Oh, grausames Schicksal , verfluchte er seinen schrägen Sinn für Humor, eben dies vorhergesagt zu haben. »Es ist am einfachsten so.«
Er zögerte, ihr seine genauen Absichten zu verraten, doch schließlich rang er sich dazu durch. Keine Geheimnisse mehr. »Nur so kann ich dich beschützen.«
Crevi schnitt eine Grimasse . »Oh, Vlain. Ich sagte doch, für mich müssen es keine Heldentaten sein. Ich habe mich damit abgefunden, dass du…mehr der Anti-Held bist. Was hast du denn vor? Du willst Liwy doch nicht wirklich töten?«
» Nein, das könnte ich gar nicht.«
» Du meinst, sie ist dir überlegen?«, vergewisserte sie sich richtig gehört zu haben.
» Das kann sogar sein«, gab er unverblümt zu. »Aber ich meinte eigentlich, dass ich es nicht über mich bringe, ihr ernsthaft etwas anzutun.«
» Moment, eins nach dem anderen! Du sagst, du bist ihr unterlegen? Und du hast nicht vor, ihr wehzutun? Was genau, beabsichtigst du denn ? Sie auf einen Plausch bei einer Tasse Tee einladen und sie freundlich nach der Perle fragen, die sie dir aufgrund eurer langjährigen Freundschaft ohne Weiteres geben wird?« Vlain konnte Crevi ihre üble Laune kaum verdenken. So wie sie es darstellte, klang es wirklich ziemlich verrückt.
» So in etwa. Für gewöhnlich kann man sich ganz gut mit ihr unterhalten, sofern sie in der Stimmung dazu ist…«
» Und wenn sie nun eher in der Stimmung sein sollte, dir die Haut abzuziehen? Schließlich hast du euren Auftrag versaut.«
» Sie würde mir nicht wirklich etwas zu Leide tun. Da bin ich mir ziemlich sicher.«
» Und was bitteschön macht dich da so sicher?«
» Genau dasselbe, was mich davon abhält, sie umzubringen.« Vlain war es wichtig, dass Crevi dies verstand, daher warf er ihr einen ernsten und bittenden Blick zu. »Sie ist in Wirklichkeit gar nicht so übel.«
» Oh, das habe ich gesehen!«, brauste Crevi auf. »Und zu spüren bekommen! Nein, sie ist eigentlich überhaupt nicht böse.«
Er seufzte . »Es ist ein Spiel. Wer als erster Schwäche zeigt verliert. Tatsächlich ist sie ein völlig anderer Mensch. Sie hat ein gutes Herz. Und wenn sie grausam ist, tut sie es für die Öffentlichkeit, für ihren Ruf und weil sie davon überzeugt ist, dass es das Richtige ist.«
» Und wenn sie nun davon überzeug ist, dass du tot sein solltest? Was ist, wenn sie schon einen neuen Auftrag hat, der sie dazu zwingen wird, dir etwas anzutun?«
» Das hier hat keinen Sinn, Crevi. So kommen wir nicht weiter und ich verliere weitere wertvolle Zeit«, Vlain versuchte, ruhig zu bleiben, doch es fiel ihm schwerer, je länger er ihrer besorgten Miene ausgesetzt war. »Ich verspreche dir, ich weiß, was ich tue. Ich werde versuchen, etwas über ihre Pläne herauszubekommen. Ich habe das ungute Gefühl, dass sie sich neue Lakaien gesucht hat – und dieser Vermutung muss ich unbedingt nachgehen. Die Gefahr kann dich nun von überall treffen und wenn es in meiner Macht steht, dich irgendwie zu beschützen, dann werde ich alles Menschenmögliche dafür tun.«
» Solltest du dann nicht lieber hier bleiben?«
Crevi war nicht dumm.
Sie hatte erkannt, dass er recht hatte, doch wollte sie dies anscheinend unter keinen Umständen wahrhaben.
Umso schwieriger für ihn.
»Nein, ich bin der Einzige, der eine Chance bei Liwy hat. Adrian wird in der Zwischenzeit auf dich aufpassen, ihm kannst du vertrauen. «
» Bist du dir da sicher?«
» Ob man ihm vertrauen
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