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Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition)

Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition)

Titel: Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marnie Schaefers
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Reihe der Gesichter entlang huschte, stand breitbeinig der Sprecher . »Was willst du?«, richtete der Krieger sich an mich.
    » Die Perle«, verlangte ich und umklammerte den Griff des Dolches fester.
    Besorgt betrachtete ich meinen Schützling, der sich vor Pein wand und mit verkrampften Fingern die blutige Oberschenkelwunde umschloss. Verzweifelt versuchte sie , den Blutfluss zu stillen. Sie brauchte dringend meine Hilfe, so viel stand fest.
    Schon wollte ich mich zu ihr hinunterbeugen, als die Soldaten auf mich zutraten und zwei von ihnen mich an den Schultern packten.
    »Sie wollte die Perle stehlen. Dies steht niemandem außer dem Schöpfer zu.« Der Krieger baute sich vor mir auf und überragte mich um mehr als zwei Köpfe. »Dir ebenso wenig.«
    » Da wäre ich mir nicht so sicher.« Ich überlegte. »Lasst mich sie heilen.«
    » Ihr steht es nicht zu, geheilt zu werden.«
    Die Krieger zogen ihre Waffen, die auf die eigene steinerne Art einer Drohung gleich klirrten.
    » Sie wird eines langen qualvollen Todes sterben. Verwundet durch die Waffe aus Stein.«
    Das wirre Gerede des Steinsoldaten machte mich vor Ungeduld ganz krank. Yve durfte nicht sterben! Die Kreatur konnte nicht selbstständig denken und dennoch richtete sie über das Leben eines Menschen.
    Angestrengt suchte ich nach einer Möglichkeit, sie dennoch vor dem sicheren Tod zu bewahren. Allein würde ich gegen die Steinkrieger nicht bestehen. Mein Schatten befand sich unglücklicherweise nicht in der Nähe.
    Ich widerstand dem Drang, den Mann aus Stein anzuschreien, beschränkte mich darauf , ihn finster anzuschauen.
    » Tun Sie etwas!«, rief plötzlich eine Stimme vom Monolithen aus zu uns hinüber. Es war nicht Crevi, sondern Jayden, der zu ihr gekrochen war.
    Der Bettler hatte gut reden!
    Mit einem Schutzzauber legte man sich nicht leichtfertig an. Selbst meinesgleichen nicht.
    » Wofür dieser verdammte Schutz?«, zischte ich und versuchte, mir meinen Ärger nicht anmerken zu lassen. »Was bezweckt ihr?«
    Der Soldat schüttelte den Kopf, als wäre ich ein unwissendes Kind, das es zu belehren galt . »Müsstest du es nicht besser wissen? Der Schöpfer selbst trug uns auf, über die Perle zu wachen. Nur seinem Nachfolger dürfen wir sie anvertrauen. Du weißt, was für katastrophale Folgen es andernfalls haben könnte.«
    Das wusste ich nicht, aber ich hielt es für klüger das nicht zu erwähnen. Also nickte ich und meinte: »Aber sie ist die neue Schöpferin.«
    » Sie?« Der Mann schaute auf Yve hinab. »Nein, ist sie nicht.«
    » Nicht die«, verbesserte ich entnervt. » Sie ! Ihr Name ist Crevi Sullivan .« Mit großspuriger Geste deutete ich auf Crevi, die noch immer in Jaydens Armen hing.
    » Das glaube ich nicht. Wieso hat sie dann nicht die Perle aus meinem Auge entfernt?«
    Zauber waren immer starr, wie mir nun bewusst wurde.
    »Weil sie selbst nicht weiß, dass sie die Schöpferin ist.«
    Ich schaute zu Crevi, die mich unverhohlen anstarrte, zu Jayden, der Crevi anstarrte, und zu Yve, die ihr Leben auszuhauchen drohte.
    » Jayden«, wandte ich mich an den Bettler. »Bring sie her.«
    Zu meiner Überraschung fragte er nicht, woher ich seinen Namen kannte. Er half Crevi auf die Beine. Sie schlurften wankend zu uns her.
    Ich fing die nunmehr taumelnde junge Frau auf, stützte sie zaghaft. Ich war es nicht gewohnt, einem Menschen so nahe zu sein.
    Schnell sandte ich meinen Geist in ihr Bewusstsein und spürte denselben Schmerz, den auch sie empfand. Kurz sah ich mein eigenes Gesicht durch ihre Augen. Es war immer wieder ein verstörendes Gefühl, sich selbst als Fremden zu betrachten. Ich merkte, dass sie mir vertraute, wenngleich sie mich noch nie zuvor gesehen hatte. Jahrelanger Übung verdankte ich es, dass ich sogleich zur Quelle des Übels vordr ingen konnte. Ich schlüpfte in ihre Seele, strich beruhigend über die aufgeschreckten Wogen und ließ ihren Geist und ihren Körper zur Ruhe kommen. Kurz bevor ich sie verließ, sammelte ich ihren Schmerz und nahm ihn mit mir.
    Ein leises Stöhnen entwich mir, als ich mich wieder vollständig in meinem eigenen Körper befand. Crevi stand direkt neben mir und musterte mich aus ihren großen blaugrauen Augen, in denen nun kein Schmerz mehr zu lesen war.
    Ihr Mund öffnete sich, aber sie sagte nichts. Doch ich erkannte, dass sie begriffen hatte, was soeben geschehen war, wenn sie auch nicht das Wie und Warum verstand.
    » Sag ihm, dass du die Schöpferin bist«, brachte ich mit leicht

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