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Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition)

Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition)

Titel: Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marnie Schaefers
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verzerrter Stimme hervor. Der Schmerz ist nicht immer leicht wegzustecken, selbst wenn man darin geübt ist, so wie ich.
    » Dass ich was bin?« Sie starrte mich an. Zutiefst entsetzt. Sie schien mir die Wahrheit nicht zu glauben.
    » Dein Freund, der Dämon, hat es mir unwissentlich verraten«, ließ ich sie wissen. Das sollte als Erklärung genügen. »Sag es ihm.« Meine Kehle fühlte sich plötzlich rau an. Vor fremdem Schmerz, vor Sorge um Yve. »Wenn du willst, dass Yve überlebt, sag es ihm.«
    Crevi wurde blass. »I-in Ordnung«, stammelte sie und schlug sich die Hände vor den Mund. Ich wusste, dass es die Angst war, die sie zögern ließ. Es war die Angst davor, dass ich Recht haben könnte. Doch das Schlimmste war , dass sie tief in ihrem Inneren bereits erkannt hatte, dass ich nicht log.
    Ganz ähnlich, war es mir einmal ergangen. Vor langer, langer Zeit.
    »Ich bin die Schöpferin«, sagte sie mit leiser Stimme. Dann fasste sie Mut, richtete sich ein wenig auf und wiederholte die Worte lauter. »Ich bin die Schöpferin!«
    Der Steinkrieger zögerte, seine große Hand umschloss die Perle und den Brief.
    »Du hast die Wahrheit erkannt«, wies ich den Soldaten auf sein Zögern hin. »Gib ihr die Perle, du hast versagt.«
    Meine letzten Worte ließen die Kreatur schaudern. Sie wusste, dass sie sich nicht länger widersetzen konnte. Sie tat wie geheißen und überreichte Crevi die beiden Gegenstände, die sie mit ihren kleinen Händen entgegen nahm.
    »Euer Auftrag ist erfüllt.«
    Ein Wind kam auf und ließ die Welt in einem milchigen Nebel versinken. Steinstaub wirbelte durch die Luft, benetzte unsere Gesichter und setzte sich in unsere Haare, die er grau schimmernd zurück ließ. Um uns herum wurde es ruhig. Ich blinzelte.
    Es war vorbei.
    Nur der Riss in der ehemals glatten Oberfläche und der Blutfleck am Monolithen waren Zeugnisse der Geschehnisse. Die Soldaten standen wie eh und je, unbefleckt und vollständig an ihren Plätzen.
    Crevi stand neben mir. Ihre Lippen waren fest aufeinander gepresst, ihre Augen schauten müde. Ihr Körper hatte sich noch nicht gänzlich von den Strapazen erholt.
    » Wir müssen ihr helfen«, sagte ich und deutete mit einem Nicken auf Yve, die regungslos zu unseren Füßen lag. Sie bewegte sich nicht mehr. Nur das schwache Heben ihrer Brust verriet, dass sie noch lebte.
    Crevi und ich sanken zeitgleich in die Knie. Kurz hielt ich irritiert inne. Als sie meinen Blick bemerkte, lächelte sie schwach. Niemand hatte mir seit langer Zeit je ernst gemeint zugelächelt, außer meinem Schatten. »Ich bin Ärztin«, erklärte sie mir. »Ich kenne mich aus.«
    Ich nickte nur . »Verbinde du ihr die Wunde, ich werde die Magie aus ihrem Körper saugen.«
    Eifrig ging sie ans Werk.
    Ich hoffte, ich käme nicht zu spät. Behutsam beugte ich mich zu Yve herab und berührte vorsichtig mit den Lippen ihren Hals. Sanft streifte ich ihre Haut, spürte die Fasern ihres Körpers und das schwache Pulsieren ihres Blutes. Es war ein Glück, dass ich erst vor wenigen Stunden auf Jagd gewesen war. Ich öffnete den Mund und ein stechendes Ziepen machte sich in meinem Zahnfleisch bemerkbar. Ich spürte, wie sich meine Eckzähne verlängerten und anwuchsen. Zielgenau drückte ich sie in Yves Halsschlagader, deren Blut daraufhin meinen Rachen flutete. Sie schmeckte gut, aber das schob ich rasch bei Seite. Ich schickte mein Bewusstsein aus, um das magische Gift des Steins in ihrem Blut herauszuschmecken und begann, gleichmäßig eben diese Substanz herauszufiltern und in mich aufzunehmen.
    Das war zugegebenermaßen auch für mich eine neue Erfahrung, aber ich wusste, dass mir das Gift nichts anhaben würde. Gleich und gleich gesellt sich gern.
    Als sich kein Tropfen der gefährlichen Flüssigkeit mehr in ihrem Körper befand, zog ich mich zurück. Ich strich mit dem Daumen über die kleinen Löcher an ihrem Hals, aus denen das Blut sickerte, bis sie sich unter meinem geschulten Blick schlossen und makellos zusammen wuchsen, als wären sie nie dort gewesen.
    Ich war zufrieden mit meiner Arbeit.
    Crevi zurrte eben den behelfsmäßigen Verband fest. Erschöpft ließ sie sich zurücksinken. Sie hatte nicht gesehen, was ich getan hatte. Die Menschen sahen nur, was ich sie sehen lassen wollte.
    » Es muss noch genäht werden«, stellte sie fest. »Wir sollten schleunigst aufbrechen.«
    » Der Blutfluss ist gestillt, die Zeit eilt nicht«, widersprach ich ihr gedämpft. »Sie wird es schaffen. Dafür ist

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