Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition)
sich ab und schaute auf ihre nackten Füße.
Vlain ließ sich das kurz durch den Kopf gehen. »Wir sind besessen.« Seine tiefen braunen Augen bohrten sich in ihre.
Dennoch wagte sie es, eine weitere Frage zu stellen . »Du warst heute Nacht auf Jagd?«
» Ja«, antwortete er, nichts sonst.
Er schien nicht darüber sprechen zu wollen, also beließ sie es dabei.
Da fiel ihr wieder ein, dass sie Vlain noch etwas sagen musste. »Du?«
» Hm?«
Er kam nun auf sie zu, blieb zu ihrer Erleichterung am Waschbecken stehen und begann damit, sich das getrocknete Blut abzuwaschen. Ein paar Minuten brauchte sie, um sich wieder zu fassen, dann sagte sie : »Gestern ist Crevi und mir klar geworden, dass Jayden in seiner Vision ihr Kommen gesehen hat.«
» Das habe ich auch vermutet. Und?«
» Wir haben ihm unsere Vermutung mitgeteilt, woraufhin wir gezwungen waren, ihm auch den Grund unserer Suche zu erklären.« Sie machte eine Pause, da sie ihn das erst einmal verdauen lassen wollte, doch zu ihrer Verwunderung wirkte er nicht im Geringsten zornig.
» Und dann?«
» Dann wollte er uns begleiten.«
» Und ihr habt ihm zugesagt«, brachte er es auf den Punkt.
» Ja.«
Yve biss sich auf die Lippe. Sie konnte seinem Gesichtsausdruck nicht entnehmen, was er davon hielt. Dem Anschein nach blieb er ruhig.
»Gut.« Vlain dehnte das Wort aus, als wolle er sie absichtlich auf die Folter spannen. »Dann sind wir um einen Begleiter reicher.«
» Du bist nicht verärgert?«
» Sollte ich?«
» Nun, du warst nicht sonderlich gut auf Jayden zu sprechen.«
» Oh.« Er fuhr sich durch die Haare, die immer noch keinen Deut besser aussahen. »Das sah nur so aus.«
Yve lachte zweifelnd auf . »Dein Verhalten gestern war richtig übel. Schon die ganzen letzten Tage. Eigentlich seit ich dich kenne!«
» Jetzt wird es besser.«
» Dein Dämon ist Schuld, was?«
» Ja.« Er war sich seiner Fehler bewusst. »Ich werde mich bei Jayden entschuldigen.«
» Und bei Crevi«, fügte sie hinzu.
» Was habe ich ihr denn getan?« Er klang besorgt.
» Sie war gestern Abend sehr sauer auf dich. Erst motzt du Jayden an, dann die Sache mit der Fremden und auch davor bist du wie ein wahrer Sonnenschein durch die Gegend gelaufen.«
» Huch.« Vlain hatte offensichtlich nicht den blassestes Schimmer, was die letzten Tage geschehen war.
» Das kannst du laut sagen.«
» Denkst du…sie könnte mir verzeihen?«
» Gestern sah es aus, als würde sie dich bis an ihr Lebensende hassen«, antworte Yve unumwunden.
Nachdem sie Jaydens Haus erreicht hatten, hatte Crevi ihr doch tatsächlich das Herz ausgeschüttet. Yve war zutiefst gerührt gewesen, denn nie zuvor war jemand so ehrlich zu ihr gewesen. Es hatte sich fast nach Freundschaft angefühlt. Zumindest so, wie sie es sich immer vorgestellt hatte. Im Nachhinein musste sie wohl sagen, niemals eine richtige Freundin gehabt zu haben und dieser Abend hatte unweigerlich neue Hoffnung in ihr geweckt.
»Verdammt! Bist du sicher?«
» Ja.« Yve dachte an Crevis tränenverschmiertes Gesicht. »Sie könnte dir bestimmt vergeben, wenn sie dich besser verstehen würde.«
» Und wie soll ich das bitteschön anstellen?«, fuhr er sie an.
» Sag ihr die Wahrheit.«
Nur ein fragender Blick.
»Sag ihr, dass du ein Dämon bist und erklär ihr, was es damit auf sich hat.«
» Das kann ich nicht.« Er raufte sich die Haare. »Ich habe es noch nie jemandem gesagt. Wie soll ich…«
Yve wurde aufmerksam . »Du hast noch nie mit jemandem darüber gesprochen?«
» Zumindest mit keinem weitgehend normalen Menschen. Du bist die Erste.« Er ließ die Schultern sinken. »Und du hast es auf äußerst unschöne Weise erfahren.«
» Ich wusste es schon vorher. Also bevor du mich angegriffen hast…« Sie wusste nicht Recht, was sie noch sagen sollte. Schließlich fasste sie sich ein Herz. »Wenn du willst, kann ich es ihr sagen. Aber du weißt schon, dass das ziemlich feige ist? Und vielleicht macht es alles nur noch schlimmer, wenn du es nicht persönlich tust.«
» Ich kann wirklich nicht.« Ein Schatten legte sich über seine Züge, den sie nicht genau deuten konnte.
» Ich werde es ihr bei Gelegenheit sagen.«
» Danke, Yve.«
» Ich bin eben ein herzensguter Mensch.« Sie zwinkerte ihm zu. »Im Gegenzug könntest du mir auch helfen.«
» Wobei?«
» Ich suche ein Feuerzeug und finde verdammt noch mal keins!«
» Na, das ist einfach. Ich habe eins.« Vlain grinste. »Wofür denn?«
» Zum rauchen«,
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