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Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition)

Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition)

Titel: Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marnie Schaefers
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das unterirdische Skogak hinab gestiegen. Ihr Vater wäre stolz auf sie gewesen.
    Leicht melancholisch rief sie sich sein Lächeln ins Gedächtnis, kehrte jäh zurück in die Gegenwart, als hinter ihr eine fremde, verzerrte Stimme erklang. »Wer«, grollte diese in ihrem Rücken, »stielt mein Auge?«
    Crevi wirbelte herum. Ihr Herz schlug von einer Sekunde auf die nächste bis zum Hals. Vor ihr erwachte der tote Steinkrieger zum Leben.
    Mit schreckensgeweiteten Augen konnte sie sich keinen Zentimeter von der Stelle rühren. Die unwirkliche Kreatur machte einen langen Schritt von ihrem Sockel herunter. Der Stein knirschte grässlich und feine Bröckchen rieselten aus dem Gelenk.  
    Ehe sie reagieren konnte, stand er vor ihr, brüllte und hob sein Schwert.
    Jemand grub ihr die Finger in den Arm und riss sie mit sich. Taumelnd stolperte sie Yve hinterher, starrte mit offenem Mund auf das Steinschwert, das nur Sekunden darauf, an eben jener Stelle einschlug, an der sie zuvor gestanden hatte. Der ebene Boden riss unter der Gewalt dieses Schlags.
    Keuchend umklammerte Crevi die Hand ihrer Freundin, die ebenso wie ihre schweißnass geworden war.
    » Nichts wie weg hier!«, stieß Yve hervor und rannte los.
    Das ließ sie sich nicht zweimal sagen. Schnell hatte Crevi den ersten Schock überwunden. Gemeinsam hasteten sie über den Platz auf den Treppenaufgang zu, über den sie den Zirkel betreten hatten. Sie bremsten abrupt ab, als sich ein steinernes Bein von der Dicke eines Baumstumpfes davor schob. »Gütiger Gott!«, entfuhr es Yve.
    Crevi konnte ihren Augen kaum trauen. Der große Krieger setzte behände und äußerst lebendig ein Bein vor das andere und baute sich monströs vor ihnen auf. Ein Wächter, wahrhaftig.
    Wieder wurde sie herumgerissen, einen anderen Ausweg suchend. Sie hielten auf eine zweite Treppenflucht zu.
    Wild huschte ihr Blick von einer Seite zur anderen. Überall kam plötzlich Leben in die steinernen Fratzen. Die Soldaten zückten ihre Waffen und marschierten von ihren Plätzen, drängten unaufhörlich vorwärts. Sie waren überall. Wohin man auch blickte.
    Schwer atmend eilte sie Yve hinterher. Ohne ein klares Ziel vor Augen. Wohin sollten sie sich auch wenden? Angstschweiß stand ihr auf der Stirn.
    Einer der Krieger erreichte sie und schwang eine Axt über seinen hässlichen Schädel. Fast hätte er Crevi erwischt, wäre Yve nicht mit ihrem Degen zur Stelle gewesen. Kreischend splitterte das Eisen, der Steinsoldat wich knurrend zurück. Fluchend ließ die Rebellin die nutzlos gewordene Waffe zu Boden fallen. »Zum Monolithen«, brachte sie stockend hervor.
    Etwas anderes blieb ihnen kaum übrig.
    Von links schnitten ihnen gut dreizehn Steinkrieger den Weg ab. Von rechts stürmte Verstärkung nach.
    Hand in Hand tauchten sie unter den Angriffen heimtückischer Feinde hinweg, rannten weiter, einfach weiter, immer den weißen Monolithen im Blick, der aus irgendeinem Grunde ihre einzige Hoffnung war.
    Crevi konnte keinen klaren Gedanken fassen, alles ging furchtbar schnell. Tote Gesichter huschten an ihr vorüber, kalte Münder bewegten sich und groteske Hände griffen nach ihnen.
    Rasselnd pfiff ihr der Atem in der Kehle, ihre Brust schmerzte, ihre Haut wurde klamm.
    Noch immer war der Monolith so schrecklich weit entfernt. Und was sollten sie erst tun, wenn sie ihn erreicht hatten?
    Ihre Beine schmerzten, aber sie strauchelte weiter. Die Furcht trieb sie vorwärts.
    »Vorsicht!«, schrie Yve unvermittelt.
    Schräg hinter ihr schoss der Speer eines Kriegers heran. Instinktiv ließ Crevi sich fallen, hechtete zur Seite und überschlug sich einmal. Die Welt verschwamm und Übelkeit kroch ihre Kehle hoch. Adrenalin schoss durch ihren Körper.
    Sie schüttelte die Benommenheit ab. Der Sturz hatte ihr die Hände und Knie blutig geschürft, aber daran verschwendete sie keinen weiteren Gedanken.
    Durch den Vorhang ihrer Haare erkannte sie, wie Yve, die in entgegengesetzte Richtung davon gesprungen war, sich stöhnend aufzurichten versuchte.
    Der Stein unter dem riesigen Stiefel des Kriegers bekam einen Riss. Gerade so, als wolle er den Feind daran hindern, die Rebellin zu erreichen.
    Yves Blick traf den ihren, da holte der Soldat ein weiteres mal aus und stieß zu. Die Rebellin versteifte sich, als sich der Steinspeer in ihren Oberschenkel bohrte und ein entsetzter Schrei entwich ihr, der in ein gequältes Stöhnen überging.
    Crevis Kopf ruckte herum. Die übrigen Krieger hatten von ihr abgelassen.

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