Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition)
zusammenhangslose Gedanken fremder Menschen. Ereignisse, die vielleicht kommen mögen. Es ist der reinste Irrsinn.«
» Das kann ich mir denken.« Yve überlegte. »Wie kommt es, dass es in letzter Zeit schlimmer wurde?«
» Eine gute Frage.« Jayden schien es selbst nicht zu wissen. »Ich…hatte häufiger Visionen als sonst. Sie kamen einfach. Für gewöhnlich muss ich sie heraufbeschwören, aber sie überfielen mich immer unvorbereiteter.«
» Was hast du gesehen?« Die Rebellin merkte wohl, dass sie recht persönliche Fragen stellte und entschuldigte sich rasch dafür. »Ich bin sehr neugierig. Du musst nicht antworten.«
» Es ergibt ohnehin keinen Sinn. Die letzten Zukunftsbilder zeigten mir immer wieder das Kommen eines Umschwungs. Eine Frau stand damit im Zusammenhang. Eine Frau, die sich auf die Suche nach irgendetwas begeben würde, das die Welt verändern sollte.«
Crevi sog scharf die Luft ein. Gütiger Schöpfer, könnte Jayden mich gesehen haben? Sie wollte gar nicht daran denken, sollte dem tatsächlich so sein. Unsinn, das ist viel zu weit her geholt.
Aber dennoch wurde sie das Gefühl nicht los.
»Werden deine Visionen häufig wahr?« Dachte Yve dasselbe wie sie?
» Die meisten. – Aber was für ein Umschwung könnte schon bevorstehen?«
Die Erlösung der Teufelskinder von ihrem Makel und die Freilassung tausend unschuldiger Menschen? Erregung ergriff sie.
» Crevi?« Ihre Verbündete schaute sie an.
Sie schüttelte den Kopf. Das war zu absurd!
»Was ist denn los?« Jayden war von ihrer Aufregung angesteckt worden.
Bevor er jedoch eine Antwort bekam, schob Vlain knarrend seinen Stuhl zurück und stand auf.
Crevi fürchtete für einen winzigen Augenblick, dass er einen Wutanfall bekommen würde. Doch entgegen ihrer Erwartung brummte er: »Ich bin mal kurz weg.« Er deutete mit dem Daumen über die Schulter auf eine blonde, etwas kleinere Frau, die an einem Tisch auf der anderen Seite des Schankraumes saß. »Eine alte Bekannte von mir. Es wäre unhöflich, sie nicht zu begrüßen.« Mit diesen Worten drehte er sich um und schlenderte zwischen den Menschen hindurch zu ihr hinüber.
Vor Entrüstung blieb Crevi der Mund offen stehen. Schnell schloss sie ihn wieder. Kein Grund zur Aufregung! Sie wusste schließlich nicht, in welcher Beziehung er zu der Fremden stand. Vielleicht waren sie gute Freunde .
Dennoch konnte sie nicht den Blick von ihm lassen.
»Crevi?« Yve riss sie in ihr Gespräch zurück. »Sollen wir es ihm sagen?«
Jayden wartete auf ihre Antwort .
» Sag du es ihm«, entschied Crevi kurzerhand.
Wieder huschten ihre Augen zu Vlain und der Blonden hinüber, die sich angeregt zu unterhalten begannen. Worüber sie wohl sprachen? Das hätte sie doch zu gerne gewusst.
»Jayden? Wir beide hatten das völlig verrückte Gefühl, dass es sich bei der Frau aus deinen Visionen um Crevi handeln könnte.«
Jetzt ist es raus. Gleich darauf bereute Crevi es, Yve die Erlaubnis erteilt zu haben.
Wenn Vlain das erfuhr, würde er fuchsteufelswild. Und das zu Recht, wie ihr schlagartig bewusst wurde. Das alles war viel ernster, als sie anfänglich vermutet hatte.
Und das machte ihr Angst.
Was hieß es, wenn jemand völlig Fremdes sie in seinen Visionen gesehen hatte?
»Wie…meint ihr das?«
» Crevi, Vlain und ich sind auf der Suche nach einem Heilmittel, das uns Teufelskinder von unserem Dasein als Nichtmenschen erlösen wird. Genau das heißt es.«
» Es gibt tatsächlich Erlösung?«, wiederholte der Bettler.
» Das wissen wir nicht mit Sicherheit, aber…man hat uns darauf aufmerksam gemacht, dass es angeblich ein Gegenmittel geben soll«, hielt Crevi es für notwendig in die Unterhaltung einzuschreiten. »Wir sind hier auf der Suche nach einem weiteren Hinweis.«
» Das das noch wahr wird«, flüsterte Jayden ehrfürchtig. »Und ich habe es kommen sehen…das Ende des Fluchs!«
» Eventuell. Sicher ist es nicht.« Crevi kaute nervös auf ihrer Unterlippe. Gleich würde er die Frage stellen. Sie wusste es. Sie sah es kommen. Was sollte sie antworten?
» Ich will mit euch kommen. Könnt ihr mich irgendwie gebrauchen?« Er flehte sie förmlich an. »Ich habe gesehen, was sein könnte. Bitte, das muss doch etwas bedeuten.«
» Ich weiß nicht…was Vlain dazu sagt«, suchte sie nach einer Ausrede.
» Crevi, du bist unsere Anführerin. Du hast die Entscheidungen zu treffen«, betonte Yve unnötigerweise.
Was soll ich nur sagen? Liebend gerne hätte sie sich zuvor mit
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