Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition)

Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition)

Titel: Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marnie Schaefers
Vom Netzwerk:
lächelte.
    Liwy unterzog mich, die Hände hinter dem Rücken, einer raschen Musterung, dann ließ sie den Blick über meine Eskorte wandern und stellte nachdenklich fest: »Vlain fehlt.«
    » Er ist abgehauen«, erklärte ich ihr schulternzuckend. »Er meinte, er hätte genug.«
    Liwy überdachte das kurz, dann schüttelte sie traurig den Kopf . »Dieser liebeskranke Narr. Aus moralischen Skrupeln auf die einzige Erlösung zu verzichten…nun, wenn er meint.«
    » Sind wir dann soweit?«, ergriff Ennyd die Initiative.
    Die beiden Dämonen sahen einander an, dann nickten wir.
    Yve konnte nicht umhin zu bemerken, wie vertraut dieser Blickaustausch war. Ihr fehlten die Worte. Ihr blieb nichts anderes übrig, als abzuwarten. Es gab keine Alternativen. Nicht mehr. Jetzt da selbst ich mich auf die Seite der Schlange geschlagen hatte.
    » Crevi, wärst du so gut?«, bat ich sie sanft.
     
     
    Noch immer starrte Crevi mich an. Sie konnte nicht anders. Nur am Rande verschwendete sie einen Gedanken daran, welch herrliches Mienenspiel ihre schiere Fassungslosigkeit doch hergeben musste – und wie unglaublich amüsant ich das sicherlich fand.
    Das machte sie noch wütender.
    Es war nicht einmal die bloße Tatsache, dass ich sie ebenso wie all die anderen – an Yve mochte sie dabei lieber gar nicht denken – betrogen hatte. Es war viel mehr die offensichtliche Gleichgültigkeit, mit der ich ihr begegnete. Keine Reue. Keine Schuld. Nichts davon, konnte sie meinem Auftreten entnehmen.
    Unter größter Mühe gelang es ihr den Mund zu schließen.
    » Gerne doch«, fauchte sie hasserfüllt in meine Richtung, wischte sich hastig mit dem Handrücken über die feuchten Augen und stolzierte an Liwy vorbei auf die Felswand zu.
    Sie wagte es nicht, sich umzudrehen.
    Keinen Augenblick länger würde sie meine ausdruckslose Miene ertragen können.
    Eine Weile konnte sie sich nicht rühren. Konnte noch gar nicht glauben, was eigentlich im Begriff war zu geschehen. 
    »Ich benötige die Perlen«, brachte sie, um Beherrschung bemüht, hervor.
    Wusste sie eigentlich selbst nicht genau, wie sie den Weg zur Quelle freilegen sollte, brauchte sie jetzt etwas, nur irgendetwas, das sie für einen Moment ablenkte. Nicht an den Schmerz denken ließ. 
    Sie konnte nicht fassen, dass ich mir anmaßte, so zu tun, als wäre rein gar nichts passiert! Als wäre da nie irgendetwas zwischen uns gewesen. Es war ihr unbegreiflich, wie ich sie von einem auf den nächsten Moment so eiskalt fallen lassen konnte.
    Vlain hatte immerhin so viel Anstand besessen, angemessen schuldbewusst dreinzuschauen.
    Kaum hatte sie an ihn gedacht, wurde ihr noch elender zumute.
    Nicht einmal der Unglaube darüber, dass sie, Crevi Sullivan, das Wachstum dieser üppigen Vegetation mit ihrer bloßen Gegenwart in Gang gesetzt haben sollte, konnte dieses Leid überlagern.
    Hatte Vlain sie wirklich im Stich gelassen? Das mochte sie gar nicht richtig glauben. Sie wusste, was sie gesehen hatte! Die Verzweiflung in seinem Antlitz, als sie sich vor nur wenigen Tagen in der Scheune trennten. Die Angst um sie, dass ihr etwas geschehen könnte. Und nun sollte er fort sein? Einfach so?
    Crevi zwang sich dazu , die Augen zu öffnen und dem, was sie nun alleine durchstehen musste, zu begegnen. Gerade noch verhinderte sie, dass ihre Hand auf ihren Bauch wanderte.
    Sie wandte ihre Aufmerksamkeit Yve zu. Die Rebellin kam auf die Beine und griff mit zittrigen Händen in die Taschen ihrer Jacke, trat unsicher vor sie hin und versuchte es mit einem Lächeln, bat stumm um Entschuldigung.
    Crevi erwiderte ihr Lächeln nicht.
    Stattdessen verfolgte sie ungerührt, wie Yve sich auf die Lippe biss und ihr die vier Perlen auf ihren geöffneten Handflächen entgegen streckte.
    Aus einem Grund, den sie sich nicht erklären konnte, übten die Kleinode eine gigantische Anziehungskraft aus. Zwei rasche Blicke nach links und rechts bestätigten sie in ihrer Vermutung, dass es auch den anderen so ging.
    Sämtliche Augenpaare waren auf die Perlen gerichtet, die, als sie einen Schritt auf die Rebellin zumachte, in einem silbernen Licht aufglühten.
    Überrascht hielt sie einen Moment inne.
    Dann streckte sie intuitiv eine Hand nach dem Leuchten aus, das umso intensiver wurde, je näher sie ihm kam. Ehe sie aber eine der Perlen berühren konnte, zuckte eine Lichtsäule zwischen Yve und ihr in die Höhe und ließ sie blind auseinander taumeln.
    Eine Hitzewelle schlug Crevi entgegen, versengte ihr das Gesicht und

Weitere Kostenlose Bücher