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Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition)

Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition)

Titel: Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marnie Schaefers
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und noch einmal wiederholte er die Prozedur. Der Dämon sträubte sich hartnäckig und taumelte erneut in Richtung Tür.
    Vlain stemmte sich mit aller Macht dagegen.
    Plötzlich hielt er die Klinke in der Hand. Viel zu groß lag seine Klaue auf dem Messinggriff und drückte ihn nach unten. Zog die Tür auf! Mit enormer Willenskraft zwang Vlain sich dazu, sie wieder zu schließen. Sein Dämon kreischte auf.
    Schweiß troff ihm aus allen Poren.
    Vlain spürte es. Die Niederlage.
    Er konnte nicht mehr.
    Also traf er eine Entscheidung.
    Bitte , sandte er voller Verzweiflung an seinen Dämon. Du bekommst was du willst, nur nicht hier. Es kostete ihn unsagbare Mühen, die Worte nur zu denken.
    Kurz stand er reglos da. Abgemacht.
    Die Erleichterung die er verspürte, konnte Vlain nicht in Worte fassen.
    Mit einem Satz sprang er aus dem Fenster und angelte sich kopfüber an der Hauswand hinunter. Er ließ sich von seinem Dämon durch die Straßen leiten und als er sicher war, Crevi nicht länger in Gefahr zu bringen, ließ er den letzten Widerstand fallen.
    Die Instinkte des Tieres überlagerten alles andere. Und wenige Minuten später hörte er die Schreie, schmeckte das warme Blut, das ihm vom Kinn hinunter troff und in den Bart lief und genoss das tiefe Gefühl der Befriedigung.
     
     
    Yve schlug die Augen auf. Kaum hatte sie die zerrissene Decke ihres Himmelbettes erblickt, spürte sie, dass dies einer der Tage war, an denen es sie ganz besonders nach dem Stoff verlangte.
    Sie schälte sich aus den Decken, griff nach ihrem Beutel und schlich auf den Flur. Zielstrebig huschte sie in die kleine Küche im oberen Stockwerk. Dort würde sie hoffentlich fündig werden.
    Noch immer stöhnte sie, wenn sie an ihre Ungeschicktheit dachte, mit der sie an Bord des Schiffes ihr Feuerzeug in den Fluten verloren hatte. Es war mitten in der Nacht geschehen. Es war entsetzlich dunkel und als sie mit bereits zittrigen Fingern versucht hatte ein Feuer zu entzünden, war ihr das Kleinod aus den Händen gesprungen und von der Tiefsee verschlungen worden.
    Für die hiesige Nacht hatte sie sich mit einer Überdosis Schlaftabletten über Wasser halten können, doch der Drang nach der Pfeife wurde immer dominanter.
    Sie öffnete die weiße, abgekratzte Holztür und spähte in den Raum. Rasch stellte sie ihren Beutel auf dem Tisch ab und durchsuchte die Schubladen und Schränke. Sie wühlte sich durch angelaufenes Besteck, rissige Teller und rostige Kannen. Sie stieß sogar auf einen verschimmelten, steinharten Brotlaib, von dem sie hastig Abstand nahm.
    Mit einem Ruck schob sie die Tür unter der Spüle wieder zu und lehnte sich dagegen.
    Irgendwo in den Untiefen der Regale musste es doch ein Feuerzeug geben!
    Yve wollte es gerade aufgeben, als die zweite Tür, auf der gegenüberliegenden Seite der Küche, knarrte. Sie hob den Kopf. »Ich bin’s nur. Yve«, rief sie, woraufhin die Tür gänzlich geöffnet wurde.
    Vlain erschien.
    Unwillkürlich wich sie einen Schritt vor ihm zurück. Er sah grauenhaft aus. Sein halblanges Haar war zerzaust, stand wirr vom Kopf und war an manchen Stellen hart vor getrocknetem Blut. Sein Gesicht glich einem Schlachtfeld, das von Furchen durchzogen war, die ihr noch nie aufgefallen waren. Seine Augen waren matt und schauten fiebrig. Eine irre Zusammenstellung verschiedenster Kleidungsstücke bedeckte seinen Körper.
    » Sag es«, meinte er gelassen.
    » Du siehst scheußlich aus«, äußerte sie ihre Gedanken also laut.
    Ein schwaches Lächeln umspielte seine rissigen Lippen . »Vielen Dank.«
    » Was ist passiert?« Für einen Moment vergaß sie selbst ihr dringendes Bedürfnis nach der Pfeife.
    » Vollmond.«
    Yve hatte natürlich die Geschichten über den Vollmond gehört und sie bisher als Märchen abgetan. Es hieß, dass grausame Wesen, immer dann, wenn der Mond zu einer runden Scheibe wurde, ungezügelt und brachial wütend durch die Straßen zögen. Steckte etwa mehr dahinter? Man bezeichnete diese Kreaturen als Werwölfe, wenn sie sich recht erinnerte.
    »Dann ist es wahr? Der Mond übt eine magische Anziehungskraft auf euch aus?«, hakte sie ungläubig nach.
    Er korrigierte sie sogleich : »Erstens sind wir keine Werwölfe. Unser Auftreten kann sehr verschieden sein. Und zweitens ist nicht allein die Anziehungskraft des Mondes für das Morden verantwortlich.«
    » Sondern?«
    » Es gibt andere Gründe«, Vlain lächelte wölfisch.
    » Wirst du sie mir verraten?« Yve stützte sich an der Platte hinter

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