Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition)
werden. Mehr nicht , stellte er richtig.
Die Präzision eines Meisters. Die Stimme in seinem Inneren lachte düster. Das gefällt mir.
Es tut nicht zur Sache, ob es dir gefällt. Nur bitte hör auf, dich an ihr zu ergötzen. Das könnte uns Dinge tun lassen, die nicht sehr förderlich für das Unternehmen sind.
Das ist einzig und allein deine Schuld. Du solltest mir mehr Freiraum lassen! Dann bekäme ich öfter Frauen aus nächster Nähe zusehen und wäre nicht gezwungen, die Gelegenheit beim Schopfe zu ergreifen und mich mit dieser einen zu begnügen, die du einmal an uns heran lässt , stichelte die Bestie in ihm.
Ich lasse sie nicht an uns heran , grollte er. Das würde dir so passen. Ich werde nicht zulassen, dass du diese Gelegenheit bekommst…
» Du isst ja gar nichts«, bemerkte sein Gegenüber kauend. Crevis Teller war fast leer und sie war dabei, die Reste mit dem Messer auf die Gabel zu schieben.
Ein Blick auf seinen Teller zeigte ihm, dass sie Recht hatte . »Ich habe keinen Hunger«, log er. Zumindest eine Halbwahrheit. Das Gespräch mit seiner zweiten Hälfte hatte ihm den Appetit verdorben. Nichts, was er sagte, blieb eine leere Drohung. Es war ganz, wie er bereits vermutet hatte. Crevi sollte nur eines seiner nächsten Opfer werden.
Sein Dämon wollte sie – und das ließ zuweilen wirre Gefühle in ihm aufwallen, die nichts mit seinen eigenen zutun hatten. Verflucht seiest du! , und mit aller Macht drängte er die Gedanken, die nicht ihm gehörten, zurück. Noch ist ihre Zeit nicht gekommen!
Er zwang sich dazu, einen Löffel seiner Suppe hinunterzuschlingen. Immerhin musste sie seine Mahlzeit auch bezahlen.
Dies erinnerte ihn daran, dass er dringend eigenes Geld benötigte.
» Tut mir leid«, murmelte er. »Ich kriege wirklich nichts mehr runter…«
Das stimmte sogar. Der Teufel saß so dicht hinter der imaginären Barriere in seinem Kopf, dass sich ihm vor Anstrengung, ihn zurückzuhalten, der Magen umdrehte. Es war zum verrückt werden!
» Das Geld reicht für mehr als genug Suppen. Da ist es nicht schlimm, wenn wir eine stehen lassen.« Sie zwinkerte ihm zu und bezahlte.
Wieder auf der Straße, gingen sie ihre Pferde am Halfter führend, nebeneinander her. Die Gebäude, an denen sie vorüber kamen, bestanden aus Sandstein und hartem, rotem Lehm. Des Öfteren waren Türen und Fenster durch bunte Tücher und Vorhänge ersetzt.
Sie schlenderten quer über den Markt.
Man fand exotische Früchte, Brot, Schmuck, Tuch und Seide und Musselin, Waffen, wie fremdländische Obsidiandolche mit Klingen kaum dicker als ein Blatt Papier , Fleischwaren, Kleider, Steppdecken, Bücher, Edelsteine, Uhren und vieles, vieles mehr. Eine kunterbunte Ansammlung, die Crevi in Staunen versetzte. Immer wieder hielt sie inne, um das Angebot zu betrachten, aber nie entschied sie sich dafür, etwas zu kaufen. Wenngleich sie von einer auf die nächste Sekunde ein Vermögen geerbt hatte, war sie nach wie vor bescheiden.
Vlain dagegen fühlte sich von den ausgehängten Tierkadavern magisch angezogen. Wie besessen. Der Drang, sich augenblicklich über das rohe Fleisch herzumachen, ließ ihn Crevi unwirsch weiterdrängen. Alles um ihn herum verlor an Bedeutung, solange ihn der süßliche Geruch des Blutes in der Nase kitzelte.
Bei einem Schmied tauschte er schließlich ein paar alte Zinkfiguren ein und zählte zufrieden die Münzen, die ihm nun für ein Geschenk für Crevi zur Verfügung standen.
» Was hättest du gerne?«, fragte er sie.
» Ich weiß nicht. Du wolltest mir unbedingt etwas kaufen.«
Sie schmunzelte verhalten.
»Wie wäre es mit einem Schmuckstück?«
» Einem Ring«, sagte sie.
Vor dem nächsten Juwelier banden sie ihre Pferde an einen hölzernen Laternenpfahl und betraten das Lädchen. Vlain merkte sofort, wie sehr seiner Begleiterin die Auswahl gefiel. Ihre Augen leuchteten. Ihm lief ein befremdliches Frösteln über die Haut.
»Such dir was aus. Ganz gleich wie teuer.«
» Aber du hast doch nur…wie viel…?«, fragte Crevi und beugte sich dabei zu ihm heran, damit der Juwelier ihr Zaudern nicht merkte.
» Ich mach das schon. Keine Sorge, meine Liebe.«
Vlain ließ sie stehen und begrüßte den Verkäufer in der bodenlangen Tunika, der hinter einem Tresen stand und ihn musterte, als hätte er in seinem Laden nichts verloren. Er und Crevi sahen wahrlich nicht wohlhabend aus, aber was würde der Kerl schon dagegen einwenden können, wenn sich herausstellte, dass sie einen kleinen
Weitere Kostenlose Bücher