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Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition)

Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition)

Titel: Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marnie Schaefers
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Mensch bist und weißt, was sich gehört.
     
     
    Reird endete und ihre Blicke trafen sich.
    Yve spürte eine Wallung an Übelkeit . »Oh…«, entfuhr es ihr in einem Anflug von Verzweiflung. Was hatte das zu bedeuten? Woher kennt der Kerl meinen Namen? Wie viel Wahrheit steckt in diesem Brief?
    » Was nun?«, fragte der junge Soldat.
    » Gute Frage. Nächste Frage«, knurrte sie gereizt. »Was soll dieser Schwachsinn?«
    » Wirst du tun, was dieser Joseph von dir verlangt?«
    » Warum sollte ich irgendetwas davon glauben?«
    » Es klingt ziemlich eindringlich«, meinte Reird.
    » Dann sag mir, was ich tun soll.«
    » Ich weiß es nicht, Yve. Was verstehen wir schon von so etwas?«
    » Genau, was verstehen wir schon davon«, brummte sie. »Wir sollten abwarten. Vielleicht taucht die erwähnte Tochter niemals auf.«
    » Das ist wohl das Beste.«
    » Du bist nicht überzeugt, was?«
    Er nickte.
    »Aber eine bessere Idee hast du auch nicht.«
    » Nein.«
    » Dann müssen wir abwarten.«
    Allein der Gedanke daran, ließ sie schaudern. Sie wusste instinktiv, dass etwas nicht stimmte. Irgendetwas war im Gange. Es war einer dieser seltenen Momente, in denen man spürt, dass etwas nicht in Ordnung ist. Yve wusste nur nicht genau was. Ich habe selbst genug Probleme. Warum sollte ich jemand völlig fremdem helfen?
    Sie wusste warum.
     
     
    Vlain hatte sich nicht geirrt. Nach vier Tagen hatten sie Ganien erreicht. Der Ort war mehr ein Dorf denn eine Stadt, dennoch hatte Crevi es begrüßt, einmal wieder in einem richtigen Bett zu schlafen. Sie hatten neue Vorräte, Fleisch, Suppen, Gewürze, gekauft und danach eine Nacht in einem Gasthaus verbracht. Dort hatte Crevi zu ihrer großen Freude ein Bad nehmen können. Am nächsten Morgen waren sie sehr früh aufgebrochen und Richtung Norden weiter gezogen. Fünf Tage waren sie nun seit Ganien unterwegs und ihr Ziel rückte immer näher.
    Eine unbändige Aufregung wuchs in ihr, je weiter sie sich von ihrer Heimatstadt entfernten.
    Crevi seufzte. Ihre Beine waren wund vom Reiten und der Sattel rieb gegen ihre ohnehin schon schmerzenden Stellen. So hatte sie sich das nicht vorgestellt. Schon mehrere Male war sie kurz davor gewesen, Vlain um eine Pause zu bitten, doch immer wieder hielt sie sich zurück. Es war ihr doch zu peinlich. Bestimmt würde er sie für verweichlicht halten. Wenn er das nicht ohnehin schon tat.
    In der letzten Zeit hatte sie viel über das, was sie am ersten Tag zu ihm gesagt hatte, nachgedacht. Sie war zu dem Schluss gelangt, dass sie sich wie eine verzogene Göre verhalten hatte. Genauso musste er sich die verwöhnten Frauen aus der Stadt vorgestellt haben! Und das Schlimmste in ihren Augen war, dass sie selbst eigentlich ganz anders war. Und dieses Andere, ihre dreimal verfluchte Schüchternheit, drohte mehr und mehr zurückzukehren und ihr Verhalten wieder zu bestimmen. Was es Crevi im Umkehrschluss unmöglich machte, Vlain zu erklären, was da nach dem Tod ihres Vaters in sie gefahren war und dass er einen völlig falschen Eindruck von ihr hatte.
    Einen Vorteil, wenn man denn so wollte, hatte dieser Verlust nämlich immerhin gehabt: Diese Leere und vollständige Gleichgültigkeit gegenüber allem und jedem, die in den ersten Tagen danach noch Besitz von ihr ergriffen hatten, hatten immerhin dafür gesorgt, dass sie – das erste Mal in ihrem Leben – nicht ständig über eine Blamage nachgrübelte, bevor sie sich zu etwas äußerte.
    »In ein paar Stunden erreichen wir den Mond-Don«, kündigte Vlain an.
    Wenn Crevi noch den Mut dazu gehabt hätte, hätte sie vielleicht so etwas gesagt wie: Das wurde aber auch Zeit! oder  Na, endlich! . So aber zögerte sie und überdachte ihre Erwiderung einen Moment lang. Wieso war sie nicht normal? Ohne stundenlang darüber nachdenken zu müssen, was und wie sie etwas sagte. Wobei das, wie sie ja festgestellt hatte, auch schiefgehen konnte...Herrje! »Gut«, entschied sie schließlich.
    »Und wie denkst d u wirklich darüber?.«
    Crevi zuckte ertappt zusammen und wurde knallrot . »Wie meinst du das?«
    » Wie ich es sage. Warum sagst du nicht einfach, was dir zuerst in den Sinn gekommen ist?«
    » Ich weiß es nicht.« Sie konzentrierte sich darauf, ihr Pferd im Zaum zu halten, als dieses erschreckt zu tänzeln begann. Nicht das noch!
    » Warum also?« Vlain lächelte, während er sein Tier vor sie lenkte. Ihr Fuchs wurde wieder ruhiger.
    » Ich denke immer, ich könnte etwas Falsches sagen, etwas Unpassendes oder

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