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Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition)

Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition)

Titel: Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marnie Schaefers
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ihren Körper verließ, schwerelos wurde und schließlich frei in der Dunkelheit schwebte.
    War sie anfänglich stets panisch, sobald sie sämtliche bekannte Orientierungspunkte verlor, so schaffte sie es diesmal, die Ruhe zu bewahren und sich auf die nächste Ebene zu begeben.
    Voller Konzentration rief sie sich die Schritte ins Gedächtnis, die ich ihr in einer Nacht, die so unglaublich lange zurückzuliegen schien, näher gebracht hatte.
    Sie durfte sich jetzt nicht ablenken lassen!
    Langsam begann sie damit, ihr Bewusstsein auszudehnen, ihren Wahrnehmungsbereich zu vergrößern, bis sie die sirupartige Flüssigkeit der Magie überall um sich herum fühlte. Ihre körperlosen Finger spürten, wie die Substanz durch sie hindurch lief, Fäden zog und sich etwas widerspenstig von ihr fassen ließ.
    Nachdem sie sichergestellt hatte, dass ihr die unsichtbare Energie nicht so leicht wieder entgleiten würde, wagte sie es, tiefer als sie es je getan hatte in den Strom der ungezügelten Kraft einzutauchen. Ihren Geist für alles, was sich in ihrer Umgebung befand, zu öffnen.
    Es dauerte mehrere Minuten, bis sie fand, wonach sie suchte. Es war, als wären all ihre weltlichen Sinne durch einen übernatürlichen ersetzt worden, der es ihr nun ermöglichte, die Erde unter ihren Fingerkuppen auf eine Art und Weise zu erspüren, wie sie es nie für möglich gehalten hätte. Sie ließ sich von diesem Sinn leiten und tauchte ein ins Fleisch der Erde, das so voller Leben pulsierte, dass sie fast zurückgeschreckt wäre.
    C revi war, als höre sie den Herzschlag der Welt selbst, während sie in ihr nach etwas ganz Bestimmtem suchte – und fand. Sie ertastete junges und verletzliches Leben, so wach und quirlig, dass sie es fast für die Aura eines menschlichen Wesens gehalten hätte.
    Zielsicher ließ sie einen Teil der festgehaltenen Magie in die winzigen Sprösslinge entweichen und fing an zu gestalten.
    Sie ließ all ihre Kreativität und Phantasie in die Form des Gewächses fließen, stellte sich die Ranke so detailliert und realistisch vor, wie es ihr möglich war, und setzte dies in ihrer Schöpfung möglichst lebensnah um. Sie nahm wahr, wie sich die Ausstrahlung der Sprösslinge veränderte, wie sie gediehen und kräftiger wurden, wie die Erde unter ihnen erbebte und ihrer neuen Größe wich.
    Als sie das Pulsieren eines größeren, magischen Pols ganz in der Nähe registrierte, wusste sie, dass sie es geschafft hatte.
    Einen letzten Schliff ließ sie ihrem Kunstwerk angedeihen. Danach löste sie die Verbindung zur Magie und ließ los. Kehrte etwas unsanft in ihren Körper zurück und zuckte jäh zusammen.
    Gleich darauf drangen aufgeregte Stimmen an ihre Ohren und ließen sie die Augen öffnen.
    Crevi brauchte nur den Kopf zu heben und schon wurde sie ihrer Schöpfung gewahr.
    Direkt vor ihr sprossen vier fußdicke, silbriggraue Ranken aus dem rissigen Boden und schlängelten sich übergroßen Lianen gleich, ganz der Manier klassischer Kletterpflanzen folgend, an der Felswand empor. Dabei schnitten und schlangen sie sich scheinbar willkürlich über- und ineinander, wobei sie ein undurchdringliches Geflecht bildeten, das die Form eines Netzes besaß. Auf Höhe des leuchtenden Spaltes hatten sich die Ausläufer fest in der Öffnung verankert und garantierten auf diese Weise eine relative Sicherheit.
    »Respekt«, sagte Liwy die Hände in die Hüften gestemmt und seufzte selig: »Hätten wir das also auch geschafft.« Prüfend unterzog sie ihre Lakaien sowie Ennyd, Jayden, Yve und mich einer eingehenden Musterung, meinte dann: »Ich werde vorweg gehen. Crevi, du kommst hinter mir und, Adrian, du danach. Ihr anderen, seht zu, wie ihr uns folgt.« Damit zog sie sich an der Ranke hinauf und begann den Aufstieg.

2. Der Wächter
     
    Mit aller Kraft zwang Yve sich dazu, die letzten Meter an der Ranke hinaufzuklettern und dabei unter keinen Umständen einen Blick nach unten zu riskieren. Für gewöhnlich hatte sie keine allzu großen Probleme, was große Höhen anging, doch jetzt, da sie allmählich die Kräfte verließen, gab es eine gewisse Wahrscheinlichkeit zu stürzen.
    Sie fürchtete, ihre Arme und Beine könnten ihr von einem auf den nächsten Moment die Dienste verweigern. So sehr hatte sie die Klettertour in Anspruch genommen. Ihre Muskeln bebten vor Anstrengung und der Schweiß tropfte ihr aus allen Poren.
    Unter größter Mühe zog sie sich das letzte Stückchen auf den Spalt zu und ließ sich in die Höhle rollen. Sie

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